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Diese Accounts machen Catcalling sichtbar – von New York bis Zürich

Zeitgeist

Diese Accounts machen Catcalling sichtbar – von New York bis Zürich

  • Text: Kerstin Hasse
  • Text: Kerstin Hasse; Foto: Instagram catcallsofnyc

Frauen auf der ganzen Welt haben es satt, dass sie auf offener Strasse angemacht und belästigt werden. Sie schlagen zurück – bewaffnet mit Kreide. Auf Instagram gibt es mittlerweile Catcalling-Accounts von New York bis Zürich, die sexuelle Belästigung zum Thema machen.

«Es wird sich so gut anfühlen, du wirst es nicht Vergewaltigung nennen»

«Zieh das doch nicht an, wenn du nicht willst, dass ich hinschaue»

«Zeig mir deine P*ssy!»

«Ey, chum mit, ich han Geburtstag und will no öpis f*cke»

All diese Dinge wurden Frauen auf offener Strasse zugerufen. In New York, London, Rom oder Zürich. Wer sich durch die mittlerweile über hundert Catcalling-Accounts auf Instagram klickt, merkt bald: Sexismus funktioniert überall auf dem Globus gleich ekelhaft. Was man liest, ist harte Kost. Üble Sprüche, stupides Machogehabe und eindeutige verbale Belästigung.

«Es hilft den Leuten»

Die Bewegung der Catcalling-Accounts nahm ihren Anfang bereits 2016 in New York. Die Aktivistin und damalige NYU-Studentin Sophie Sandberg war die Initiantin hinter dem Projekt. Ihre Idee: Frauen können ihr per Nachricht mitteilen, wo ihnen in New York welcher Vorfall passiert ist – ob das nun ein Nachpfeifen war oder ein übergriffger Spruch. Sie schreibt den genannten Spruch mit Kreide auf die entsprechende Strasse oder den entsprechenden Platz.

Über vier Jahre später zählt Sandbergs Kanal über 800 Beiträge und 184 000 Follower. Frauen hätten sie auf der Strasse angehalten, um ihr für das Projekt zu danken, sagte sie gegenüber CNN. «Ich denke, es hilft den Leuten wirklich, nachdem sie belästigt wurden, teilen zu können, was ihnen passiert ist.» Auch in der Schweiz gibt es mittlerweile mehrere Accounts, etwa aus Basel, Bern oder Zürich. «Wir kommen fast nicht nach mit dem Kreiden», sagt eine der Zürcher Initiantinnen gegenüber dem «Tages Anzeiger». Ihre Botschaften sollen ein klares Signal senden und darauf aufmerksam machen, dass dieses respektlose Verhalten in der Öffentlichkeit passiere.

Catcalling denormalisieren

Über das Instagram-Movement, das Frauen von Mexiko über Kairo bis Paris verbindet, steht mittlerweile eine Dach-Organisation. Chalk Back wurde von Sandberg mitgegründet. Die Organisation spannt sich über sechs Kontinente, 49 Länder und 150 Städte hinweg. «Unser Ziel ist es, Menschen einen Ort zu geben, an dem sie ihre Geschichten über Belästigung teilen können, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und letztendlich Catcalling zu denormalisieren», heisst es auf der Homepage. Aus einem einzigen Instagram-Kanal ist ein globales Netzwerk entstanden, dass auf kreative Art und Weise Belästigung im öffentlichen Raum bekämpft. Mit nichts weiterem als ein paar bunten Kreidestiften.