Bereits in jungen Jahren wollte Caterina Pascali etwas Eigenes auf die Beine stellen. 2013 hat sie es gewagt. Über ihren Online-Shop Primaballerina vertreibt sie ihre grosse Leidenschaft – Schuhe.
«Sagt Ihnen das Schuhcafé in Zürich etwas?», fragt Caterina Pascali zu Beginn unseres Interviews. «Im Oberdörfli, bei der Kirche – da gab es früher ein Schuhcafé. Ich weiss nicht, ob es heute noch existiert. In meiner Studentenzeit war ich ständig dort.» Ja, das Schuhcafé gibt es noch – ein Geschäft in der Zürcher Altstadt, das neben aktuellen Trends für den Fuss auch Kaffee anbietet.
Caterina Pascali liebt Schuhe, das weiche Leder, die Vielfalt in Form, Stil und Farbe. Deshalb eröffnete die 37-jährige Mutter eines Sohns 2013 ihren Online-Shop Primaballerina, in dem sie bequemes Schuhwerk aus Italien und Spanien anbietet. Nach zehn Jahren als Abteilungsleiterin in einem Telekommunikationsunternehmen widmete sie sich damit ihrem Jugendtraum, einer eigenen Firma, in der Schuhe eine wichtige Rolle spielen. Als der Spagat zwischen Familie und Job immer schwieriger wurde, kündigte sie ohne eine neue berufliche Option, ohne einen Partner an ihrer Seite, lediglich mit einer Idee im Kopf und einer gehörigen Portion Mut.
annabelle.ch: Caterina Pascali, als alleinerziehende Mutter den sicheren Job zu kündigen, ist riskant. Zumal Sie nicht wussten, wie es beruflich weitergehen würde. Wie hat Ihr Umfeld auf diesen Schritt reagiert?
CATERINA PASCALI: Ich wollte schon immer etwas Eigenes auf die Beine stellen, doch habe ich mich lange zu jung und unerfahren gefühlt. Als ich den Schritt dann wagte und meine Festanstellung aufgab mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit, reagierte mein nahes Umfeld überraschend gut. Freunde und Familie bemerkten, wie stark meine Motivation sprudelte. Von Fremden hörte ich jedoch öfter, wie riskant dieser Schritt sei als Alleinerziehende. Da kamen plötzlich Skrupel auf.
Sie haben es trotzdem durchgezogen. Weshalb?
Nachdem ich gekündigt hatte, absolvierte ich eine Ausbildung im Onlinemarketing. Das machte mir grossen Spass. Als ich mich dann von einem Start-up-Profi beraten liess und er Zweifel äusserte, dachte ich mir einfach: Vielleicht hat der Herr nicht so viel Erfahrung im Onlinebusiness. Ich war überzeugt von meiner Idee und wollte mir nicht mehr reinreden lassen.
Heute lebt Caterina Pascali mit ihrem 8-jährigen Sohn Ivan und einem neuen Partner im Aargau. Neben ihrem Online-Shop arbeitet sie teilzeit in einem Administrationsjob, damit die Fixkosten gedeckt sind. Die ehrgeizige Unternehmerin weiss, dass sie Geduld haben und investieren muss, bevor sich der Erfolg einstellt. Einen Kundenstamm aufbauen, Ware bestellen und Bestellungen abwickeln – dafür arbeitet sie Tag und Nacht.
In ihrem Umfeld gab es anfangs nur wenige Frauen, die sich in die Selbstständigkeit wagten oder wagen wollten. Mittlerweile hat sich Caterina Pascali ein Netzwerk aufgebaut: «Heute kenne ich viele, die eine ähnliche Geschichte haben wie ich. Noch immer ist es schwierig, eine Teilzeitstelle zu finden, die anspruchsvoll und erfüllend ist. Das ist ein Frauenthema und speziell ein Mutterthema. Deshalb ist die Selbstständigkeit eine gute Option. Nicht, dass man dabei weniger arbeitet, im Gegenteil, aber man kann es flexibel mit der Familiensituation abstimmen.»
Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie Ihren Online-Shop betreiben?
Ich liebe meine Aufgaben, und ich liebe jeden einzelnen Schuh. Es ist ein Privileg, tun zu dürfen, was einem Freude bereitet. Was ich in den letzten eineinhalb Jahren gelernt habe, ist mehr als alles, was ich in meinem beruflichen Leben bisher mitnehmen durfte. Sales, Marketing, Networking, Kundenpflege – ich lerne jeden Tag dazu. Ausserdem darf ich kreativ sein und meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich verkaufe Schuhe, die in erster Linie mir gefallen. Das fühlt sich gut an.
Welchen Rat geben Sie Frauen, die vor der Entscheidung stehen, sich selbstständig zu machen?
Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Wenn die Idee Sie nicht mehr loslässt, dann sollten Sie es wagen. Sie müssen das wollen, mit allem, was dazu gehört, und es braucht einen langen Atem. Der Start ist schwierig, auch finanziell. Doch das Durchhaltevermögen zahlt sich aus. Man muss an das eigene Geschäft glauben, sich durchbeissen und Kontakte aufbauen und pflegen.
Caterina Pascalis Wurzeln führen nach Italien und Griechenland – Länder, in denen die Familie eine ganz besondere Rolle spielt. Ebenso in ihrem Leben: «Ich brauche ein dichtes Umfeld, meine Familie um mich herum», so Pascali. Selbst beschreibt sie sich als aktive, risikofreudige und positive Frau, die selten ruhig sitzen kann. Ein Energiebündel, das den Spagat zwischen der eigenen Firma, einem Nebenjob und der Familie schon meistern wird – mit viel Optimismus, Elan und schönen Schuhen an den Füssen.
Wow-Frauen
Online-Redaktorin Julia Heim (rechts im Bild – mit Unternehmerin Franziska Freiermuth) begegnete in ihrem privaten Umfeld vielen Frauen, die sich selbstständig machen wollten, und begab sich deshalb auf die Suche nach mehr oder weniger frischgebackenen Unternehmerinnen in der Schweiz. In Interviews ging sie der Frage nach, warum der Wunsch nach Selbstständigkeit so stark ist und welche Tipps künftige Firmengründerinnen beachten sollten. Hier finden Sie alle Interviews mit den Unternehmerinnen.