annabelle engagiert sich für Haitis Frauen
- Interview: Annette FrommerFoto: UN Photo/Sophia Paris
Die fünf Achtzigerjahre-Models unterstützen wohltätige Organisationen. annabelle folgt dem guten Beispiel und engagiert sich für die Organisation Unifem, die aktuell Frauen und Kindern beim Wiederaufbau nach dem grossen Erdbeben in Haiti hilft. Lesen Sie das Interview mit Unifem-Geschäftsführerin Erika Linder.
Auch Ihre Solidarität zählt! Mit Ihrer Hilfe können die Frauen in Haiti neue Hoffnung schöpfen.
Am 12. Januar 2010 ereignete sich eine der grössten Naturkatastrophen der jüngeren Geschichte: Das Erdbeben in Haiti forderte über 200 000 Menschenleben, Millionen wurden obdachlos. Warum es heute, vier Monate nach dem Desaster, so wichtig ist, in dem bitterarmen Land die Frauen gezielt zu unterstützen, erklärt Erika Linder, Geschäftsführerin von Unifem Schweiz.
annabelle: Erika Linder, Millionen an Spendengeldern sind bereits ins Erdbebengebiet geflossen. Warum sollen annabelle-Leserinnen jetzt noch für die Arbeit von Unifem in Haiti spenden?
Erika Linder: Soforthilfe ist wichtig, damit die Menschen überhaupt überleben. Doch in Haiti ist es wie überall: Gerade was die speziellen Bedürfnisse von Frauen betrifft, braucht es für eine dauerhafte Verbesserung ein jahrelanges Engagement. Das gilt für die Gesetzgebung, aber auch für Mittelverteilung, politische Teilhabe, Zugang zum Arbeitsmarkt oder Bildung. Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen gewährleistet, dass Veränderungen dauerhaft sind.
Diesen Anspruch haben auch andere Organisationen. Was macht das Besondere an Unifem aus?
Unser direkter Zugang zu staatlichen Stellen. Indien ist ein gutes Beispiel: Die dortige Regierung sperrt sich gegen die Hilfe durch NGOs, da sich Indien nicht mehr als Entwicklungsland betrachtet. Doch gerade was die Stellung der Frauen betrifft, gibt es noch viel zu tun. Als Unterorganisation der Uno können wir viel ungehinderter im Land tätig sein.
Welche Rolle spielt Generalsekretär Ban Ki-moon?
Mit der Kampagne «End Violence Against Women» vor zwei Jahren machte Ban Ki-moon ein Frauenanliegen zu einem Uno-Ziel. Das war ein wichtiges Signal.
Weshalb ist es denn so wichtig, Frauen speziell zu unterstützen?
Frauen stärken heisst Entwicklung stärken, denn Frauen sind die zuverlässigeren Partner. Aus diesem Grund wurden nach dem Beben in Haiti Lebensmittel nur an Frauen verteilt. Vieles wäre sonst auf dem Schwarzmarkt gelandet. Haiti war ja schon vor der Katastrophe ein Schwerpunkt von Unifem. Dies entpuppt sich jetzt als Vorteil. Mit dem gespendeten Geld werden Netzwerke wieder gestärkt, die wir schon vorher aufgebaut hatten. Ein weiteres Plus: dass wir so weit wie möglich mit Einheimischen zusammenarbeiten. Viele der Unifem-Mitarbeiterinnen sind haitianische Frauen.
Die Medienpräsenz Haitis war sehr gross. Auffallend viele Prominente haben sich engagiert. Ist das hilfreich?
Für uns war es sehr förderlich, weil es nun niemanden mehr gibt, der nicht vom Erdbeben weiss. Doch auch Prominente könnten spenden, ohne dies stets in den Medien kundzutun.
Welche Aufgaben übernimmt Ihre Organisation aktuell in Haiti?
Wir unterstützen die Reparatur von Frauenhäusern, die Schulung von Mitarbeiterinnen für die psychologische Betreuung von traumatisierten Frauen und Kindern und die Einrichtung sicherer Zonen für Frauen in den Obdachlosencamps. Unifem hat Motorräder für die Polizei organisiert, damit diese ihre Ordnungsfunktion wieder übernehmen kann. In Erdbeben- oder Kriegsgebieten sind Frauen besonders verletzlich, es ist, als würden Dämme brechen: In Haiti waren Vergewaltigungen und andere Gewalt an Frauen schon vor dem Beben ein grosses Problem. Danach ist es noch schlimmer geworden.
Und wie sehen denn die längerfristigen Ziele aus?
Während der Jahre des Wiederaufbaus halten wir den Finger darauf, dass auf möglichst vielen Ebenen die Bedürfnisse der Frauen erkannt und berücksichtigt werden: Wie viele Frauen sitzen in den Entscheidungsgremien, wie hoch sind die Budgets für frauenspezifische Anliegen? Die Institutionalisierung der Sicherheit und die Gleichstellung der Frau: Das ist unser grosses Ziel.
«Krise als Chance» – gilt das auch für Haiti?
Es ist fast paradox, in einer solchen Situation von Chancen zu reden. Tatsächlich ist es aber denkbar, dass eine solche Katastrophe neue Wege ebnet. So ist es möglich, dass die alte, korrupte Machtgilde neuen Leuten Platz machen muss, wodurch die Möglichkeit besteht, dass endlich mehr Frauen in den Entscheidungsgremien Einsitz nehmen. Hoffentlich!
Unifem ist eine Unterorganisation der Uno. In über hundert Ländern präsent, setzt sich die Organisation für die Rechte und die Sicherheit von Frauen ein. Die Schwerpunkte: die Bekämpfung von Armut, Ausgrenzung und Gewalt an Frauen, die Aidsprävention sowie die Gleichstellung. Das Schweizerische Komitee für Unifem fokussiert seine Arbeit auf die Bekämpfung der Gewalt an Frauen und unterstützt Projekte in Haiti, Äthiopien, Nepal/Indien und in der Schweiz.
annabelle unterstützt die Arbeit von Unifem – helfen auch Sie mit.
Postkonto für Spenden: 85-245622-3, Vermerk «Haiti».
Sehen Sie auch den Film, der zeigt, wie verletztlich die Frauen in Haiti sind und weshalb sichere Zonen für Frauen wichtig sind.