Der originale Betruf von der Alp
- Text: Sven Broder
Der Betruf ist eine in den katholischen Berggebieten jahrhundertealte Tradition.
Im Alpstein ist er schon 1411 schriftlich bezeugt. 134 verschiedene dieser mystischen Gesänge und Gebete ertönen bis heute an Sommerabenden vom Säntis bis zum Pilatus, vom Sarganserland bis ins Entlebuch und ins Lötschental. In reformierten Bergkantonen hingegen wurde das «abgöttische Ave-Maria-Ruefen» teils unter Androhung hoher Strafen früh untersagt. Die Älpler, und wenige Älplerinnen, rufen zu Gott, zu Maria und Jesus um Schutz und Schirm. Danach flehen sie die ihnen bekannten Bauernheiligen und Kichenväter an, während der Nacht auf der Alp Wache zu halten. Je nach Gegend sind Anzahl und Namen der angerufenen Heiligen verschieden. Spitzenreiter und damit der in Betrufen am häufigsten angeflehte Heilige ist Wendelin, der Hüter der ganzen Herde. Ihm folgt Antonius als Schutzpatron besonders der Schweine. Beliebt sind auch Gallus, Josef, Bruder Klaus und Martin, wie Tonisep Wyss in seinem Buch «Der Betruf» dokumentiert.
Und dies ist der Innerhoder Alpsegen, in dieser Version gerufen seit 1984:
Ave Maria
Es walte Gott ond Maria
B’hüets Gott ond erhalts Gott
B’hüets Gott ond öse lieb Herr Jesus Christ
Lyb ond Seel, Hab ond Guet, wo of dem Beg omme ischt
B’hüets Gott ond de hälig Sant Moritz s ganz Land
ond schick syni Gschpane ommenand
B’hüets Gott ond de hälig Sant Marti
de s guet lieb Vech bewahr ond erhalti
B’hüets Gott ond de hälig Sant Antoni
De s guet lieb Vech vo Ogföll verschoni
B’hüets Gott ond de hälig Sant Sebaschtia
dass ösem Vech ke Gsöcht ond ke Chranked schade cha
B’hüets Gott ond de hälig Sant Gall
mit ösere liebe Hälige all
B’hüets Gott allsame, seis Fründ oder Fend
ond die lieb Muetter Gottes mit ehrem Chend
Ave Maria
B’hüets Gott ond erhalts Gott ond s hälige Chrüz
Gelobt sei Jesus Chrischt i ali ali Ebigkeit. Amen
Ave, Ave, Ave Maria