Sie ist mit einem der reichsten Schweizer verheiratet. Doch die Verlegergattin und die High Society, das passt wie Lady Gaga und die Berliner Philharmoniker. Die Gesprächsthemen beim Besuch an der Zürcher Goldküste: Geld, noch mehr Geld – und die Moral.
Küsnacht, beste Hanglage, Seesicht. Am Klingelschild wie bei allen wirklich wichtigen Leuten kein Name, sondern nur Initialen. Kamera, Gegensprechanlage, eine Mauer, die sich wie von Geisterhand zur Seite schiebt.
«Dieses Haus», hatte Ellen Ringier einige Tage zuvor gesagt, «das bin nicht ich.» Viel lieber hätte sie sich in ihren vergleichsweise bescheidenen Büroräumlichkeiten im Zürcher Seefeld fotografieren lassen. Aber wenn es denn sein müsse, könne man sie auch zuhause besuchen. Es ist die Sorte Haus, die rund um die Uhr von Securitas-Männern bewacht werden muss, wenn seine Bewohner für ein paar Tage verreisen. Denn ohne Sicherheitspersonal würde die Versicherungsprämie ins Groteske steigen. Hinter der Mauer ein Betonkubus, gebaut vom renommierten Zürcher Architekturbüro Meili & Peter, das sich in einem eigens ausgeschriebenen Wettbewerb gegen den noch berühmteren Peter Zumthor durchgesetzt hatte. Eingelassen von einer Hausangestellten, betreten die Reporterin und das Fototeam ein Paralleluniversum. Es ist eine Welt, in der es keine Hässlichkeit zu geben scheint. Jedes Möbelstück, jedes Accessoire, jeder noch so profane Haushaltsgegenstand ist luxuriös und exquisit. An jeder Wand, sogar im Gästeklo, hängt hochwertige Gegenwartskunst. Louise Bourgeois, Ai Weiwei, George Condo – es sind die Filetstücke einer auf mittlerweile 2500 Werke angewachsenen Sammlung, die das Ehepaar, vor allem aber Michael Ringier, in den vergangenen Jahrzehnten angehäuft hat. Unter Experten gilt sie als eine der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt.
Die Reporterin, eingeschüchtert von so viel Auserlesenheit, traut sich kaum, laut zu atmen, geschweige denn, etwas anzufassen. Es könnte ja kaputtgehen. Flüsternd steht man zwischen all den Preziosen. Plötzlich fühlt es sich an, als würde die Temperatur um einige Zehntelgrade steigen. Die Hausherrin betritt die Szenerie: gross, breitschultrig, mit raumfüllender Stimme. Ein Brokatmantel und kostbare Juwelen unterstreichen ihre imposante Aura. Doch trotz dieses majestätischen Auftritts haftet ihr nichts Herrisches an. Den Make-up-Assistenten, der sie für die Fotos schön machen soll, begrüsst die 60-Jährige mit derselben Herzlichkeit wie die berühmte Fotografin, die aus New York angereist ist.
1.25 Milliarden Franken
Ellen Ringier ist mit einem der vermögendsten Männer der Schweiz verheiratet. Auf der «Bilanz»-Liste der reichsten Schweizer belegt das Ehepaar Platz 105. Das Wirtschaftsmagazin schätzt sein Vermögen auf 1.25 Milliarden Franken. Doch mit der klassischen Goldküstengattin hat Ellen Ringier etwa gleich viel gemein wie Lady Gaga mit den Berliner Philharmonikern. Ihre Zeit investiert die promovierte Juristin nicht in Manicure oder Sitzungen beim Personal Trainer, sondern in die Verbesserung der Welt. Seit Jahrzehnten arbeitet sie acht Stunden täglich für karitative Zwecke – unentgeltlich. Den schönen Seiten des Reichtums ist sie trotzdem nicht abhold. Ellen Ringier ist «bekennender Schmuck-Addict» und kauft ohne den Hauch eines schlechten Gewissens bei Hermès ein. Die übliche Omertà der Superreichen – Geld hat man, spricht aber nicht darüber – scheint sie nicht zu kümmern. Und weil sie von erfrischender Offenheit ist, nehmen wir die Gelegenheit wahr, sie zu fragen, wie das geht: reich sein und gleichzeitig ein guter Mensch.
