11 Dinge, die 2024 richtig gut gelaufen sind
- Text: Sandra Brun
- Bilder: Universal, Unsplash, ZVG; Collage: annabelle
Ja, es lief einiges anders als erhofft 2024. Doch für diesen Rückblick konzentrieren wir uns auf die Lichtblicke: Hier sind unsere 11 liebsten Good News.
Accidental Style Icon
Mit 85 wird Margret Chola zur Stilikone, zur «Legendary Glamma», nachdem sie mit ihrer Enkelin aus New York Outfits getauscht hat, sich von ihr stylen und fotografieren liess. «Ich fühle mich lebendig und neu in diesen Kleidern auf eine Art, die ich vorher nicht kannte. Als ob ich die Welt erobern könnte.» Sie wird zum Covergirl, kriegt ein Portrait im «Glamour»-Magazin, BBC berichtet über sie und Social Media macht aus ihr eine Internetsensation.
Plastik(auf)lösung
Obwohl weniger als 10 Prozent des weltweit hergestellten Kunststoffs recycelt wird, ist kein Ende der Plastikproduktion in Sicht. Und somit auch kaum ein Ende der Verschmutzung unserer Umwelt und besonders unserer Meere durch Plastik. Forscher:innen des «Riken Center for Emergent Matter Science» in Japan haben nun möglicherweise eine Lösung gefunden.
Sie haben eine neue Art von supramolekularem Kunststoff entwickelt, der genauso stark und vielseitig ist wie herkömmlicher – dabei aber biologisch abbaubar ist. Er löst sich in Meerwasser auf, da Salzbrücken die einzelnen Bestandteile zusammenhalten und diese von Bakterien komplett zersetzt werden. Kommt der neue Plastik also mit Salzwasser in Berührung, zerfällt er innerhalb von Stunden und auch in der Erde baut er sich innerhalb von zehn Tagen ab.
«Nein heisst Nein»
Zahlreiche Fälle sexualisierter Gewalt wurden dieses Jahr publik, beschäftigten, schockierten uns. Umso wichtiger: Die Reform des Schweizer Sexualstrafrechts trat Mitte Jahr mit der «Nein heisst Nein»- oder Ablehnungslösung in Kraft. Opfer müssen sich nicht mehr körperlich gegen ihre Täter wehren, damit eine Vergewaltigung, ein sexueller Übergriff oder sexuelle Nötigung vor Gericht als solche anerkannt werden. Zudem ist die Definition einer Vergewaltigung neu geschlechtsneutral formuliert, bis anhin waren im Sexualstrafrecht nur Personen weiblichen Geschlechts als mögliche Opfer erwähnt.
Die Kiwis kehren zurück
12 Millionen Kiwis gab es einst in ganz Neuseeland – das war vor der Ankunft der ersten Siedler:innen – heute sind es nicht einmal mehr 70’000. Die flugunfähigen Vögel, notabene Nationaltier des Inselstaats, leiden unter den Menschen; Plantagen und Landwirtschaft verdrängen immer mehr unberührte Natur.
Mittlerweile kämpfen etwa 90 Kiwi-Schutzprogramme gegen das Aussterben der Kiwis und für ihre Wiederansiedlung überall im Land. Naturschützer:innen haben nun zwei Kiwi-Küken entdeckt – die ersten Wildgeburten der Vögel in der Region der neuseeländischen Hauptstadt Wellington seit 150 Jahren.
«Das hat es noch nie gegeben»
Mar Galcerán hat in Spanien Geschichte geschrieben: Sie ist die erste Parlamentarierin des Landes mit Down-Syndrom. Die 47-Jährige ist seit fast dreissig Jahren politisch aktiv und setzt sich besonders für die Integration von Menschen mit geistiger Behinderung ein. «Das hat es noch nie gegeben», sagte sie über ihre Wahl zum «Guardian». «Die Gesellschaft beginnt zu erkennen, dass Menschen mit Down-Syndrom eine Menge beitragen können. Aber es ist ein sehr langer Weg.»
Reparation wegen Kolonialverbrechen
Fünf Frauen – Marie-José Loshi, Monique Bitu Bingi, Léa Tavares Mujinga, Simone Ngalula und Noëlle Verbeeken – haben den belgischen Staat auf Reparation wegen Kolonialverbrechen verklagt. Und gewonnen! Ein historisches Urteil. Denn damit gehört der Fall zu einem der ersten, in dem ein europäisches Gericht Überlebenden von Kolonialverbrechen Reparaturzahlungen zuspricht.
