Christina Duss testet die neue Mercedes-S-Klasse auf ihre Wohnlichkeit
- Text: Christina Duss; Fotos: Yves Bachmann
Christina Duss beschloss, alle an der Mercedes-S-Klasse teilhaben zu lassen. Und fand neue Freunde.
Es war ein Uhr nachts, und ich sass in der Küche eines – mir vierzig Minuten zuvor noch unbekannten – Architekten, kippte einen Espresso und griff nochmals nach einem Basler Läckerli. Wir befanden uns in Sarnen. Ich war sieben Stunden zuvor in Zürich losgefahren. Aber von vorn. Die Mercedes-S-Klasse hatte ich nur als hübsche Hauptdarstellerin neben Model Sui He gesehen: auf den aktuellen Kampagnenbildern von Mercedes-Benz für die Fashion Weeks in New York, Berlin oder Zürich.
Ich führte vor einigen Wochen Interviews mit jenen Leuten, die für die Optik verantwortlich sind: mit der französischen Stylistin Carine Roitfeld und dem New Yorker Creative Director Stephen Gan. «Das Auto ist wie ein ganz toll geschnittener Anzug», sagte Gan, und ich dachte: Jajaaa, schon klar. Und dann sitzt man da auf einmal drin, und draussen gleitet die Welt vorbei. Ich verstand in diesen ersten Minuten die Kleiderreferenz des Art Director vollkommen: Der Wagen ist luxuriös, klassisch und komfortabel.
«Da drin möchte ich wohnen», sagte ich zu meinen Freunden. Schliesslich bietet das Auto alles, was ich brauche: Es ist grossräumig, hat Massagefunktionen in jeder ledernen Sitzfläche, zwei Bildschirme hinten und einen vorn, ein (sehr, sehr gutes) Burmester-Soundsystem, eine Lichtkonfiguration, einen Duftdispenser, einen kleinen Kühlschrank. Alles gut. Bis auf eine Kleinigkeit: Die Fotos von mir und dem S500, aufgenommen von der Seite, zeigen, dass ich allein eine zu wenig bin für dieses Auto. Und so beschloss ich, alle Interessierten dorthin zu fahren, wo sie sich hinwünschten.
Am Freitagabend stieg ich in Zürich ins Auto. Ein Freund und eine Freundin wollten in die Luzerner Altstadt. Wir hörten sehr laut Rap, ich gab auf der Autobahn Gas, er gönnte sich auf dem Rücksitz eine Massage. Man fühlt sich sehr geborgen in der S-Klasse: Totwinkel-Assistent in den Rückspiegeln, Abstandsregeltempomat, Lenkassistent und Stop-&-Go-Pilot, 360-Grad-Kamera, Spurhalte-Assistent, Nachtsicht-Assistent …
Was danach folgte, war eine Art Kettenreaktion, basierend auf einer Kombination von stoischem Ja-Sagen und aufregendem Auto. Die Kurzversion: Ein Freund des Freunds wollte einen Freund abholen. Ja klar! Gern vor der Lieblingsbar aus der S-Klasse steigen? Sicher! In der Bar sass der Vater vom Freund des Freunds – der Architekt aus Sarnen. Er hatte den letzten Zug verpasst und wollte in drei Stunden den (immer penetrant nach McDonald’s-Burgern riechenden) Nachtbus nehmen. Also bitte!
Eine halbe Stunde später glitten wir durch die Nacht. Der Architekt erzählte von geheimnisvollen indianischen Fresken an der Decke seines Hauses, während der Vollmond durch das gläserne Schiebedach schien.
Modell: Mercedes-Benz S500 lang
Motor: V8
Fahrleistung: 455 PS, von 0 auf 100 km/h in 4.8 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Masse: Länge 5.25 m, Breite 1.9 m, Höhe 1.49 m
Leergewicht: 2015 kg
Kofferraumvolumen: 530 l
CO2-Emissionen: 213–199 g/km
Energieeffizienzklasse: D
Preis: ab 145 000 Franken
Infos: www.mercedes-benz.ch
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