Nach dem Tod des autokratischen Präsidenten Juan Perón im Juli 1974 glitt Argentinien immer mehr ins politische und wirtschaftliche Chaos ab. Am 24. März 1976 putschte das Militär unter Führung von General Jorge Videla. Die argentinische Diktatur (1976–1983) war die wohl grausamste in Lateinamerika. Rund 30 000 Gegner des Regimes wurden verschleppt, gefoltert, ermordet. Mindestens 500 Kinder wurden in den Folterzentren geboren.
Am 22. Dezember 2010 wurde Jorge Videla wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt. Seit März laufen mehrere Prozesse wegen Kinderraubs Airesgegen ihn. Die Urteile werden Ende Jahr erwartet. Gegen rund 1600 Täter wird noch ermittelt.
Am 22. Oktober 1977 versammelten sich zwölf Frauen mit Fotos ihrer verschleppten Söhne und Töchter auf der Plaza de Mayo vor dem Regierungspalast in Buenos Aires. Aus der kleinen Gruppe entstanden zwei Menschenrechtsorganisationen: die Madres de Plaza de Mayo und die Abuelas de Plaza de Mayo (Mütter und Grossmütter vom Mai-Platz). Sie verlangen die Herausgabe der Leichen und demonstrieren bis heute jeden Donnerstag. Immer wieder werden sie von Anhängern des Militärs bedroht. Die Abuelas reichten Sammelklagen gegen die Folterer ein und wurden 2010 für den Friedensnobelpreis nominiert.
Lesen Sie hier die Reportage über Belén Gentile, deren Eltern auch vom Militär getötet wurden.