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Diese Frauen sorgten für Überraschungen

Diese Frauen sorgten für Überraschungen

  • Text: Jessica Prinz; Fotos: Keystone SDA

Der Wähleranteil sank bei den Parlamentswahlen 2019. Dennoch gibts auch erfreuliche Nachrichten: Das Parlament wird ab der kommenden Legislatur eindeutig weiblicher.

Der Wahlsonntag 2019 ist vorbei – mit überraschenden Ergebnissen. Der neue Nationalrat wird grüner, jünger – und weiblicher. Zwanzig Sitze gewinnen die Frauen in der grossen Kammer, die Anzahl steigt somit von 64 auf 84 Frauen im Nationalrat. Seit sich Frauen im Jahr 1971 erstmals zur Wahl aufstellen und auch wählen lassen durften, stieg der Frauenanteil jeweils um 3 bis 4 Prozentpunkte. In diesem Jahr gab es jedoch einen erfreulichen Zuwachs von zehn Prozentpunkten. Betrug der Anteil der Frauen während der aktuellen Legislatur 32 Prozent, steigt er in der kommenden Periode, deren Start mit der Wintersession am 2. Dezember eingeläutet wird, auf 42 Prozent. Auch wenn 631 der 1574 Personen auf den Parteilisten Frauen waren, so viele, wie noch nie, – dass der Frauenanteil im Parlament derart steigen würde, damit hatte man wohl nicht zu rechnen gewagt.

Noch erfreulicher sehen die parteiinternen Entwicklungen aus: In allen Parteien ausser der CVP blieb die Anzahl gewählter Frauen gleich oder stieg an. Die SP und die Grünen haben in ihren Fraktionen neu einen Frauenanteil von über sechzig Prozent, auch die GLP schafft die Balance und kommt auf fünfzig Prozent. Im Gegensatz dazu herrscht bei der FDP mit 35 Prozent noch Nachholbedarf, die CVP und SVP kommen sogar auf einen noch kleineren Frauenanteil. Nachdem die beiden Kantone Obwalden und Zug zum ersten Mal eine Frau in den Nationalrat schicken, bleiben nun nur noch zwei Kantone übrig, deren Vertreter im Parlament noch nie weiblich waren: Glarus und Appenzell Innerrhoden, jener Kanton also, welcher vor gerade mal 19 Jahren das Frauenstimmrecht einführte.

Egal, ob politisch aktiv oder nicht: In diesem Jahr seien die Frauen zusammengestanden wie noch nie zuvor, sagte GLP-Politikerin Corina Gredig nach ihrer Wahl in den Nationalrat zu SRF. Laut der Interparlamentarischen Union stieg die Schweiz dank dieser erfreulichen Entwicklungen auf Platz 6 aller europäischer Parlamente, gleich hinter Andorra, Spanien, Schweden, Finnland und Belgien. Weltweit gesehen lagen wir vor den Wahlen auf Platz 38, nun auf Platz 15. 

Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung ist also getan, auch wenn mit der Wahl der weiblichen Parlamentarier die Arbeit noch nicht erledigt ist. Doch Kathrin Bertschy ist überzeugt: «Es wird zur Normalität, dass Frau politisiert. Das war schon lang an der Zeit.» Bertschy ist Mitinitiantin der überparteilichen Organisation Helvetia ruft, deren erklärtes Ziel es war, mindestens vierzig Prozent Frauen ins Parlament zu bringen. Dieses Ziel ist schon mal erreicht. 

Welche Frauen am Wahlsonntag für Überraschungen sorgten, sehen Sie in der Bildergalerie.

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1.

«Der Frust über die verlorenen SP-Sitze überwiegt die Freude über meine Wahl. Wir hätten Adrian Wüthrich und Corrado Pardini dringend als Vertreter der SP gebraucht.», sagt die 29-jährige SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. Die «Feministin, Antinationalistin und Antikapitalistin aus Überzeugung», wie sie sich selbst beschreibt, galt als umstrittene Kandidatin. Dennoch wurde sie gewählt und konnte somit für die SP einen Sitz im Parlament halten.

2.

Obwalden stellt endlich eine Parlamentarierin. Als erste Frau vertritt Monika Rüegger von der SVP in der kommenden Legislatur die Interessen der Obwaldnerinnen und Obwaldner, auch wenn sie parteiintern zuerst umstritten war. Ganz knapp, mit weniger als hundert Stimmer Vorsprung auf den zweitplatzierten CVP-Mann Peter Krummenacher.  «Es war wichtig, dass ich bürgernah und bei den Leuten war. Dass sie mich kennenlernen konnten. Dadurch merkten sie vielleicht, dass ich eine von ihnen bin.»

3.

Auch die Zuger schicken endlich eine Frau ins Bundeshaus.«Es ist eine riesige Ehre, als erste Frau den Kanton Zug in Bern zu vertreten», sagt die Alt-Regierungsrätin der Alternative – die Grünen. Der Fokus ihrer Politik liegt auf der Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie auf dem Wachstum mit Grenzen, denn «eine intakte Natur, Kultur und Gemeinschaft dürfen in meinen Augen nicht kurzfristigem Profitdenken geopfert werden».

4.

Die Wahl der jungen Genfer Politikerin ist noch nicht bestätigt, im ersten Wahlgang am Sonntag wurde kein absolutes Mehr erreicht. Dennoch: Sie hat mit 41 757 Stimmen einen Vorsprung auf den Sozialdemokraten Carlo Sommaruga (SP) mit 38 344 Stimmen. Abgeschlagen hinter dem grün-roten Duo liegt der Freisinnige Hugues Hiltpold. Offenheit, Innovation, ökologische und soziale Sensibilität – dafür will sich die 31-Jährige im Parlament an der Seite von Carlo Sommaruga einsetzen.

5.

Nachdem sie im letzten Jahr den Sprung in den Bundesrat nicht geschafft hatte, hat die Urnerin Heidi Z’graggen nun doch noch einen Weg ins Parlament gefunden. Entgegen aller Prognosen hielt sich die CVP an diesen Wahlen stabil, sie verliert lediglich einen Sitz im Nationalrat sowie 0.3 Prozent der Stimmen. Der Kanton Uri hat mit der promovierten Politikwissenschafterin seine erste Ständerätin. Wenn Ende November die kleine Kammer definitiv besetzt sein wird, wird sie eine von mindestens fünf Frauen im Ständerat sein.