Die Ansprüche sind hoch: Etwas mit dem Zauberstab wedeln wie bei Disney’s Cinderella genügt nicht fürs royale Hochzeitskleid von Meghan Markle.
Es war einmal sehr einfach: Die gute Fee schwang den Zauberstab für Cinderella, und fertig war das perfekte Kleid. So bezaubernd, um Einlass ins Schloss und das Herz des Prinzen zu erhalten.
Und wenn die gute Fee aus Walt Disneys Zeichentrickfilm von 1950 nicht gestorben ist, dann rappelt sie sich heute vielleicht noch einmal auf, um Cinderella etwas Passendes auf den Leib zu zaubern. Allerdings muss sie erst einmal ein Expertengremium einberufen: Anna Wintour darf nicht fehlen. Für das Styling müssen mindestens sieben Zwerge ran, genauso wie ein Verantwortlicher fürs Hofprotokoll. Und auch auf den Rat der nationalistischen und feministischen Weisen muss die gute Fee hören. Ganz so unschuldig wie früher kann heute selbst ein weisses Kleid nicht mehr sein.
Das zumindest lassen die Spekulationen um die Wahl von Meghan Markles Hochzeitskleid vermuten: Prunkvoll soll das Kleid wirken, aber nicht prunksüchtig. Britisch soll seine Herkunft sein, aber doch die Welt umarmen, wie einst das Empire selbst. Modernität soll es ausstrahlen und der Tradition Rechnung tragen. Und dann ist da noch der Schatten der Vergangenheit, lang wie die Schleppe und breit wie die Schultern des legendären Kleids, das Prinzessin Diana zu ihrer Hochzeit mit Prinz Charles getragen hatte. Auf dem Spiel steht weit mehr als nur der Ruf einer Stil-Ikone. Es geht um die Neudefinition der britischen Krone in Zeiten von Brexit, Netflix und der Kardashians. Prinz Harry, an sechster Stelle der Thronfolge, muss sich da schon in Las Vegas nackt auf den Kopf stellen, um so viel königlichen Einfluss wie die Brautmode seiner Angebeteten zu erlangen. Ihre Wahl kann einem Designer die Krone aufsetzen oder ihn ins Verderben stürzen: Oder was passiert mit Ralph & Russo, sollte das Label, das derzeit als Favorit für den Job gehandelt wird, den royalen Zuschlag am Ende doch nicht bekommen?
Well, man kann nur hoffen, dass die angehende Braut trotz allem auf ihre eigene Stimme hört. Um zu wissen, was gut für sie ist, brauchen Frauen wie Meghan Markle heute zum Glück keine guten Feen mehr.