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BeReal: Die neue Social Media App im Test

BeReal: Die neue Social Media App im Test

Unsere Redaktionspraktikantinnen Nina Mäder und Sonya Jamil haben für BeReal die authentischen Momente ihres Lebens eingefangen. Ein Testbericht.

Einmal am Tag poppt auf dem Smartphone eine Meldung auf: Innerhalb von zwei Minuten soll man nun auf der neuen Social Media App BeReal dem Freund:innenkreis oder der ganzen Welt seinen unglamourösen Alltag präsentieren. Alles, was nach diesem Zeitfenster gepostet wird, ist automatisch «late» und somit eben nicht mehr ganz so «real». Denn die Devise der App lautet: Es soll echter und ungefilterter sein als bei Instagram, Snapchat oder TikTok. Doch ist BeReal der neue Star am Social-Media-Himmel? Wir sind skeptisch.

Lifestyle-Praktikantin Nina Mäder

Mein erster Eindruck: Hoppla, ich werde nach dem Aufsetzen der App direkt aufgefordert, ein Bild zu posten. Doch wohin geht es? Ich habe ja noch nicht mal Kontakte hinzugefügt. Die App gibt mir die Option, das Bild meinen Freund:innen zu zeigen oder auf die Discovery Page zu posten. Auf dieser Seite entdeckte ich Fotos von Schulbuchseiten in kyrillischer Schrift oder Vorlesungssälen in Spanien. Ohne irgendwelchen Kontext sehe ich mehrheitlich junge Leute in Alltagssituationen. Schnell verliere ich das Interesse am Scrollen. Und bin gleichzeitig etwas skeptisch: Die App sollte für den engen Freund:innenkreis sein, warum sehe ich also so viele fremde Leute?

Der Fun-Faktor: Als ich ein paar Freund:innen hinzugefügt habe, trudelten einige Fotos rein. Viele waren als «late» beschriftet, denn sie haben die Zwei-Minuten-Frist des Aufrufs der App verpasst. Das verwirrte mich, ich habe diesen für alle Nutzer:innen gleichzeitigen Aufruf nie erhalten. Auf die Schnelle freute ich mich jedoch zu sehen, was meine Kontakte gerade so machten. 

Das Suchtpotenzial: Für mich liegt das Suchtpotenzial nahe bei null. Wenn ich wissen möchte, wer gerade was macht, schreibe ich diesen Leuten. Die App macht für mich meine sozialen Kontakte zu ungezwungen, denn so bin ich nicht «gezwungen», mich bei meinen Liebsten zu erkundigen. 

Mein Fazit: Um die Challenge von BeReal zu erfüllen, müsste ich nonstop auf mein Handy starren und warten, bis die Meldung kommt. Ich finde es eher problematisch, jungen Leuten solch einen Druck aufzuerlegen. Natürlich ist es auch möglich, erst später ein Foto zu posten. Aber ist man da noch «real» genug? Da bleibe ich lieber bei Instagram und poste, wann und was ich will. Und wenn das Foto mal nur an meine Freund:innen gehen soll, gibts auch dort die Option «Close Friends».

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Praktikantin Reportagen Sonya Jamil

Mein erster Eindruck: In schlichtem schwarz-weissem Design fordert die App mich auf, «real» zu sein. Also schiesse ich in Mütze und Tanktop innerhalb von zwei Minuten meinen ersten Schnappschuss und vermisse bereits den «Hot Babe»- Facefilter von Instagram. Zur Belohnung darf ich auf dem Discovery-Feed Teenagern aus der ganzen Welt dabei zusehen, wie sie gelangweilt vor ihren Laptops sitzen, netflixen oder im Bett liegen.

Der Fun-Faktor: Da ich meinen Freund:innenkreis nicht davon überzeugen konnte, die App herunterzuladen, beschränkt sich mein Feed einzig auf die Fotos meiner Kollegin Nina Mäder und ansonsten auf fremde Füsse, Nasen und WC-Wände in Nahaufnahme. Ich sehe hier keinen Grund, meinen Support mit einem Daumen-Hoch oder einem Geist-Emoji zu zeigen. Der Spassfaktor bleibt für mich auf der Strecke: Ich will lieber lichtdurchflutetes See- und Bergpanorama und strahlend lächelnde Frauen sehen, die ihre nächste Bikini-Kollektion verkünden, ­– kurzum: realitätsferne Ästhetik.

Das Suchtpotenzial: Auf TikTok und Instagram können Stunden vergehen, bis ich das Handy weglege, auf BeReal sind es wenige Minuten. Authentischer Content ist ja schön und gut, aber Instagram und TikTok machen mit Stichworten wie «Mental-Health-Awareness» und «Body Positvity» auch einen Schritt in Richtung Echtheit. Diese Plattformen sind zurzeit der Place-to-be für Influencer:innen, deshalb wird BeReal die erwähnten Apps vermutlich (noch) nicht vom Thron stossen.

Mein Fazit: Falls ich einen Realitätscheck brauche, konzentriere ich mich lieber auf mein eigenes Leben und nicht auf BeReal. 

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