Die Finanzexpertin: Investiert für eure Kinder
- Text: Corinne Brecher
- Bild: Stocksy; Collage: annabelle
Einfach einen Batzen aufs Sparkonto oder doch in Aktien investieren? Unsere Finanzexpertin gibt Rat, welche Anlagestrategie du für die finanzielle Zukunft deiner Kinder wählen kannst.
Wer sich in meinem Geburtsjahr 1990 eine Aktie des Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli gekauft hat und sie bis heute hält, kann sich freuen. Aus rund 1000 Franken sind nach dreissig Jahren satte 100 000 geworden. Hätten mir meine Eltern zur Geburt eine Aktie gekauft, wäre heute aber eventuell nicht nur mein Depot praller; Namen-Aktien-Inhaber:innen erhalten nämlich jedes Jahr zu den Dividenden einen 4 Kilo schweren Koffer voll Schoggi.
Obwohl ich als Schokoladenliebhaberin nur ungern teile, würde ich mir eine Teilung der Aktien wünschen: Im Jahr 2000 führte Lindt den ersten Aktiensplit im Verhältnis von 1:5 durch. Dadurch wurde die Aktie für viele neue Anleger:innen wieder erschwinglich, was das Ziel eines Aktiensplits ist.
Die Freude über einen solchen Aktiensplit wäre beim Publikum heute wohl so gross wie jene meiner Tochter über den Bananensplit, in dem sie gerade genüsslich herumstochert – und den sie sich im Haar verteilt. Doch derzeit gibt es keinerlei Anzeichen dafür. Und so überlege ich mir, wie ich ihr und ihrem Bruder die Zukunft sonst noch finanziell versüssen könnte.
Gedanklich treibe ich das nötige Startkapital auf: Es macht zum Beispiel Sinn, ab sofort die Kinderzulagen monatlich in Tranchen zu investieren. Bei einer Einmaleinlage ist das Risiko hoch, dass ihr den Titel zum teuersten Zeitpunkt erwerbt. Daueraufträge auf das Depot hingegen sind gebührentechnisch smarter; weil sie jeweils zu unterschiedlichen Kursständen kaufen, greift letztlich der sogenannte Durchschnittskosteneffekt.
«Ich richte die Anlagestrategie meiner Kinder nachhaltig und zukunftsorientiert aus, indem ich in themenbasierte ETFs investiere»
Nachdem nun die Frage der Mittelherkunft geklärt und die Investitionshöhe mitsamt Einzahlungsrhythmus festgelegt ist, muss ein anständiges Anlageprodukt her. Unter anständig verstehe ich alles, was Kinder nicht sind: pflegeleicht, kostengünstig und abenteueravers.
Wenn ihr meine Kolumne schon länger lest, wisst ihr, was jetzt kommt: Die Kinderzulagen werden in börsengehandelte Indexfonds, also Exchange Traded Funds, kurz ETFs, investiert. Die sind wesentlich anständiger als Einzeltitel.
Stock-Picking hingegen ist keine pflegeleichte Strategie, denn da braucht man neben Zeit auch viel Erfahrung in der fundamentalen und technischen Aktienanalyse. ETFs sind kostengünstig, weil sie passiv verwaltet werden. Die jährlichen Kosten pro Produkt auf Ihr investiertes Kapital betragen weniger als 1 Prozent. Ihr setzt das Kindergeld auch nicht abenteuerlichen Kursveränderungen aus, denn durch die breite Streuung der Anlagen verringert sich euer Risiko und Schwankungen können besser abgefedert werden.
Zum Schluss richte ich die Anlagestrategie meiner Kinder nachhaltig und zukunftsorientiert aus, indem ich in themenbasierte ETFs investiere. Neben vielversprechenden Zukunftsbranchen wie Blockchain-Technologie, Cybersecurity, Elektromobilität oder E-Sports, fliesst das Kindergeld auch in ETFs mit dem Fokus auf fleischlose Ernährung oder erneuerbare Energien.
Für ein Schoggiläbe wird die Rendite nicht reichen, aber sehr wohl für eine gute Ausbildung. Und ganz sicher für ein paar Bananensplits mit Lindt-Schokolade.
Für Corinne Brecher (30) ist die finanzielle Bildung von Frauen ein Herzensprojekt. Bei uns berichtet die unabhängige Betriebswirtschafterin und Mentorin regelmässig aus der Welt der Finanzen.
Was soll ich sagen, Corinne Brecher ist ein Vorbild für jede Mama. Genau das ist die Vorsorge, die wir alle gerne gehabt hätten. Danke für den tollen Beitrag.