Die Arbeiten der WOZ-Fotografin Ursula Häne zeigen einen anderen Blick auf das Thema Flüchtlinge. Ihre Ausstellung «mitgenommen» im Romerohaus Luzern läuft noch bis am 12. Dezember.
Auf der letzten Seite der WOZ erschienen 2012 während 35 Wochen Fotos von Flüchtlingen und Menschen, die ohne legalen Status in der Schweiz leben – die Bilder hat WOZ-Fotografin Ursula Häne gemacht. Sie bat die Porträtierten, einen persönlichen Gegenstand zu zeigen, den sie aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Darunter finden sich oft Schmuckstücke, Fotos von Familienmitgliedern oder besonders geliebte Kleider. Die so entstandenen Fotos zeigen nur die Hände und den entsprechenden Gegenstand und geben so den Menschen eine Präsenz, ohne ihr Gesicht abzubilden.
Die Menschen und ihre zum Teil dramatischen Geschichten erhalten durch diese Bilder eine ganz besondere Präsenz. Auch heute noch, drei Jahre später. In Zeiten, in denen wir tagtäglich mit Bildern von Menschen auf der Flucht oder im Krieg konfrontiert sind, zeigt Hänes Projekt, dass hinter der Flüchtlingsthematik echte Menschen stecken. Im Romerohaus in Luzern sind Hänes Arbeiten noch bis am 12. Dezember ausgestellt.
Romerohaus Luzern, Kreuzbuchstrasse 44, 6006 Luzern
1.
Remedan, geflüchtet aus Äthiopien: «Ich bin dreissig, Äthiopien habe ich vor zehn Jahren verlassen. Meine Frau heisst Khadiya, mein ältester Sohn heisst Muhammad und ist sieben, Hasan ist sechs. Meine Tochter heisst Muna, sie ist ein Jahr alt. Ich habe meine Familie schon länger nicht mehr gesehen. Sie leben nun alle in Saudi-Arabien. Weil ich keine Papiere habe, kann ich sie nicht besuchen, aber ab und zu telefonieren wir.»
2.
Yücel, geflüchtet aus der Türkei: «Ich bin 39 Jahre alt und seit neun Monaten in der Schweiz. Dieser Anhänger ist einem Stempel aus dem Osmanischen Reich nachempfunden. Ein Freund hat mir die Kette geschenkt, kurz bevor ich in die Schweiz gekommen bin. Sie bedeutet mir sehr viel.»
3.
Juba oder Outhou Hamid, ein Flüchtling: «Ich bin 22, seit einem Jahr in der Schweiz. Ich habe zwei Namen, in meinem Pass steht ‹Outhou Hamid›, bei den Berbern heisse ich ‹Juba›. Ich wurde in einer Höhle in der Sahara geboren. Meine Mutter kommt aus Mali, mein Vater aus Marokko. Ich bin Berber und möchte mich keinem Land zuordnen. Der Tarzid, den ich trage, ist aus Baumwolle, meine Mutter hat ihn mit Safran gefärbt.»