Auto mein, Glück allein: Kerstin Netsch testet den Audi S7
- Text: Kerstin Netsch; Fotos: Nadia Neuhaus
Kerstin Netsch hatte mit dem Audi S7 viel Spass – und das ohne Mitfahrer. Irgendwie befreiend!
Es gibt Dinge, von denen man glaubt, dass sie nur zu zweit Spass machen. Autoscooter fahren zum Beispiel. Ich erinnere mich an ein Oktoberfest in München vor vielen Jahren. Ich fahre, und ein Typ, den ich gern mochte, legt beschützerisch den Arm um mich (weil er denkt, dass ich nicht fahren kann). Und während ich den fiesen Rammböcken mit schnellen Kurven entkomme, dröhnt aus den Boxen «Lass die Finger von Emanuela» von Fettes Brot. Ein grossartiger Abend.
Jetzt stehe ich vor dem Audi S7. Ganz allein. Das Auto ist eingerichtet wie eine Luxusvilla. Schon nur das Bang-&-Olufsen-Soundsystem kostet knapp 10 000 Franken, die Sitze sind mit Alcantara bezogen, das Multifunktionssteuerrad mit feinem Leder, dazu kommen die Bordkamera, Aluräder mit 7-Arm-Doppelspeichen, ein Glasschiebedach, Dynamiklenkung, 420 PS (!) und, und, und. Ein Angeberauto, perfekt für einen lustigen Roadtrip.
Es gibt jemanden, der ihn einst gern mit mir getestet, ja der sich sogar die Finger danach geleckt hätte. Aber das ist nun vorbei. Ich seufze, öffne die Heckklappe und schwinge meinen kleinen Rimowa in den riesigen Kofferraum, wo locker Platz für einen zweiten Koffer wäre, und starte die Reise nach Frankfurt mit einem Song, der mich schon oft getröstet hat: «Compulsion» von Martin L. Gore, «Got to move on sometime and it’s about time …». Es geht mir schon besser. Von aussen kann in diesen Wagen gerade nichts mehr eindringen.
Raus aus der Stadt, kommt der Sportmodus dran, mal sehen, was passiert: Das Fahrwerk wird straffer, ich drücke kurz und fest aufs Gas, werde sogleich in den Sitz gepresst und wieder nach vorne, und das sieht, glaube ich, sehr dämlich aus, weil ich mich dabei ganz steif mache. Mein Bauch fühlt sich an, als würde ich Karussell fahren. Trotzdem wiederhole ich diesen Vorgang ein paarmal, beobachte dabei im Rückspiegel, wie der Spoiler automatisch rausfährt, und plötzlich erwische ich mich, wie ich laut lachen muss.
Das Gute am S7 ist, dass er mich während meiner dreistündigen Fahrt pausenlos beschäftigt und ich gar nicht zum Nachdenken komme. Ich teste die Fahrmodi und bin begeistert, dass ich im Comfortmodus sanft über die Hubbel auf der Autobahn gleiten kann. Oder das MMI Touch, damit kann ich die ganze Navigation des Wagens mit meinem Zeigfinger steuern, immer schön mit dem Blick auf die Strasse.
Schreibe ich etwa mit der Fingerspitze den Namen meiner besten Freundin auf das Feld in der Bordmitte, wählt das System ihre Telefonnummer. Kurz vor Frankfurt höre ich «Emanuela» von Fettes Brot. Siehst du, sag ich mir, es kann auch allein Spass machen. Ausserdem wollte er immer fahren.
Modell: Audi S7 Sportback
Motor: 4.0 TFSI V8
Fahrleistung: 420 PS, von 0 auf 100 km/h in 4.7 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Masse: Länge 4.98 m, Breite 1.91 m, Höhe 1.41 m
Leergewicht: 2020 kg
Kofferraumvolumen: 535 l
CO2-Emissionen: 225 g/km
Energieeffizienzklasse: G
Verbrauch: 9.6 l/100 km
Preis: ab 116 500 Franken
Infos: www.audi.ch
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