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Die Finanzexpertin: Lass dich gut beraten
- Text: Corinne Brecher
- Bild: Stocksy; Collage: annabelle
Du möchtest dein Geld nachhaltig anlegen, ohne über den Tisch gezogen zu werden? Unsere Finanzexpertin gibt Rat, worauf du achten solltest.
Stell dir vor, dein Erspartes liegt seit Jahren nur auf dem Konto. Dir wird bewusst, dass dein Geld mit der aktuellen Tiefzinspolitik eher ab- als zunimmt, deshalb triffst du dich noch gleichentags mit deinem/deiner Bankberater:in. Abends erzählst du deinen Freund:innen stolz von deinem Anlage-Entscheid. Dein Angespartes wird ab sofort dank einem nachhaltigen Aktienfonds für dich arbeiten.
Deine Freund:innen sind neugierig und fragen nach: Wie funktioniert so ein Fonds? Fallen dafür Gebühren an? Woran erkennt man eine nachhaltige Aktie? Du kramst die Anlagedokumentation aus deiner Handtasche hervor und versuchst die Fragen zu beantworten. Ohne Erfolg. Mist!
Zuhause studierst du das Dossier und merkst: Dein Fonds wird aktiv von einem Investment-Team gemanagt und frisst jährlich 2.8 Prozent Gebühren. Deine Anlage muss somit eine Rendite von fast 3 Prozent erzielen, damit dein Geld nicht an Wert verliert. Du bemerkst zudem, dass rund 30 Prozent deines Anlagevermögens in Firmen fliesst, die im Erdöl- und Waffengeschäft tätig sind. Von Nachhaltigkeit keine Spur.
«Frag nach passiven Anlageprodukten, verlange eine Gesamtkostenaufstellung und frag, ob das vorgeschlagene Produkt eine Zertifizierung hat»
Szenarien wie dieses gehören eher zur Regel als zur Ausnahme. Nimm deshalb folgende Fragen zum Gespräch mit dem/der Bankberater:in mit:
- Frag nach passiven Anlageprodukten wie Exchange Traded Funds (ETFs). Damit stellst du sicher, dass die jährliche Gebühr deines Anlagevehikels unter 1 Prozent bleibt. Bereite dich vor, dein:e Bankberater:in wird nicht erfreut sein über die Frage nach passiven Produkten, da die Banken mit aktiven Fonds einiges mehr verdienen.
- Verlange eine Gesamtkostenaufstellung, dazu gehören die Preise für die Kontoführung wie auch Zusatzkosten für ein Depot und die Transaktionskosten. Leider ist in puncto Geldanlage die Hausbank meist die teuerste Lösung. Behalte dort dein Haushaltskonto, aber wickle deine Anlagestrategie über einen Onlinebroker ab, damit sparst du schnell Hunderte von Franken pro Jahr.
- Frag, ob das vorgeschlagene Produkt eine Zertifizierung hat. Nachhaltig ausgerichtete ETFs tragen Zusätze wie «ESG» (Environmental Social Governance) oder «SRI» (Socially Responsible Investing).
Bleibt nach dem Gespräch trotzdem ein ungutes Gefühl zurück, trau dich, deine Anlage gegebenenfalls selbst in die Hand zu nehmen.
Für Corinne Brecher (30) ist die finanzielle Bildung von Frauen ein Herzensprojekt. Bei uns berichtet die unabhängige Betriebswirtschafterin und Mentorin regelmässig aus der Welt der Finanzen.