Ellen Ringier, sparen wir uns den Smalltalk und gehen gleich dorthin, wo es wehtut: Hatten Sie jemals Angst, Ihr Geld könnte Ihre beiden Töchter verderben? Ellen Ringier zögert keine Millisekunde: «Ja. Ohne Wenn und Aber: Ja.» Das habe schon beim Kinderwagen für die ältere Tochter Lilly angefangen, die heute zwanzig ist. «Ich kaufte ein extra günstiges Modell, weil ich befürchtete, ich könnte sie schon als Säugling verwöhnen.» Zeitgleich mit den Wünschen der Kinder wurden auch die Konflikte grösser. Was entgegnet man dem Sprössling, der auf die Alltime-Standard-Ausrede aller Eltern – «Dafür haben wir jetzt kein Geld» – frech antwortet: «Verkauft doch ein Bild, dann habt ihr wieder welches!»? Die jüngere Tochter Sophie (18) erbt jeweils Mamis abgelegte Prada-Taschen und bekommt zum Geburtstag den getigerten Louis-Vuitton-Schal, den sie sich so sehr wünscht – sofern ihre Leistungen stimmen. «Was soll man denn machen, wenn in ihrer Privatschule solche Statussymbole üblich sind?», fragt Ellen Ringier. Manche von Sophies Gspänli bekämen von ihren Eltern 2500 Franken für den Ausgang in die Hand gedrückt. So sehen die Realitäten aus an der Goldküste.
Trotzdem halte sich der Schaden bisher in Grenzen. Lilly, die ältere Tochter, reagiert auf den Familienreichtum geradezu allergisch. «Lebt ihr eigentlich, oder konsumiert ihr nur noch?», schleuderte sie in der Pubertät den ihrer Meinung nach völlig dekadenten Erziehungsberechtigten entgegen. Kürzlich ist sie von zuhause ausgezogen, an den Zürcher Friesenberg, «in ein furchtbares Loch», wie ihre Mutter mit einer Mischung aus Hochachtung und Gruseln berichtet. «Die schöne Altstadtwohnung hinter dem Obergericht, die ich ihr mieten wollte, war ihr zu schnieke.» Auch den Tisch, den sie Lilly schenkte, wies diese zurück. «Er passt offenbar nicht zum Brockenhausmobiliar.»
Purer Mutterstolz spricht aus Ellen Ringier, wenn sie solche Episoden erzählt. Ihr Kind weiss, was wahre Werte sind! Das erfüllt sie mit tiefer Genugtuung. Wenn sie aber Lillys bescheidenen Lebensstil so sehr bewundert, warum ist dann ihr eigenes Haus nicht eine Nummer kleiner ausgefallen? Ellen Ringier bleibt ruhig, obwohl sie die Frage durchaus als Angriff empfinden könnte. Es gehe hier um Toleranz, sagt sie. «Ich habe verstanden, dass dieses Haus für meinen Mann wichtig ist.» Zwanzig Jahre lang habe man so gewohnt, wie sie es wollte, in einer verschnörkelten Villa von 1896, «schön verwinkelt, mit Türmchen und allem Drum und Dran». Dann habe Michael gesagt: Jetzt komme ich mal dran. Gut, das Haus sei teuer gewesen. «Aber mein Mann hat ja auch viel geleistet. Und er zeigt sich anderen gegenüber grosszügig, indem er gemeinsam mit seinen Schwestern die Ringier-Sozialstiftung Humanitas finanziert.» Das sei es, was zähle – der Gegenpol.
Vermögen, so eine der zentralen Lebensmaximen von Ellen Ringier, müsse man sich «erdienen». Wer damit Gutes tut, darf es sich auch selbst gut gehen lassen. «Sie können spenden und sich trotzdem Ihr Vuitton-Täschli kaufen», heisst einer ihrer Standardsätze, wenn sie bei anderen Reichen Geld eintreibt. Sie selbst hat die Haltung, dass es Ehrensache sei, einen Teil des eigenen Vermögens an die Gesellschaft zurückzugeben, seit frühester Kindheit eingeimpft bekommen. Sowohl ihre Mutter, eine Bankiertochter, die als 13-Jährige vor den Nazis aus Wien nach London geflohen war, wie auch der Vater, ein katholischer Pelzgrosshändler aus Luzern, waren klassische Liberale mit strengen moralischen Prinzipien. Ehrlichkeit und intellektuelle Redlichkeit wurden hochgehalten, nicht aber die Religion, die in der Vergangenheit so viel Elend verursacht hatte. Die kleine Ellen, die gern wie die Nachbarskinder zur Kirche gegangen wäre, nahm sich – kindlich naiv, aber wild entschlossen – vor: Aus mir soll trotzdem ein guter Mensch werden. Auch ohne Gott.
