eBalance: Fasten als Einstieg zum Abnehmen?
- Text: Ruth Ellenberger; Foto: SXC
Nach den üppigen Festtagen präsentiert einem die Waage leider meist die böse Quittung: Sie zeigt ein paar Kilo mehr an. Um diese möglichst schnell wieder loszuwerden, scheinen radikale Null-Kalorien-Methoden wie das Fasten ideal.
Fasten entgiftet den Körper und ist ein guter Einstieg in ein schlankeres und gesünderes Leben. Doch wer sich erhofft, mit Hilfe einer Fastenkur eine generelle Ernährungsumstellung zu schaffen, täuscht sich gewaltig. annabelle.eBalance.ch kommentiert die fünf häufigsten Behauptungen, die in Fasten-Ratgebern zugunsten des temporären Nahrungsverzichts angeführt werden.
«Giftstoffe und Schlacken werden beim Fasten ausgeschieden.»
Das ist eine Mär: Im menschlichen Stoffwechsel fallen gar keine Schlackenstoffe an. Sämtliche «Abfallprodukte» im Organismus werden laufend über Darm, Niere, Lunge und Haut ausgeschieden. Anderenfalls wäre allen nicht fastenden Personen ein Tod an Überschlackung sicher.
«Fasten ist die ideale Gelegenheit zu einer generellen Ernährungsumstellung.»
Das Gegenteil ist der Fall. Wer fastet, weicht sowohl einer Analyse des alltäglichen Ess- und Bewegungsverhaltens wie auch einer schrittweisen Umstellung aus. Beides ist aber eminent wichtig: Wer es nicht schafft, eine abwechslungsreiche, kalorienreduzierte Ernährung und vermehrte Bewegung im Alltag einzubauen, wird sein Wunschgewicht nicht langfristig halten können. Ausserdem wird der Jo-Jo-Effekt durch nichts so stark gefördert wie durch radikalen Nahrungsentzugs- und Hungerphasen. Denn der Körper nimmt sie als Notsituation wahr und reagiert sehr ungnädig darauf: mit Kompensations-Hunger.
«Fastenkrisen sind ein willkommenes Zeichen dafür, dass der innere Reinigungsprozess im fortgeschrittenen Stadium ist.»
Eine absurde Aussage. Fastenkrisen mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen und Schweissausbrüchen sind vielmehr Alarmsignale des Körpers und ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Unterzuckerung, Blutdruckabfall oder der hohe Gehalt an Ketonkörpern (Abbauprodukte, die im Hungerstoffwechsel anfallen) im Blut können die Ursache dafür sein. Nicht selten kommt es beim Fasten zu akuten Gichtschüben. Personen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel sollten deshalb auf keinen Fall fasten. Ebenso tabu ist es für alle, die Psychopharmaka einnehmen müssen oder an Diabetes Typ I oder II leiden.
«Eine Fastenkur reinigt Körper und Seele und macht frei für einen Neustart in ein schlankes Leben.»
Für übergewichtige oder vermeintlich übergewichtige Personen, die sich emotional labil fühlen und deren Gedanken immerzu ums Essen respektive ums Nichtessen kreisen, wirken solche und ähnliche Versprechen wie eine Offenbarung. Aber gerade sie sollten sich niemals darauf einlassen. Fastenkuren sind nicht selten der auslösende Faktor für eine Essstörung. Die Angst vor dem Nahrungsverzicht und das gleichzeitige Fehlen einer Strategie für den auf die Fastenzeit folgenden Alltag verstärken die Ohnmachtsgefühle zusätzlich. Das Einüben kleiner Schritte im Alltag und in Richtung Ernährungsveränderung stärkt dagegen die Handlungsfähigkeit und führt letztlich zu einer selbstbestimmten, nachhaltigen Gewichtreduktion.
«Fasten reinigt den Darm und verbessert die Verdauungstätigkeit.»
Der Darm bedarf keiner Reinigung, er braucht Nahrung, um in Bewegung und gesund zu bleiben. Die Darmbewegung (Peristaltik) und die Darmflora sind auf eine ausreichende Füllmenge und auf Stoffe angewiesen, die das Wachstum der gesunden Darmbakterien fördern. Das erreicht man am besten mit einer Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Obst und Gemüse ist. Auch probiotische Milchprodukte und Milchsäurebakterien, wie sie in Sauerkraut und Sauerrüben vorkommen, sind beste Medizin für den Darm.
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