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Act, Sisters! Ordensschwester Mary John Mananzan im Interview

Leben

Act, Sisters! Ordensschwester Mary John Mananzan im Interview

  • Redaktion: Helene Aecherli; Interview: Lisa Neiss

Die Ordensschwester Mary John Mananzan fordert grundlegende Veränderungen in der katholischen Kirche.

ANNABELLE: Schwester Mary John Mananzan, zurzeit wird heftig über Frauenquoten diskutiert. Was halten Sie von einer Frauenquote in der katholischen Kirche?
SCHWESTER MARY JOHN MANANZAN: Sagen wirs so: Ich bin für die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern innerhalb der Kirche.

Also sollte es auch Priesterinnen geben?
Ja, ich glaube, dass Frauen sogar die besseren Priester wären als Männer.

Warum?
Weil Frauen tendenziell mehr Mitgefühl haben und weniger engstirnig sind. Viele Priester sind zu weit von den Menschen entfernt.

Ein häufiges Gegenargument ist: Da Jesus nur männliche Jünger hatte, sollte es auch nur männliche Priester geben.
Er hatte aber auch nur jüdische Jünger. Das war damals die Realität. Wie viele der heutigen katholischen Priester sind Juden? Sie sehen, dieses Argument ist unhaltbar.

Wären Sie gern Priesterin?
Nein, ich will nicht in den Boys’ Club.

Sollte eine Frau Päpstin werden dürfen?
Natürlich. Wieso sollten denn Frauen nicht gleich den ganzen Weg gehen?

Sie plädieren dafür, dass der Zölibat abgeschafft wird. Welche Gründe führen Sie an?
Etwa, dass Jesus auch verheiratete Jünger hatte. Der Zölibat kam erst viel später ins Spiel. Er wurde ja unter anderem deswegen eingeführt, um zu verhindern, dass die Pfründe der Kirche an die Kinder der Priester vererbt wurden. Würde das Gesetz abgeschafft, könnte dies heute neue Möglichkeiten eröffnen. Es gibt nämlich viele Männer – und Frauen –, die gern Priester wären, aber nicht zölibatär leben wollen.

Die katholische Kirche tut sich schwer mit der Homosexualität. Ihre Meinung dazu?
Homosexuelle haben dieselben Rechte wie heterosexuelle Menschen.

Sie machen sich für eine «feministische Drittwelttheologie» stark. Was bedeutet das?
Ich kämpfe dagegen an, dass eine mächtige Institution wie die Kirche die Religion noch immer oft als Mittel zur Unterdrückung einsetzt – besonders zur Unterdrückung der Frauen. Dies geschieht vor allem durch falsche Interpretationen der heiligen Schriften. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Bild der Maria.

 

Wie meinen Sie das?
Maria wird oft als Stereotyp der schwachen, abhängigen Frau dargestellt. Doch betrachtet man das Evangelium genauer, ist das Gegenteil der Fall: Maria ist eine aussergewöhnliche Frau, die nicht zurückschreckt, wenn sie mit einer Tragödie konfrontiert wird. Sie hat den Mut, am Kreuz ihres Sohnes zu stehen. Das lässt auf eine unabhängige, mündige Person schliessen, die einen extrem starken Charakter hat. Dieses Bild versuche ich zu vermitteln.

Was ist Ihr Credo?
Den Menschen zu zeigen, dass es gilt, hier, auf Erden, zu sich selbst zu finden und glücklich zu sein; dass Spiritualität bedeutet, seiner Seele und seinem Körper Sorge zu tragen. Wenn man es hier nicht lernt, wo und wann soll man es sonst lernen? Als ich politisch aktiv war und gegen Präsident Marcos und sein Regime kämpfte, hat mich ein Polizist einmal gefragt: «Schwester, sollten Sie sich als Nonne nicht lieber um die Seelen der Leute kümmern?» Da habe ich ihm geantwortet: «Sehen Sie hier irgendwo Seelen herumlaufen? Nein? Da geht es Ihnen wie mir: Ich sehe auch nur Menschen.»
 

 

Mary John Mananzan

Die philippinische Benediktinerin Mary John Mananzan (72) wurde von der Organisation Women Deliver zu einer der hundert inspirierendsten Persönlichkeiten ernannt. Ihr Buch «Nun Sense. The Spiritual Journey of a Feminist Activist Nun» sorgte weltweit für Furore. annabelle traf Mary John Mananzan während ihres Besuchs in der Schweiz, der vom Hilfswerk Fastenopfer ermöglicht wurde.
www.fastenopfer.ch,
www.womendeliver.org

In der Schweiz leben und arbeiten heute 180 Benediktinerinnen. Die Frauenklöster der deutschen Schweiz haben sich zu einer Föderation zusammengeschlossen, die elf Klöster umfasst. www.benediktiner.ch

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