Nachts lag die junge Pfadfinderin wach, weil sie krampfhaft mit der Suche nach der nächsten guten Tat beschäftigt war. Tagsüber prügelte sie sich mit Buben, die sich erdreisteten, die «Tschinggenkinder» zu plagen. Ihr Mitgefühl war früh entwickelt, ihr Gerechtigkeitsempfinden unerschütterlich, ihr Temperament rasant. Den Kopf ihrer ansonsten heiss geliebten Schwester Jeanette donnerte sie einmal so heftig gegen die Kühlschranktür, dass diese eine Delle davontrug. Statt die Tür zu erneuern, klebte die Mutter einen riesigen bunten Kleber darauf, als Schandmal für alle Zeiten.
Auch als junge Frau war Ellen Ringier nicht die Grazie in Person. Zu gross, zu staksig, zu sportlich – eine Zeit lang fuhr sie Skirennen – und so flachbrüstig, dass sie sich Tennissocken in den BH stopfte. Trotzdem biss einige Jahre später Michael Ringier an, als sie an der Luzerner Fasnacht frech in sein Sandwich biss, um die Aufmerksamkeit des introvertierten Verlegersohns zu erregen. Sie, die von Haus aus «nur ein ganz kleines Vermögen im einstelligen Millionenbereich» mitbekommen hatte, heiratete nun in eine der reichsten Familien des Landes ein, Besitzer eines Medienkonglomerats im In- und Ausland, darunter «Blick» und «Schweizer Illustrierte».
Früh nahm sie auch die soziale Kluft wahr, die der neue Reichtum mit sich brachte. Freitags flog das frisch vermählte Yuppie-Paar ins Wochenende nach Paris. Unter der Woche arbeitete die junge Juristin als Auditorin am Bezirksgericht, wo über 16-jährige Junkie-Mädchen geurteilt wurde. «Ich bildete mir jedes Mal ein: Wenn ich die nur mit nachhause nehmen könnte, wären sie in zwei Tagen geheilt.» Ihre eigene Karriere opferte sie bald derjenigen ihres Mannes, der – damals noch nicht als Kronprinz im Familienunternehmen vorgesehen – das Journalistenhandwerk in Deutschland erlernte. Für sie waren es zermürbende Jahre in Hamburg und Köln, wo sie lange Zeit keine Arbeitserlaubnis erhielt und dann, als sie schliesslich doch bei einem grossen Industrieversicherer unterkam, mit wenig Leidenschaft Haftpflicht-Schäden bearbeitete. Auch die Rückkehr brachte vorerst keine Besserung. Die Erkenntnis, dass sie beruflich noch einmal von vorne beginnen musste, während Studienkollegen bereits eigene Kanzleien eröffneten, stürzte sie in eine Lebenskrise.
