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Der Fluch des Heiligen Abends: Immer geht etwas bei uns schief

Leben

Der Fluch des Heiligen Abends: Immer geht etwas bei uns schief

Bei Lifestyle-Praktikantin Isabel Gajardo ist Heiligabend die Zeit der Missgeschicke und kleineren Katastrophen. Eine heitere Weihnachtsgeschichte.

Ich nehme es gleich vorneweg: An Heiligabend gehen bei mir zu Hause Dinge schief. Einmal, die Familie stand sehr einträchtig mit Cüplis um den festlich geschmückten Baum, entschied das über zwei Meter hohe Exemplar, dass es genug von der Party hatte und begann, dramatisch umzukippen. Mein Onkel hatte die schnellsten Reflexe und fing den Baum auf, bevor er über die festlich geschmückte Tafel krachte.

Ein Jahr später ging mein Cousin während dem Apéro kurz zur Toilette – und kam nicht wieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir bemerkten, dass das Türschloss unseres winzigen Gästeklos den Geist aufgegeben hatte und er auf zwei Quadratmetern eingemauert war. Mit Häppchen und Getränken in der Hand standen wir dann vor der Klotür, beratschlagten, wie wir den Cousin aus seiner misslichen Lage befreien könnten («Wir sprengen hier gleich die Tür. Olli, halt den Kopf mal in die Kloschüssel!»), und schauten schliesslich meinen Onkeln dabei zu, wie sie die Türscharniere aufsägten.

Den absoluten Gipfel erreichte der Weihnachtsfluch aber im Jahr 2018. Meine Schwester und ich wollten unserer Mutter Konzertkarten schenken. Da wir ihr nicht nur einen Briefumschlag unter den Baum legen wollten, kauften wir eine mit Samt überzogene Box, füllten sie bis unter den Rand mit Schoggikugeln und drapierten die Karten hinein. Das Fest war besinnlich und stimmig, das Essen gut und die Stimmung gelöst. Nach dem Fest wollte unsere Mama gerne noch in die Kirche. So begaben wir uns zu später Stunde in den weihnachtlichen Gottesdienst.

Die Gemeinde sass in andächtiger Stille, als der Pfarrer seine Predigt plötzlich unterbrach, die Augen verdrehte und wie ein gefällter Christbaum hintenüberkippte. Geistesgegenwärtig begann die Organistin ein Stück zu spielen, während die Frau des Pfarrers ihm wieder auf die Füsse half und mit ihm in der Sakristei verschwand. Dabei machte sich meine Mutter, Ärztin von Beruf, möglichst klein auf ihrer Kirchenbank und flüsterte mir aus dem Mundwinkel zu: «Es ist Weihnachten! Ich habe frei! Da vorne sitzt ein Kollege – ich stehe nur auf, wenn der nichts macht.» Glücklicherweise tauchte der Pfarrer aber schnell wieder auf und setzte seine Predigt fort, als wäre nichts geschehen. Eine ärztliche Intervention war nicht nötig.

Auf dem Nachhauseweg sprachen wir über diese Schrecksekunde und darüber, dass dies bisher bestimmt der allerschlimmste Weihnachtszwischenfall gewesen sei. Bis wir daheim zur Tür hereinkamen. Dort erwarteten uns die zerrissenen Überreste der schönen Samtbox und ein freudig wedelnder Hund, der in unserer Abwesenheit 1,5 Kilogramm Schoggikugeln gefressen hatte. Da Schokolade für Hunde giftig ist, musste der sich natürlich keiner Schuld bewusste Vierbeiner dringend zur Tierärztin. Der verdutzte Hund wurde also ins Auto gepackt und in die Praxis gefahren, wo ihn die Tierärztin erwartete, die wir morgens um eins aus dem Bett geklingelt hatten.

Die einzige Therapie für eine Schoggiüberdosis ist, dass der Hund diese möglichst schnell wieder von sich gibt. Weihnachten endete also damit, dass drei müde Menschen um einen Hund herumstanden, der nach der Verabreichung des entsprechenden Medikaments die ganze Schoggikugel-Extravaganza auf den Arzttisch kotzte. Sagen wir mal, die festliche Stimmung war daraufhin im Eimer. Seither ist an Weihnachten nichts mehr passiert, was ausserhalb des Erwartbaren liegt.  Wir sind fast ein bisschen traurig.

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Alice Freiermuth

Einfach grossartig diese authentischen Geschichten, danke Herzlich