Mein Leben in Büchern: Stefanie Rigutto, Reporterin
Frisuren oder Filme, Parfums oder Platten: Oft sind es Nebensachen, die zu Meilensteinen unserer Biografie werden. Die annabelle-Redaktion erinnert sich.
Mein Leben in Büchern
Stefanie Rigutto (32), Reporterin
Wolfgang und Heike Hohlbein: Elfentanz. Schon die Druden in «Ronja Räubertochter» machten mir Angst. Von «Elfentanz» kriegte ich Albträume – zu viele Fabelwesen für ein Mädchen, das am liebsten Karl May las. Immerhin, schöne Widmung des Buchs: «Für alle, die das Träumen noch nicht verlernt haben.»
Hermann Hesse: Siddhartha. Mein Deutschlehrer im Gymnasium fasste das Buch mit «carpe diem» zusammen. Pah, fand ich damals, «carpe noctem» hiess mein Credo! Sowieso war mir alles viel zu frömmlerisch. Nervigster Satz: «Weich ist stärker als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt.»
Gabriel García Márquez: Die Liebe in den Zeiten der Cholera. Darum geht es im Leben, Herr Deutschlehrer! Amor, pasión, corazón! Aber dieses Werk lasen wir natürlich nicht im Unterricht. Dabei ist es der schönste Liebesroman der Welt. Lieblingssatz: “Weisheit erlangen wir erst, wenn sie uns nichts mehr nützt.”
Pedro Juan Gutiérrez: Schmutzige Havanna Trilogie. An der Uni war mir vor allem eins – langweilig. Ich las viel. In den Büchern von Gutiérrez geht es immer nur um Sex. Und um Rum. Und um die tägliche Langweile in Kuba. Ich fühlte mich in guter Gesellschaft. Bester Satz: «Sex ist nichts für Weichlinge.»
Friedrich Dürrenmatt: Die Panne. Einer der wenigen Klassiker, bei denen mir nicht die Hirnwindungen surren. «Die Panne» kann man zehnmal lesen – immer ein grosser Spass. Lieblingssatz: «Es ist ein freudiges Ereignis, die Entdeckung eines Mordes.»
Michael Connelly: Harry-Bosch-Serie. Ich liebe schrullige Polizisten, Kommissare, Ermittler. Harry Bosch ist so einer, der einsame Wolf von Los Angeles. Ein guter Typ, wie übrigens auch «Polizeichef Bruno» von Martin Walker oder «Dr. Siri» von Colin Cotterill. Credo von Harry Bosch: «Jeder zählt, oder keiner zählt.»
Tomás Eloy Martínez: Santa Evita. Buenos Aires, meine Liebe! In diesem Buch geht es um die Zeit nach dem Tod von Eva Perón. Es ist der meistgelesene argentinische Roman aller Zeiten, eine Mischung aus Biografie, Legende und Klatsch. Lieblingssatz: «Die Drüsen von Buenos Aires sonderten Tod ab.»
Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Allein der Titel – genial! Ein Schelmenroman ganz nach meinem Gusto. Mit Abstand am meisten gelacht, laut und immer wieder. Lesebefehl! Das Mantra des 100-jährigen Protagonisten: «Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt.»