Billie Eilish zeigt sich für die britische «Vogue» in Lingerie. Und bricht damit das Internet.
In nur sechs Minuten holte ihr Post mehr als zehn Million Likes auf Instagram – und brach damit einen Rekord: Billie Eilish posiert in der Juni-Ausgabe der britischen «Vogue» in Lingerie und zeigt damit eine neue Seite von sich. Bislang trat die 19-Jährige strikt in XL-Outfits auf. Aus guten Gründen, wie sie vor zwei Jahren in einer Kampagne von Calvin Klein erklärte. Sie wolle nicht sexualisiert werden – und solang niemand wisse, wie es unter den baggy Kleidern aussehe, könne auch niemand ihren Körper kommentieren. Umso überraschender kommt nun der Lingerie-Shoot im klassischen Hollywood-Pin-up-Stil. Billie Eilish in Strumpfhaltern, Latexhandschuhen und Korsett? Noch vor einem Jahr kaum vorstellbar.
In den Medien wurde sie aufgrund ihres Styles gern als Antithese zu anderen weiblichen Popstars hochstilisiert. Oder als Beispiel für junge Mädchen gefeiert, die sich kleiden sollen wie sie, wenn sie nicht auf ihren Körper reduziert werden wollen. Davon distanzierte sie sich im Interview mit «Elle» 2019: «Lasst uns diese Girls nicht slutshamen, weil sie sich nicht wie Billie Eilish anziehen. Es macht mich wütend. Ich muss ein grosses T-Shirt tragen, damit du dich nicht wegen meiner Brüste unwohl fühlst.» Bereits damals sagte sie, dass die Leute sich darauf einstellen sollen, dass sich ihr Stil ändern werde. «Ich bin eine Frau und will meinen Körper zeigen. Was, wenn ich ein Video machen will, in dem ich begehrenswert aussehen will? Es wäre ein Riesending. Und ich weiss, was die Leute sagen werden: Ich habe allen Respekt vor ihr verloren.»
Tatsächlich gibt es von Fans für das Lingerie-Shooting nicht nur Lob. Viele zeigen sich von Billie Eilish enttäuscht, weil sie Haut zeigt: «So, wie du warst, warst du einzigartig. Ich bin kein Fan des neuen Looks, du verwandelst dich in jede andere Frau, die man in der Musikindustrie sieht, und verlierst die Einzigartigkeit, die ich früher an dir geliebt habe.» Oder: «Billie war die Einzige, die mit ihrem Talent wuchs – und nicht damit, dass sie sich auszieht. Und jetzt?» Ein weiterer Kommentar: «Jetzt bist du also wie der Rest? Du hast gekämpft, um anders zu sein, aber bist am Ende wie die anderen, die darauf setzen, sich auszuziehen.»
Transformation kommt pünktlich zum zweiten Album
Für Billie Eilish ist eine neue, erwachsenere Ära angebrochen. So kommt ihre öffentliche Transformation auch pünktlich zu ihrem zweiten Album, das im Sommer erscheint und passenderweise den Titel «Happier than Ever» trägt. Eigentlich keine grosse Überraschung – denn es gehört zu einem Popstar dazu, verschiedene Facetten zu zeigen und sich, vor allem vor einem anstehenden Album, auch als Figur neu zu erfinden. Stars wie Lady Gaga oder Madonna haben es perfektioniert, mit ihren Identitäten zu spielen und damit für maximale Aufmerksamkeit zu sorgen. Auch für Billie Eilish dürfte es also höchste Zeit gewesen sein, am eigenen Image zu schrauben.
Dazu kommt, dass Eilish 19 Jahre alt ist und ihre eigene Definition von Frausein und Femininität für sich navigiert. Ihr Körper sei der Grund für ihre Depression gewesen, als sie jünger war. Wegen der Art, wie die Welt sie sehe, habe sie sich «nie wirklich begehrt» gefühlt. Da ist es nur verständlich, wenn sie sich ausprobieren möchte. Und das macht sie selbstbewusst – und selbstbestimmt: «Plötzlich bist du eine Heuchlerin, wenn du deine Haut zeigen willst. Du bist eine Schlampe, eine Nutte. Wenn ich das bin, dann bin ich stolz», sagt sie zur «Vogue». «Drehen wir es doch um und fühlen uns dadurch empowered. Nur weil jemand den eigenen Körper und Haut zeigt – oder nicht –, hat die Person nicht weniger Respekt verdient.»
Sexy Bilder kein Widerspruch zu Missbrauch
Im «Vogue»-Artikel sprach Eilish auch über ihre Comeback-Single «Your Power». Darin geht es um einen Missbrauchstäter, der eine Minderjährige ausnutzt. Als sie jünger war, sei sie selbst Opfer einer solchen Person geworden, sagt sie, ohne weitere Details zu nennen. Eilish fürchtete, dass sie gerade deshalb für ihre sexy Fotos kritisiert wird. Doch für die Sängerin ist das kein Widerspruch: «‹Du beschwerst dich, dass du als Minderjährige ausgenutzt wurdest, zeigst dann aber deine Brüste?› Ja das werde ich, Motherfucker!» Denn für Missbrauch gebe es keine Entschuldigung.
Der springende Punkt der Lingerie-Bilder ist für Elish, das zu tun, was sie will. «Wenn du dich operieren lassen willst, lass dich operieren. Wenn du ein Kleid tragen willst, von dem jemand denkt, dass du darin zu dick aussiehst, Scheiss drauf. Denn wenn du das Gefühl hast, dass du gut aussiehst, siehst du gut aus.» Ihre Anhänger lieben diese selbstbewusste «Fuck it!»-Einstellung – die einer der Gründe dafür sein dürfte, warum ihr Instagram-Post dermassen durch die Decke ging.