Loslassen
Ich habe 2023 den Umzug nach Übersee (Los Angeles) gewagt. Es war wirklich eine emotionale Zeit, so ein Umzug mit Kind in ein fremdes Land hat es schon in sich und der Abschiedsschmerz war gross und ist es manchmal noch immer. Aber wir sind als Familie an diesem Schritt gewachsen. Ich habe gelernt, loszulassen und die Dinge mehr auf mich zukommen zu lassen. Etwa als der Umzugscontainer über drei Monate lang nicht ankam und wir nur mit dem Nötigsten lebten – so befreit war ich selten! – Editor-at-large Jacqueline Krause-Blouin
Nettsein ist etwas Gutes
Dieses Jahr gelernt: Verkackte Baby-Bodys können auch über den Kinderkörper nach unten ausgezogen werden. Ich stülpte sie bis dahin immer über den Kopf und musste dann Haar und Rücken mit zig Feuchttüchern von krümeligen Spuren befreien. Hätt ich das doch schon bei meinem ersten Kind geschnallt! Und noch eine Erkenntnis: Es ist gut, nett zu sein. Wenn mir früher jemand sagte, du bist so nett, empfand ich das nicht als Kompliment. Nett ist doch lahm und – noch schlimmer – total unkritisch. Nett zu sein, so sehe ich das inzwischen, bedeutet jedoch eine unvoreingenommene Zugewandtheit. Eine unabdingbare Voraussetzung, um Menschen und der Welt näherzukommen, sie zu begreifen und schliesslich auch verändern zu können. – Redaktorin Stephanie Hess
Die eigene Stimme
Als Journalistin kann man etwas über die Welt und die Mitmenschen in Erfahrung bringen, kann Fragen stellen, ohne Antworten zu haben – und ohne im Mittelpunkt zu stehen. In den vergangenen neun Monaten als Chefredaktorin von annabelle hat sich diese Perspektive immer mal wieder verkehrt, plötzlich stelle nicht ich die Fragen, sondern werde gefragt. Zu meiner Meinung, zu meiner Person. Auf der Bühne, im Radio, vor der TV-Kamera. Und mir wurde klar, wie aufregend und kraftvoll es ist, gehört zu werden. – Chefredaktorin Barbara Loop
Das tröstlichste Getränk der Welt
Diesen Winter setzt mir die Dunkelheit besonders zu, bereits Anfang November sehnte ich mich nach dem Frühling. Dann fand ich eines eiskalten Morgens ganz hinten im Küchenregal ein Päckchen «Ciobar», eine Marke für italienische heisse Schokolade. Seither rühre ich das Pulver jeden Morgen andächtig in heisse Hafermilch ein und schaue zu, wie alles langsam zu samtiger, puddingartiger Schokolade einkocht, die ich nachher glücklich auslöffele. Es gibt kein tröstlicheres Getränk auf der Welt. Mit diesem Ritual halte ich durch, bis es wieder wärmer wird. – Reportage-Volontärin Darja Keller
Geduld!
Ein Kitschsspruch auf Kaffeetassen, aber für mich so wahr: Trust the timing of your life! Auf zwei Dinge, die ich unbedingt wollte, musste ich sehr lange warten. Und erst jetzt weiss ich auch, warum. – Co-Leiterin Digital Marie Hettich
Vorbeugen
Mein Learning: sich um die eigene Gesundheit kümmern, bevor man krank wird statt erst danach. Sich also selbst Pausen zugestehen, wenn man meint, sie seien noch gar nicht nötig, und fortlaufende Akupunkturtermine buchen, bevor man dramatisch röchelt. Warum ist das so verdammt schwierig? Es liegt am Präventionsparadox, das man leichter überwindet, wenn man es kennt: Der Nutzen wirkungsvoller Prävention ist unsichtbar. In diesem Fall: Man bleibt völlig unspektakulär einfach gesund. Aber das ist eben viel. – Reportage-Chefin Paula Scheidt
Was wirklich zählt
Ich habe 2023 gelernt, dass Umzüge crazy emotional sind. Ich zog nach sieben Jahren aus meiner kleinen Wohnung in Wiedikon in eine neue, grössere, schönere Bleibe um. Trotzdem hatte ich einen Heulkrampf, als die Zügelmänner die Tür hinter sich zumachten und verlor in den Tagen danach vor lauter Stress meine Stimme. Das einzige, was half: Mama anrufen. Und auch das war ein Learning dieses Jahr, immer wieder: Nicht vergessen, was wirklich zählt im Leben. Dankbarkeit praktizieren. Und die Zeit mit seinen Liebsten schätzen, so richtig. – Co-Leiterin Digital Vanja Kadic
Gefühle zulassen
Ich habe 2023 gelernt, wirklich zu fühlen. Das tönt erst mal banal, war aber eine massive Lektion für mich dieses Jahr: Gefühle zulassen, wenn sie kommen, in welcher Form auch immer. Sie nicht wegdrücken. Das kann dann bedeuten, auch mal im Coop zu heulen. Oder im Bus. Es kann bedeuten, dass es mir am Morgen richtig gut geht und dann gefühlt aus dem Nichts plötzlich doch nicht mehr. Und es bedeutet, wirklich hinzufühlen, wenn mich Trauer oder Wut oder Enttäuschung überkommt. Ich versuche, mir Zeit dafür zu nehmen – und mir Zeit geben zu heilen. – Redaktorin Sandra Brun