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10 Frauen, die politisch von sich reden machen

10 Frauen, die politisch von sich reden machen

Ab heute haben die USA mit Kamala Harris ihre erste Vizepräsidentin. Zusammen mit Joe Biden wird sie heute vereidigt und schreibt damit Geschichte. Wir zeigen Ihnen zehn weitere eindrückliche Frauen, die an den verschiedensten Orten auf der Welt politisch für Aufruhr sorgen.

Aktuell werden 26 Länder weltweit von Frauen regiert. In vielen Ländern sind sie die ersten Frauen im Amt der Premierministerin oder des Staatsoberhaupts. Ob in Europa, Asien oder Afrika – wir stellen Ihnen zehn Frauen vor, einige bekannter, andere weniger bekannt, die vieles richtig machen.

Sanna Marin, Premierministerin von Finnland

Als sie 2019 finnische Premierministerin wurde, war die mittlerweile 35-Jährige zwischenzeitlich das jüngste Staatsoberhaupt der Welt. Sie leitet eine Koalition bestehend aus fünf Parteien – allesamt geführt von Frauen, vier davon unter 35 Jahre alt. Der Kampf für mehr Gleichstellung gehört ganz selbstverständlich zu ihrem progressiven Regierungsprogramm. Sie ist selbst Mutter einer Tochter und hat sich nach der Geburt die Elternzeit mit ihrem Mann geteilt.

Nach ihrem Amtsantritt hat sie die Elternzeit für Väter derjenigen der Mütter angeglichen – knapp sieben Monate kann sich jeder Elternteil nun freinehmen. Zurzeit plant ihre Regierung ein weiteres neues Gesetz zur Elternzeit, welches Vätern und nichtbiologischen Elternteilen dieselben Rechte garantieren soll wie Müttern. Marin spricht offen über Sexismus in der Politik und sagte in einem Gespräch mit der britischen «Vogue»: «In jeder Position, in der ich je war, wurde immer thematisiert, dass ich eine junge Frau bin. Ich hoffe, dass dies eines Tages nicht mehr debattiert wird und meine Arbeit unabhängig von meinem Geschlecht beurteilt wird. Ich bin nicht besser und nicht schlechter als ein Mann mittleren Alters.»

Katrín Jakobsdóttir, Premierministerin von Island

Jakobsdóttir ist seit 2017 Premierministerin des Inselstaates. Die isländische Premierministerin sitzt einem der gleichgestelltesten Parlamente der Welt vor: Knapp 48 Prozent beträgt der Frauenanteil im isländischen Parlament. Sie wurde letztes Jahr als Beispiel dafür genannt, wie man als Regierende mit der Coronakrise umgehen sollte: «Was wir aus der Coronakrise lernen können, ist, dass es wichtig ist, sein Ego als Politikerin beiseitezulegen und von der Wissenschaft zu lernen.»

Bescheidenheit und der Wissenschaft zuzuhören seien für sie der Schlüssel gewesen, ihr Land durch die Coronapandemie zu führen, sagt sie in einem Gespräch mit dem «Time Magazine». Sie hoffe, dass das Hören auf die Wissenschaft auch mehr auf andere globale Herausforderungen angewendet werden könne: «Wir könnten einige der Lektionen, die wir in dieser Pandemie gelernt haben, im Kampf gegen die Klimakrise nutzen.»

Island war 1980 das erste Land weltweit, in dem mit Vigdís Finnbogadóttir eine Frau zur Präsidentin gewählt wurde. Sie bleibt ausserdem mit 16 Jahren Amtszeit bis heute die am längsten regierende Frau der Welt.

Sahle-Work Zewde, Präsidentin von Äthiopien

Die frühere Diplomatin und UN-Abgeordnete wurde 2018 zur ersten Präsidentin Äthiopiens gewählt und ist aktuell das einzige weibliche Staatsoberhaupt Afrikas. Ihre Wahl war ein grosser Schritt in Richtung Geschlechtergleichheit für das traditionell konservative Land. In einem Gespräch mit France 24 erklärt sie, sich als Vorbild für die Frauen ihres Landes zu sehen: «Es geht mir darum, Frauen in Äthiopien zu zeigen, dass sie alles erreichen können, was sie möchten.»

Sie betont im Gespräch zudem, wie wichtig es für sie sei, für Gleichberechtigung zu kämpfen und Ungleichheiten anzusprechen. «Frauen sollen eine Stimme und einen Teil haben daran, die Welt zu verändern.»

Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland

Jacinda Ardern war erst die zweite Frau, die als Regierungsoberhaupt Mutter wurde und die erste, die anschliessend Mutterschaftsurlaub nahm. Seit sie das Amt der Premierministerin übernommen hat, musste sich Ardern schon in mehreren Krisen beweisen, zeigte darin aber sehr viel Kompetenz und gleichzeitig Menschlichkeit. Nach dem Terroranschlag in Christchurch vor zwei Jahren verschärfte sie beispielsweise innert kürzester Zeit das Waffenrecht, liess halb automatische Waffen verbieten und sprach ein Budget zum Rückkauf illegal erworbener Waffen.

