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20 Fragen an Min Li Marti: «Ich habe real Flugscham»

Politik

20 Fragen an Min Li Marti: «Ich habe real Flugscham»

Job, Privatleben – und alles dazwischen: In unserer Serie beantwortet jeden Mittwoch eine Nationalrätin 20 schnelle Fragen. Heute mit Min Li Marti, 49, Zürcher SP-Nationalrätin.

Was machen Sie nach einem richtig anstrengenden Tag am liebsten?
Kochen und essen. Und einen Prosecco trinken.

Ihr Lieblingstier?
Das Zebra

Wohin möchten Sie unbedingt mal reisen?
Es gäbe noch viele Orte, an die ich gerne reisen möchte. Das Problem: Ich habe real Flugscham.

Welches Thema müsste unbedingt verstärkt auf die politische Agenda?
Das Thema Armut, insbesondere Kinderarmut. Das dürfte in so einem reichen Land gar kein Thema sein.

Ein:e Politiker:in, zu dem:der Sie aufschauen?
Sie ist zwar auf linker Seite nicht ganz unbestritten, aber Hillary Clinton ist eine Frau, die extrem viele Widerstände erleben musste und dennoch nie aufgegeben hat. Generell machen mir Pionierinnen einen grossen Eindruck, wie beispielsweise in der Schweiz Liliane Uchtenhagen oder Judith Stamm.

Was wollten Sie als Kind werden?
Ich hatte viele Ideen, die immer an der Realität gescheitert sind. Zum Beispiel wäre ich gerne Astronautin geworden, habe aber schlechte Augen. Oder Modedesignerin, aber ich habe zwei linke Hände, wenn es ums Nähen geht.

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«Humor hilft, sonst hält man es nicht aus»

Ihr Guilty Pleasure?
Ich liebe diese britischen Wettbewerbssendungen wie «The Great British Bake Off»

Drei Eigenschaften, die Politiker:innen unbedingt mitbringen sollten?
Man muss Probleme lösen und Verantwortung übernehmen wollen. Die Menschen mögen. Humor hilft auch, sonst hält man es nicht aus.

Was würden Sie am Politiker:innenjob gern ändern?
Das Milizprinzip. Ich finde es nicht grundsätzlich schlecht, dass Politiker:innen auch noch ein «normales» Berufsleben haben, das erdet einen auch. Aber dann müssten die Strukturen so gegeben sein, dass es auch tatsächlich funktioniert. Einerseits mit der nötigen Unterstützung für die Arbeit und andererseits mit Sessions- und Sitzungszeiten, die nicht dem Postkutschenzeitalter entsprechen. Statt der Sessionen bräuchte es einen Betrieb von zwei Tagen pro Woche – dann wäre die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie viel einfacher.

Der beste Drink aller Zeiten?
Ich mag Moscow Mule, aber der ist im Moment aufgrund des Namens etwas in Verruf geraten. Und Bloody Marys mag ich auch.

Eine Sache, die Sie an Ihrem Job regelmässig verfluchen?
Die Wahlkampfabteilung der SP wird keine Freude haben: unsere Telefonaktionen. Da kenne ich erfreulichere Dinge. Und den Zwang, sich selber verkaufen zu müssen, mag ich auch nicht.

Ein Scheitern, das Sie weiterbrachte?
Ich mag dieses «Krise als Chance» nicht so. Jedes Scheitern kann einen Lerneffekt haben oder einen anderen Weg ermöglichen, aber lustig ist es dennoch nicht. Am meisten hat mir gebracht, mich mit anderen auszutauschen, die ebenfalls gescheitert sind. Das ist so eine Art praktische Selbsthilfe.

Was haben Sie kürzlich über sich selbst gelernt?
Ich wandle mich zunehmend vom Nacht- zum Morgenmenschen, zu meinem eigenen Erstaunen.

Ihr Lieblingsessen?
Je nach Saison und Lust und Laune – aber ich esse thailändischen Rindlfeischsalat sehr gern.

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«In der Politik gibt es wenig Gelegenheit, seine Wunden zu lecken»

Ihr bisher härtester Tag im Amt?
Schwierig an politischen Karrieren ist nicht nur, dass sie kaum planbar sind, sondern dass auch Niederlagen sehr öffentlich stattfinden. Es gibt wenig Gelegenheit, sich zurückzuziehen und seine Wunden zu lecken. Das war bei meinen zwei internen Niederlagen bei der Kandidatur für den Stadtrat das Schwierigste.

Welches Polit-Thema treibt Sie zurzeit am meisten um?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – davon wird zwar viel gesprochen, aber konkret getan wird nichts: Wir haben keine Elternzeit und die Kitas sind überproportional teuer. Wir haben jetzt durch die Kita-Initiative und die Kita-Vorlage, die im Ständerat beraten wird, immerhin eine Chance, das ein bisschen zu ändern.

Ihr Kraftort?
Ich bin gern am Meer – insbesondere in den Dünen an der Nordsee

Der beste Ort zum Netzwerken?
Früher hätte ich gesagt Twitter. Jetzt weiss ich es auch nicht.

Ihr liebsten Newsportale?
New York Times, Slate, Washington Post, Tages-Anzeiger Online, Watson

Was hilft Ihnen bei Nervosität am besten?
Ich habe als Jugendliche mal Gesangsunterricht genommen und ich bin überzeugt, dass mir das sehr viel Angst genommen hat. Ansonsten sag ich mir immer, dass sicher noch jemand anders schlechter ist als ich.

Am 22. Oktober 2023 finden in der Schweiz die National- und Ständeratswahlen statt. Bis August können Wahlvorschläge bei der Bundeskanzlei eingereicht werden. Du liebäugelst mit einem politischen Amt? Die überparteiliche Bewegung Helvetia ruft! setzt sich für mehr Frauen in der Politik ein und unterstützt auch im Kandidaturprozess – ganz unabhängig davon, um welche Wahlen es sich handelt und für welche Partei du kandidierst.

Hier findest du alle Fragebögen, die bisher erschienen sind.

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