Es war die Provokation einer Therapeutin, die sie schliesslich aus der Reserve lockte: «Frau Ringier», sagte diese, «Sie sind es gewohnt, Ihrem Vater zu gefallen, Ihrem Lehrer, Ihrem Arbeitgeber, Ihrem Mann. Gefallen Sie sich eigentlich auch selbst?» Ellen Ringier fand diese Frage zuerst unerhört. Dann unerhört interessant. Vielleicht liegt in dieser Frage, die sie fast dreissig Jahre nach der Therapiesitzung noch immer auswendig herbeten kann, der Schlüssel zu ihrem für die Goldküste geradezu irritierenden Engagement. Seither verfolgt sie nämlich – ganz unbelastet von den herrschenden Konventionen – eine beharrliche Umverteilung von oben nach unten. Erst setzte sie sich für die Kunst ein, das Schauspielhaus, das Haus Konstruktiv, «aber das war zu einfach, das kann jeder». Dann entdeckte sie ihr Herz für die einkommensschwachen Familien, für Opfer von Rassismus und Gewalt, für die vom Schicksal Gebeutelten, die im Leben nicht so viel Glück hatten wie sie selbst. An die in ihren Kreisen üblichen Charity-Events, wo man sich bei Hummer und Kaviar in der eigenen Grossherzigkeit sonnt, geht sie kaum, legt aber der freundlichen Absage stets einen Check bei, sofern ihr das Anliegen irgendwie sinnvoll erscheint. Stattdessen hält sie, wo immer man sie lässt, Brandreden gegen Boni-Exzesse und andere Auswüchse des globalisierten Kapitalismus. Sie ruft die Begüterten dazu auf, endlich ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen. Sie nimmt jede Gelegenheit wahr, ihrem Vis-à-vis eine Spende für eine ihrer zahlreichen Stiftungen aus den Rippen zu leiern (in manchen Jahren kam so über eine Million Franken zusammen). Sie ist der Stachel im Fleisch all jener Reichen, die glauben, mit dem Bezahlen ihrer Steuern bereits mehr als genug getan zu haben. Kein Wunder, halten einige sie deshalb für den Klassenfeind.
Via Buschtrommeln der Goldküste – in Form der beiden Klatschkolumnistinnen Hildegard Schwaninger und Suzanne Speich – vernimmt man, dass Ellen Ringier keineswegs überall wohlgelitten ist. «Sie kann ein penetrantes Bettelweib sein», sagt auch Karl Lüönd, Journalist und ehemaliger stellvertretender Chefredaktor des «Blicks», der Ellen Ringier schon kannte, «als sie noch das Fräulein Lüthy war und der Michi mein Volontär». Er selbst habe sie aber immer für ein patentes Mädchen gehalten. «Die tut etwas, gopfertoori, das macht mir Eindruck!»
Allein in die von ihr gegründete Stiftung Elternsein, die das Magazin «Fritz + Fränzi» herausgibt, hat sie drei Millionen ihres eigenen Vermögens – nicht desjenigen ihres Mannes, auf diese Feststellung legt sie Wert! – gesteckt. «Das sollen ihr die Leute, die sich über sie das Maul zerreissen, doch erst mal nachmachen!», giftelt Lüönd.
«Das Leiden anderer berührt sie», sagt auch Eveline von Arx, Chefredaktorin von «Fritz + Fränzi». «Sie ist ein warmherziger Mensch, zutiefst humanistisch und unkompliziert. Oft packt sie gleich selbst mit an.» Während des Fototermins für annabelle sagt Ellen Ringier einen Flug nach Miami ab, wo ihr Mann mit ihr golfen wollte. «Aber ich kann doch jetzt nicht golfen, wenn ‹Fritz + Fränzi› so wenig Inserate hat!» Also hängt sie sich persönlich an die Strippe und ruht nicht eher, bis das Soll erfüllt ist. Warum ihr jemand Geld gibt, ist ihr «absolut und total wurscht», selbst wenn der Spender das Geld nur von den Steuern abziehen oder damit die impertinente Geldeintreiberin loswerden will. Ihr Engagement hat etwas Massloses. Das gehört zu ihren Schwächen, ebenso wie ihre Unfähigkeit, ein Nein als Nein zu akzeptieren. «Und rechthaberisch bin ich ja leider auch.»
Manche Leute wechseln die Strassenseite, wenn sie sie von weitem sehen, damit sie sich nicht mit ihr auseinandersetzen müssen. Sie selbst nennt ihre Lieblingsfeinde gern beim Anfangsbuchstaben: «Herr B.» für Blocher, dessen Parteigenossen sie einmal eine Kryptokommunistin genannt haben, worüber sie sich noch heute echauffiert. Und «Herr O.» für Ospel, der, als er noch UBS-Chef war, ihre Fundraisingbeiträge strich, nachdem ihm eine ihrer Reden zum Thema «Careholder- statt Shareholder-Value» offenbar die Laune verhagelt hatte. «Als ob dieses Geld für mein persönliches Wohlergehen bestimmt gewesen wäre!», empört sich Ellen Ringier. Weitere Schimpftiraden verkneift sie sich. Denn was hatten ihre Eltern gepredigt? Wer über andere herzieht, offenbart damit nur das eigene unzureichende Selbstbewusstsein.
