«Café Society»: Woody Allens neuster Streich
- Redaktion: Silvia Princigalli
Jüdischer Humor, die Suche nach dem Glück und unerwiderte Liebe – das ist ein wahres Woody-Allen-Movie. Warum Sie «Café Society», das 46. Werk des Filmemachers, sehen sollten.
«Das Leben ist eine Komödie, geschrieben von einem sadistischen Humoristen», witzelt die Hauptfigur Bobby Dorfman im neuen Woody-Allen-Film «Café Society». Das Zitat stammt ursprünglich von Woody Allen selber – und wäre der Regisseur nicht gerade 81 Jahre alt geworden, er hätte die Hauptrolle wohl auch in seinem 46. Film mit sich selber besetzt. Doch diesmal übernimmt Schauspieler Jesse Eisenberg. Und er tut dies derart überzeugend, mit autobiografisch gespickten Anekdoten, Neurosen und Liebeleien, dass er dem Woody Allen von anno dazumal eine veritable Renaissance verschafft. Die Körperhaltung, das unsichere Gestammel, die schlau-witzigen Wortgefechte – alles passt. Und auch das Allen-typische Rezept «liebenswerter Pechvogel verstrickt sich im wundervollen New York in komplizierten Liebesdingen» scheint rund 40 Jahre nach «Annie Hall» noch immer bitter-süss zu schmecken.
Oberflächlich betrachtet ist die Geschichte ganz simpel: Bobby Dorfman zieht es in den Dreissigerjahren von Brooklyn in das glamouröse Hollywood. Dort hofft der junge New Yorker, durch seinen erfolgreichen Onkel (Steve Carell) einen Job in dessen Schauspielagentur zu ergattern. Mittelmässig fasziniert von den Stars und Sternchen der Filmszene, verliebt sich der junge Jude in Vonnie (Kristen Stewart), die Sekretärin seines Onkels. Nach Allens Handschrift wäre an dieser Stelle eine normale Liebesbeziehung zu einfach gedacht, so hat sich auch Bobbys Onkel in die hübsche Vonnie verliebt.
Cut – und zurück nach New York
Während die erste Hälfte des Films das Los Angeles des Golden Age in seiner Blüte zeigt, zieht es den zweiten Teil in das New York der Dreissigerjahre. Dort kommt dann auch Bobbys Frau Veronica (Blake Lively) erstmals ins Spiel. Allen bleibt dem Handwerk der Situationskomik treu und verleiht den Schauspielern ihren eigenen Charakter. So versinnbildlicht Rose Dorfman (Jeannie Berlin) während des ganzen Films die typischen Klischees einer jüdischen Matriachatin, die nicht besser hätte besetzt werden können. Dass in Rahmen dieser Rolle der Diskurs über das jüdische Jenseits angeschnitten wird, ist für den Atheisten Woody Allen in diesem Kontext nichts Ungewöhnliches.
Versöhnung mit Hollywood
Unter der Oberfläche betrachtet geht es in diesem Film aber um mehr als nur um eine luftige Komödie. Es scheint, als hätte der Stadtneurotiker mit diesem Film versucht, eine Versöhnung mit der Stadt der Engel zu finden. Der mehrfach ausgezeichnete Filmkünstler blieb nämlich bis im Jahr 2001 den Oscarverleihungen fern.
Ob «Café Society» an letzte Erfolge wie «Midnight in Paris» (2011) oder «Blue Jasmine» (2013) anknüpfen kann, wird sich noch zeigen. Die allenschen Bonmots, das historische Setting, die philosophischen Lebensweisheiten und die pointierten Schauspielleistungen machen den Film auf jeden Fall sehenswert.
– «Café Society» (2016) mit Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Jeannie Berlin, Steve Carell, Blake Lively jetzt in den Schweizer Kinos.
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Die Liebe ist in einem Woody-Allen-Film nie einfach: Jesse Eisenberg (Bobby) und Kristen Stewart (Vonnie)
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Als wäre es erst gestern gewesen, als Woody Allen mit Diane Keaton 1979 im Film Manhattan genau an derselben Brücke flirtete
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Schauspielerin Kristen Stewart zaubert mit ihrem Wesen durch das gesamte Filmstück
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Haltung und Mimik schauspielerisch hervorragend umgesetzt: Jesse Eisenberg als Woody Allens Alter Ego Bobby Dorfmann
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Zurück in New York verliebt sich Bobby dann in seine zukünftige Frau Veronica (Blake Lively)
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Wenn die Liebe nicht sein soll: Vonnie (Kristen Stewart) und Bobby (Jesse Eisenberg)
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Steve Carell hat sich in den letzten Jahren vom Komikdarsteller immer mehr zum Charakterschauspieler gewandelt
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Die Gangster-Szenerie ist in Woody Allens New York der Dreissigjahren ebenfalls gegenwärtig
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Für den 81-jährige Woody Allen ist «Café Society» der 46. Spielfilm