Bye Bye Pink Tax: New Yorkerinnen bezahlen keine überrissenen Frauenpreise mehr
- Text: Sandra Huwiler, Bild: Getty Images
Ab sofort gilt Preisgleichheit in New York. Sprich Dienstleistungen und Produkte, welche bis anhin je nach Geschlecht unterschiedlich viel kosteten, gibt es jetzt zum Einheitspreis.
Das «New York City Department for Consumer Affairs» (die Abteilung für Verbraucherfragen) hat vor fünf Jahren eine Studie veröffentlicht zum Thema Pink Tax. So nennt sich die Preisdiskriminierung, sprich die Mehrkosten für Produkte und Dienstleistungen, welche sich an weibliche Kundinnen richten.
In der New Yorker Studie wurde das sogenannte Gender Pricing bei 800 Produkten verglichen – von Kinderkleidung bis zu Seniorenprodukten. Und es stellte sich heraus, dass Produkte, die für weibliche Kundinnen bestimmt sind, in 42 Prozent der Fälle teurer waren als vergleichbare Produkte, die für männliche Kunden bestimmt sind. Das betraf Babykleidung und Scooters genauso wie Rasierapparate und Markenjeans.
Diese Mehrkosten für Frauen häufen sich im Laufe eines Frauenlebens zu immensen Summen an. Basierend auf einer Studie des US-Bundesstaats Kalifornien aus den Neunziger Jahren wird die jährliche Pink Tax für Frauen in den USA auf rund 2100 Dollar geschätzt.
Fakt ist: Frau sein kostet mehr. Frauen bezahlen für ihre Blusen und Blazer höhere Reinigungskosten als Männer für ihre Hemden und Anzüge. Haarprodukte für Frauen kosten mehr als diejenigen für Männer. Dasselbe gilt für Haarschnitte, bei Haarschnitten ist die Preisdifferenz noch extremer. Die Liste lässt sich beliebig fortführen, für Körperpflegeprodukte, Kosmetikartikel, Accessoires – sogar Kinderspielzeug. Von Hygieneartikeln ganz zu schweigen.
Der Begriff Pink Tax oder Rosa Steuer hat sich auch in unseren Breitengraden etabliert und ist ein grosses Thema. 2017 erschien in Deutschland eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes mit dem denkwürdigen Fazit, dass die Hälfte der knapp vierhundert untersuchten Dienstleistungen für weibliche Kundinnen teurer sind. Auch bei den Produkten bezahlen Frauen fast doppelt so häufig mehr als Männer.
Let’s end the pink tax. Pink or blue, the price should be the same.#SOTS2020 #MakingProgressHappen pic.twitter.com/SywISFMLRW
— Andrew Cuomo (@NYGovCuomo) January 8, 2020
New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo schlug Anfang Jahr eine Gesetzesänderung vor, welche genau die Pink Tax beenden soll. «Frauen soll nicht aufgrund ihres Geschlechts das Geld aus der Tasche gezogen werden», so Cuomo. «Durch die Abschaffung der Pink Tax werden Frauen und Mädchen nicht länger einer unfairen Preisdiskriminierung ausgesetzt sein.» Unternehmen, welche dies nicht umsetzen würden, werde man zur Rechenschaft ziehen.
Seit dem 30. September ist es nun soweit, in New York ist die Pink Tax ab sofort verboten. Weder im Friseursalon noch bei der Chemischen Reinigung dürfen noch höhere Preise für die gleichen Dienstleistungen verlangt werden. Und auch Rasierapparate und Deodorants für Frauen dürfen nicht mehr teurer verkauft werden als die Pendants für männliche Kunden.
In der Schweiz gibt es noch keine vergleichbare Studie, das Schweizerische Konsumentenforum ist sich des Problems aber bewusst. Hierzulande gehe es aber mehr um ein Schärfen des Bewusstseins und um Aufklärungsarbeit, als darum, rechtliche Schritte anzustreben, erklärt Dominique Roten, Kommunikationsleiter vom Konsumentenforum, im Gespräch mit «Women in Business». Und er fügt an: «Bei den meisten Angeboten aus dem Detailhandel können wir die Pink Tax kaum schwarz auf weiss nachweisen, da der Markt sehr schnelllebig ist und ständig Produkte kommen und verschwinden.» Um den Markt dahingehend zu beobachten, seien sie zudem schlicht zu wenig Leute. Er empfiehlt jedoch, das eigene Kaufverhalten zu hinterfragen, Alternativprodukte zu suchen und bei Dienstleistungen zu verhandeln.