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Barbie bekommt ein Make-over

Leben

Barbie bekommt ein Make-over

  • Text: Anoushé Dastmaltschi

In einem Versuch, realistische Frauenbilder widerzuspiegeln, lanciert Mattel drei neue Barbie-Körpertypen: Tall, Petite und Curvy.

Sie hat langes, blondes Haar, grosse, blaue Augen, einen üppigen Busen, endlos lange Beine und eine Wespentaille: Ob gross oder klein – alle kennen Barbie. Ihr Aussehen ist ihr Markenzeichen aber auch ihre grösste Schwäche. Schon seit ihrer Erschaffung sorgt Barbie für Aufruhr. Der berühmten «perfekten» Figur der Puppe wird oft vorgeworfen, der Auslöser für verzerrte Körperbilder bei jungen Mädchen und Frauen zu sein. Eltern überdenken deshalb häufig den Kauf einer Barbie. Man schenkt dem Kind eben nicht mehr «nur» eine Puppe … Barbie schleppt ein Image von Kontroverse und Kritik mit sich. 

Barbie konnte bereits früh Karriere machen. Sie übte in den Sechzigern Berufe wie Pilotin, Ärztin oder Astronautin aus, während «echte» Frauen ihrer Zeit seltener in diesen Bereichen arbeiteten. Dennoch schaffte sie es nie, als Symbol für Emanzipation und Frauen-Power zu stehen. Im Gegenteil: Ihre ständig kritisierte Erscheinung stellte alle sonstigen «Erfolge» in den Schatten.

Auch wenn uns zwar bewusst ist, dass eine Frau mit solch unnatürlichen Massen in der Realität gar nie existieren kann, versagt Barbie in der Vorbildrolle. Der Spielzeugindustrie fällt auf, dass Millenial-Mütter ihren Töchtern heute keine Puppen mehr kaufen, mit denen sie sich selber nicht identifizieren können. Barbie ist zu sehr von der Realität abgehoben und könnte somit ein falsches Schönheitsideal vermitteln. 

Nach jahrelanger Kritik – auch über die sozialen Medien – und veränderten Schönheitsidealen, die akzeptiert und zelebriert werden, beschloss der Spielzeughersteller Mattel etwas gegen dieses verzerrte Frauenbild zu unternehmen: Die Firma lanciert die Linie Barbie Fashionistas, um sich den heutigen sozialen Umständen der Diversität anzupassen. Drei neue Körpertypen, verschiedene Haut-, Haar und Augenfarben, neue Outfits und weniger Make-up ergänzen das Barbie-Sortiment.

Die neue Vielfalt an Barbie-Kombinationen soll alle Formen der Schönheit zelebrieren, damit jedes Kind eine Barbie finden kann, die es besonders anspricht. Mit Curvy- (kurvig), Tall- (gross) und Petite-Barbie (zierlich), sieben Hauttypen, 14 Gesichtsformen, 22 Augenfarben und 30 Haarfarben möchte Mattel die multi-kulturelle Welt wiederspiegeln, die die Kinder heutzutage prägt. Bei einem Testlauf der neuen Linie hat die kurvige Barbie mit langen, blauen Haaren beispielsweise an Popularität gewonnen, weil sie die Kinder an Katy Perry erinnert. Doch auch den Kleinen fällt auf, dass die kurvige Barbie «anders» aussieht.  

Dieses Makeover soll Barbie weiterentwickeln, damit sie auch in einer stetig wachsenden Kultur von verschiedenen Schönheitsidealen mehr Akzeptanz findet. Auch die Tatsache, dass sie die Wahrnehmung der Kinder mitprägen kann, wird beim Testversuch klar. Vielleicht kommt der Schritt zur Veränderung aber auch zu spät, oder ist lediglich ein Versuch, mit dem Erfolg der konkurrierenden Disney-Puppe Prinzessin Elsa mitzuhalten. Die Comicfigur zeigt im Film «Frozen» mehr Selbstbewusstsein und Selbständigkeit als bisherige Disney-Prinzessinnen und zählt damit ebenfalls zu den starken Frauenvorbildern in der Spielzeugindustrie.

Ob es Barbie gelingen wird, von ihrem über 55-Jahren aufgebauten Image wegzukommen, ist noch in der Schwebe. Auch wenn die Ikone nicht mit Frauen wie Lena Dunham oder Amy Poehler mithalten kann und soll, ist ihre Neu-Definition ein Zeichen dafür, dass sich das Weltbild der Frau nach und nach verändert und das es auch für Barbie in Ordnung ist,  nicht «perfekt» zu sein – sondern einfach individuell.

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