Ist Ellen Ringier eine Linke? «Ich mag diese Schubladen nicht, aber man könnte es schon so nennen», sagt Karl Lüönd. «Ganz bestimmt», sagt Eveline von Arx. «Ihre Anliegen sind oft klassisch links.» Vor acht Jahren gab es sogar den Plan, Ellen Ringier in die Politik zu holen, allerdings von bürgerlicher Seite. Die FDP-Frauen hatten damals angefragt, ob sie nicht für den Nationalrat kandidieren wolle. Als es konkret wurde, stellte sich jedoch heraus, dass die Männer in der Partei längst beschlossen hatten, dieses «Promiticket» an Filippo Leutenegger zu vergeben. «Glauben Sie mir, wenn ich damals beim Freisinn etwas zu sagen gehabt hätte, wäre vieles anders gelaufen», sagt Ellen Ringier.
Stört es ihren Gatten nicht, wenn sich seine Frau so ungehemmt mit den Würdenträgern des Landes überwirft? «Er ist da wie Philipp Hildebrand mit seiner Kashya», sagt sie. «Enorm grosszügig.» Nur wenn sie in der Hitze des Gefechts Grenzen überschreite und etwa Herrn O. als «Nehmer» statt «Unternehmer» tituliere, bitte er sie um Mässigung. Streit habe es in ihrer Ehe eher wegen der Erziehung der Kinder gegeben, die während der schwierigen Jahre nicht zur pflegeleichten Sorte gehörten, besonders die Grosse habe sich um Kopf und Kragen gekifft. «Mein Mann gab dann den liberalen Daddy, und ich musste die böse Hexe sein, die die Regeln durchsetzt.» Ziemlich übel habe sie ihm das genommen.
Der Termin in der Ringier-Villa neigt sich dem Ende zu. Gleich wird sich die Hausherrin wieder in die Arbeit stürzen. «Die Haut wird dünner», sagt sie. Wenn ein «Marketingheini», dem sie ein Inserat für «Fritz + Fränzi» verkaufen will, sie am Telefon arrogant abfertigt – «so ein junger Schnösel, der in seinem ganzen Leben noch nichts für andere geleistet hat» –, dann kann es vorkommen, dass Ellen Ringier den Hörer auflegt und aus lauter Frustration zu weinen beginnt. Es ist kein Spaziergang, die Welt besser zu machen, nicht mal, wenn man so privilegiert ist wie sie. Doch was bleibt ihr für eine Wahl? Reiche Menschen sind wie Labradors, sagt Ellen Ringier, bevor sie die Reporterin zur Tür begleitet. Bei diesen Hunden unterscheide man zwischen Show Dogs und Working Dogs. «Ich bin ohne Zweifel ein Working Dog.»
10 Jahre «Fritz + Fränzi»
Die Stiftung Elternsein, die Ellen Ringier im Jahr 2001 gründete, will die Elternkompetenz in Erziehungsfragen stärken, Eltern und Erziehungsfachleute vernetzen und die Gesellschaft für Erziehungs- und Bildungsfragen sensibilisieren. Zehnmal im Jahr gibt sie die Zeitschrift «Fritz + Fränzi» in einer Auflage von 100 000 Exemplaren heraus, die etwa von Schulen gratis bestellt werden kann (und an grossen Kiosken erhältlich ist). Das Magazin widmet sich aktuellen Jugendproblemen: Pornokonsum, Suchterkrankungen, Jugendschizophrenie. «Leider ein eher schwieriges Inserate-Umfeld», sagt Ellen Ringier, die einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens in das Projekt gesteckt hat. In Fachkreisen wird das Heft geschätzt. Kinderarzt Remo Largo lobt «Fritz + Fränzi» als «eine der wenigen Elternzeitschriften, die Kinder und Eltern ernst nimmt».
www.fritz-und-fränzi.ch
1.
«Sie können Geld spenden und trotzdem Ihr Louis-Vuitton-Täschli kaufen», heisst einer von Ellen Ringiers Standardsätzen