Die fünf Frauen gehören zu den tausenden kongolesischen Kindern, die während der Kolonialzeit ihren Familien entrissen, im Kongo in katholische Heime gesteckt und teils sogar später von belgischen Familien adoptiert und ihrer Heimat entrissen wurden.
It’s «Wicked»
Die Verfilmung des Musicals «Wicked» und besonders die Promo-Tour dazu eroberte die Welt im Sturm: Wie Ariana Grande ihre Rolle manifestierte, nachdem sie das Musical mit zehn zum ersten Mal gesehen hatte und 2011 in einem Tweet schrieb, dass sie fix Glinda spielen werde; wie Cynthia Erivo als Elpheba im Film alle Stunts selbst macht und dabei so singt, wie sie singt; wie die Geschichte des Films eben auch sehr politisch ist. Ganz nebenbei ist «Wicked» bereits jetzt die erfolgreichste Filmadaption eines Broadway-Musicals mit derzeit 525 Mio. Dollar Umsatz.
IVF für ein Nashorn
Zum ersten Mal wurde ein Nashorn mittels In-vitro-Fertilisation schwanger. Die Schwangerschaft mit einem im Labor gezeugten Embryo eines Südlichen Breitmaulnashorns wird von Forschenden als Beweis gewertet, dass sich die Methode eignet, um bedrohten Nashornarten zu helfen.
Allen voran dem Nördlichen Breitmaulnashorn, von dem es weltweit nur noch zwei Weibchen gibt, die unter Bewachung in einem Reservat in Kenia leben. Der letzte Bulle starb 2018. Dem jüngeren der beiden Weibchen wurden Eizellen entnommen und befruchtet, woraus rund 30 Embryos entstanden sind. Diese sollen bald von Nashorn-Leihmüttern ausgetragen werden.
Doch die Zeit drängt: Ausgetragen werden können die Babys zwar von anderen Südlichen Breitmaulnashörnern, fürs Leben lernen können sie aber nur von den verbleibenden Weibchen ihrer Art. Doch Hoffnung besteht – dank des IVF-Erfolgs auch für andere bedrohte Nashornarten.
Es ist offiziell: Queen Bey
Das Billboard-Magazin wählte Beyoncé zum «Greatest Pop Star of the 21st Century». Jup, das erste Vierteljahrhundert der 2000er ist durch. Musikalisch dominiert hat diese Zeit Beyoncé – zu Beginn mit «Say My Name», als sie noch ein Teenager war, und zum Schluss mit «Texas Hold Em», als 42-jährige dreifache Mutter.
Und dazwischen? Keine Flops, kein Verschwinden, nur konstant Erfolge; zuerst mit Destiny’s Child und dann solo. Dafür gabs bisher 32 Grammys, so viele hat kein:e ander:e Künstler:in gewonnen. Nächstes Jahr könnten nochmals 11 dazukommen für ihr Rekord-Album «Cowboy Carter». Oh, und apropos Dominieren: Sieben der Top 10 Künstler:innen auf der Billboard-Liste sind Frauen – Taylor Swift, Rihanna, Lady Gaga, Britney Spears, Ariana Grande und Adele.
Weihnachtssterne kann jede:r
Seit über zwanzig Jahren designen in Newburgh, Schottland, die Kids die Weihnachtsbeleuchtung – dieses Jahr ging ein Video davon viral. Und zeigt: Da gibt es statt langweiliger Sterne dann eben ein dreibeiniges Rentier, Rudolph mit rotem Ohr statt roter Nase, einen tanzenden Christbaum in roten Heels, einen Weihnachtsregenbogen und einen Santa-Claus-Fisch. Die festlichen Charaktere wurden alle von den Gewinner:innen eines Primarschulwettbewerbs entworfen, jährlich kommt ein neues Design hinzu.
Er tanzt immer noch
Vor genau 60 Jahren tanzte er durch «Mary Poppins» und in wohl so einige Herzen, jetzt tanzt sich Dick Van Dyke mit knapp 99 im neuen Coldplay-Musikvideo «All My Love» hinreissend wackelig und immer noch grinsend dahin zurück. Und erinnert ganz nebenbei herrlich ironisch, aber auch herrlich altersweise daran, was wirklich zählt im Leben: Liebe (offensichtlich, siehe Songtitel), Familie und Humor. Und Dankbarkeit.