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Corona-Wendepunkte: «Ich habe meinen Job als Pflegefachfrau gekündigt»

Zeitgeist

Corona-Wendepunkte: «Ich habe meinen Job als Pflegefachfrau gekündigt»

Diese Woche erzählen fünf Menschen, wie die Corona-Pandemie ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Heute mit Regula Kämpf (51), die ihren Job als Intensivpflegefachfrau an den Nagel hängte.

Als sie nach dieser Spätschicht im Januar in die kalte Nach hinaustrat, wusste Regula Kämpf: Das wars, sie konnte nicht mehr. In den Stunden zuvor musste sie auf der provisorischen Corona-Intensivstation eines Berner Privatspitals immer wieder ihre Kompetenzen überschreiten. Es gab zu wenig Pflegefachpersonen, die Ärzte waren überlastet. «Das konnte, das wollte ich nicht mehr mit mir vereinbaren.»

Am nächsten Tag fuhr Regula Kämpf in die Berge, stapfte durch den Schnee. Und entschied zu kündigen, nach 26 Jahren auf der Intensivstation. Corona gab dafür nur den letzten Ausschlag. Wie die Personaldecke in den Spitälern ist auch Regula Kämpfs Fundament schon vorher dünner geworden.

Alles musste wirtschaftlich sein

Der Stress nahm zu, die Pflegezeit ab. Alles musste wirtschaftlich sein. Dann kam die Pandemie mit den zusätzlichen Betten, die intensive Behandlung der Covid-Erkrankten – und nach dem ersten Lockdown haufenweise verschobene Operationstermine, die nachgeholt werden mussten.

Der Applaus war längst verklungen, das zusätzliche Personal abgezogen. Ein paar Wochen vor ihrem letzten Arbeitstag verliessen Regula Kämpf die letzten Kräfte. Sie konnte nicht mehr kämpfen. Nicht mehr schlafen, nicht mehr abschalten, ihr sonst so sprühende Energie war wie weggeblasen. Ihre Hausärztin schrieb sie vier Tage krank, diagnostizierte eine Erschöpfungsdepression. Regula Kämpf sagt: «Das war nicht leicht. Ich fühlte mich als Versagerin.» In diesen Tagen fährt Regula Kämpf mit ihrem E-Bike durch die Schweiz. Jätet im Garten, trifft Freundinnen. Sie hat sich ein halbes Jahr Zeit genommen.

Und danach? Abwenden will sie, kann sie sich noch nicht vom Pflegeberuf. Sie fühlt sie immer noch in sich pochen, diese Leidenschaft fürs Helfen, Pflegen und Gutes-Tun. Sie sagt: «Ich muss es noch einmal probieren.» Auf einer anderen Abteilung, in einem anderen Spital wird sie im November einen Neuanfang wagen.

Am Dienstag erzählt eine Bankerin aus Indien, wie sie aufgrund der Pandemie in der Schweiz bleiben musste – obwohl sie eigentlich zurückgehen wollte.

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