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Die Finanzexpertin: So gelingt Anlegen ohne Mental Load
- Text: Corinne Brecher
- Bild: Stocksy; Collage: annabelle
Finanzielle Vorsorge, die kein weiterer Punkt auf der To-do-Liste ist: Unsere Finanzexpertin Corinne Brecher erklärt, wie ihr ohne zusätzlichen Mental Load anlegen könnt.
Wenn du dich bei deiner kranken Mutter nach dem Wohlbefinden erkundigst, deinen Mann an die Steuern erinnerst, an die Geschenke für Verwandte denkst, den Kindergeburtstag organisierst, über Erziehung nachdenkst – dann ist das Mental Load.
Der Begriff stammt aus der Arbeitswelt der Siebzigerjahre, bezeichnet heute jedoch vor allem das Familienmanagement. Er umfasst die Belastung, welche das ständige Drandenken und Organisieren auslöst. Mental Load ist nicht nur das Abarbeiten endloser To-do-Listen, sondern auch, die anderen an ihre Aufgaben zu erinnern. Dies führt dazu, dass es im Kopf ständig rattert – auch am Feierabend und am Wochenende.
Mit WC-Papier-Test bestimmen, wer mehr Mental Load trägt
Bei einem Paar – egal ob mit Kindern oder nicht – trägt meistens eine Person mehr Mental Load. Bist du es? Mach den WC-Papier-Test: Wer merkt zuerst, dass es aufgebraucht ist? Wer erinnert die andere Person daran, es einzukaufen? Typischerweise übernehmen die Frauen dieses private Projektmanagement. Das liegt an den traditionellen Rollenbildern unserer Gesellschaft.
Männer spezialisieren sich tendenziell auf die Erwerbsarbeit, Frauen eher auf die Sorgearbeit. So kommt es, dass der Mental Load bedeutend öfter von den Frauen gestemmt wird. Männer hingegen tragen traditionellerweise die Financial Load, die Hauptverantwortung für die finanzielle Versorgung der Familie. Gleichmässiger verteilen gleichgeschlechtliche Paare diese Aufgaben. Doch auch sie fallen häufig in Rollenmuster, sobald sie Kinder haben.
Es droht ein finanzieller Kollaps
Bei alleinerziehenden Frauen verbessert sich die Situation nach der Trennung oft: Der Mental Load wird kleiner, weil die Erinnerung des Partners wegfällt, seine Punkte auf der To-do-Liste zu erledigen. Hinzukommt jedoch eine grössere Financial Load, insbesondere, wenn man bis anhin hauptsächlich auf die Care-Arbeit fokussierte.
Hausfrauen müssen offiziell nach einer Scheidung für sich selbst aufkommen. Das hat das Bundesgericht jüngst mehrfach entschieden, mit der Begründung, Gleichstellung müsse konsequent umgesetzt werden. Die Herren in Lausanne haben leider ignoriert, dass dafür die Voraussetzungen wie bezahlbare Kinderbetreuung, Tagesschulen oder Lohngleichheit noch nicht erfüllt sind. Folglich droht diesen Frauen ein finanzieller Kollaps.
Empfehlung: Mindestens zwei Siebzig-Prozent-Pensen
Ich muss dicht enttäuschen, ein Rezept gegen Mental Load habe ich nicht, aber zumindest eines für finanzielle Entlastung: Bleibt ihr in einer Ehe wie im Konkubinat beide erwerbstätig, auch wenn ihr Kinder habt. Die Empfehlung liegt bei mindestens zwei Siebzig-Prozent-Pensen. Im Falle einer Scheidung können beide die Einbussen in der AHV und der Pensionskasse abfedern.
Verlass dich nicht auf die Lösungen der Judikative und Legislative. Finde eine mit deinem:deiner Partner:in, solang ihr ein Team seid. Dazu gehört, demjenigen:derjenigen mit dem tiefprozentigen Pensum die Pensionskasse und dritte Säule aufzufüllen. Nach dem WC-Papier-Test machst du dann einen Anleger:innentyp-Test und investierst monatlich in einen Fondssparplan. Der läuft automatisiert und generiert keinen neuen Punkt auf deiner To-do-Liste.
Für Corinne Brecher (31) ist die finanzielle Bildung von Frauen ein Herzensprojekt. Bei uns berichtet die unabhängige Betriebswirtschafterin und Mentorin regelmässig aus der Welt der Finanzen.