Leben
Buch-Tipp: Das Schiff des Theseus
- Redaktion: Claudia Senn; Text: Verena Lugert; Foto: Rudolf Linn
«Das Schiff des Theseus» ist der tolle Beweis: Der Dinosaurier reckt sich!
Jen, Studentin der Literatur, findet in der Bibliothek ein altes Buch, schwer, patiniert, es ist mit vielen Fussnoten versehen – und mit Hunderten von handgeschriebenen Randnotizen. Das Buch ist von einem V. M. Straka geschrieben, über den nur bekannt ist, dass sein Name ein Pseudonym war, dass er vor vielen Jahren gewaltsam zu Tode kam und dass er ein Kultschriftsteller war. Jen versieht nun ihrerseits das Buch mit Anmerkungen und hinterlegt es dem anderen Benutzer, einem frustrierten Doktoranden. Es entspinnt sich ein Randnotizendialog, der sich auf den Buchseiten abspielt. Langsam beginnen beide zu verstehen, dass das Buch einen Code enthält, der zur Lösung des Rätsels um Strakas Identität führen kann. Ein Buch wie ein Dschungel, in dem man sich verlieren kann, wie ein Actionmovie, von dem man nicht lassen kann, wie ein Computerspiel, das auf verschiedenen Ebenen funktioniert. Denn man kann den Romantext des fiktiven Straka, die Fussnoten seines ebenfalls fiktiven Übersetzers und die Randnotizenkorrespondenz der beiden jungen Literaturwissenschafter isoliert lesen – oder parallel. Eingelegt in den Schmöker sind Telegramme, Fotos, Postkarten, Zeitungsausrisse und eine Lageskizze der universitären Katakomben. «Das schönste Buch, das ich je gesehen habe», seufzte ein «New York Times»-Kritiker. Ein 523 Seiten starkes Argument für das echte, haptisch erfahrbare, vor Kraft und Schätzen nur so strotzende Buch.
— J. J. Abrams/Doug Dorst: Das Schiff des Theseus. Kiwi-Verlag, Köln 2015