Neuseeland gilt zudem als Paradebeispiel für den Umgang mit der Coronakrise. Mit strengen Massnahmen schaffte es das Land, zu einer verhältnismässigen Normalität zurückzukehren, im Sommer letztes Jahr war es sogar zeitweise coronafrei. Ardern wurde im November 2020 für eine zweite Amtszeit bestätigt. Im Zuge dessen stellte sie das diverseste Kabinett in der neuseeländischen Geschichte. Mit Nanaia Mahuta wird eine Maori Aussenministerin, eine von fünf Maori im Kabinett. Zudem schafft Ardern ein neues Ressort zur Verhinderung von häuslicher und sexueller Gewalt, welchem eine Frau vorsteht. Frauen machen insgesamt vierzig Prozent des Kabinetts aus.

Tsai Ing-wen, Präsidentin von Taiwan

2016 wurde Ing-wen die erste Frau an der Spitze Taiwans. Unter ihrer Führung legalisierte Taiwan als erstes Land in Asien die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, obwohl dies in der Bevölkerung des Landes nicht nur auf Zustimmung stiess und ihre Popularität darunter litt.

Für Aufsehen sorgt zudem ihre Haltung gegenüber China: Sie positioniert sich klar als Verteidigerin von Taiwans Souveränität gegen Chinas Ansicht, dass die Insel eines Tages mit dem Festland vereint werden muss. Für noch mehr Aufsehen sorgt Taiwan im Umgang mit dem Coronavirus. Das Land wählte ein Vorgehen, bei dem zwar rigoros gegen das Virus vorgegangen wird, jedoch möglichst wenig in die persönliche Freiheit der Bürger eingegriffen wird. Aufgrund der Erfahrungen mit der Sars-Epidemie Anfang der Nullerjahre hatte das Land rasch einen Plan für den Umgang mit dem Coronavirus. Die Regierung setzte dabei auf Transparenz, blieb mit der Bevölkerung im Dialog und setzte digitale Werkzeuge zur Eindämmung der Pandemie ein. So gab es etwa eine Art virtuelles Rathaus, das gleichzeitig als Diskussionsraum diente.

Victoire Tomégah Dogbé, Premierministerin von Togo

Seit letztem Herbst ist Tomégah Dogbé Premierministerin Togos und damit die erste Frau in diesem Amt. Sie hielt zuvor bereits mehrere Ministerposten inne und ist in politischen Kreisen gut bekannt. Ihre Ernennung ist ein grosser Schritt nach vorn für die westafrikanische Nation, sie wurde von Aktivistinnen für die Rechte der Frauen gefeiert. «Die Botschaft ist klar: Kompetente Frauen werden befördert und verdienen ihren Platz. Alles ist möglich und Frauen werden für bestimmte Positionen nicht mehr zurückgelassen», wird eine Aktivistin von Africanews zitiert.

Katerina Sakellaropoulou, Staatspräsidentin von Griechenland

Die Richterin und Menschenrechtsanwältin wurde letztes Jahr als erste Frau ins Präsidentenamt Griechenlands gewählt – zuvor war sie bereits die erste Frau an der Spitze der griechischen Justiz. Als Richterin verteidigte sie vier Jahrzehnte lang Bürgerrechte, Flüchtlinge, Minderheiten und die Umwelt, stimmte für gleichgeschlechtliche Partnerschaften und gegen sexuell diskriminierende Gesetze. Sie setzte sich für den Schulbesuch von Flüchtlingskindern ein und legte sich sogar mit der übermächtigen griechisch-orthodoxen Kirche an.

In ihrer Dankesrede nach der Wahl sagte sie: «Ich freue mich auf eine Gesellschaft, die Rechte so achtet, wie sie in der Verfassung verankert sind.» Bei der Gleichstellung der Geschlechter sieht sie aber noch viel Arbeit, trotz Verbesserungen im Laufe der letzten Jahrzehnte, wie sie in einem Gespräch mit dem «Spiegel» klarstellt. Ihren Aufstieg zur Präsidentin sieht sie als grossen Schritt, aber trotzdem existiere die gläserne Decke immer noch, in Griechenland und auf der ganzen Welt.

Ana Brnabić, Premierministerin von Serbien

Die 45-Jährige ist seit 2017 Premierministerin Serbiens und ist die erste Frau in diesem Amt. Brnabić lebt offen homosexuell und ist in einer lesbischen Beziehung, ihre Partnerin wurde vor zwei Jahren Mutter. Sie ist damit aktuell das einzige offen lesbisch lebende Staatsoberhaupt weltweit und das erste Staatsoberhaupt, das während seiner Amtszeit mit einer gleichgeschlechtlichen Partnerin Co-Mutter wurde.

Donatille Mukabalisa, Parlamentssprecherin von Ruanda

61 Prozent Frauen sitzen in Ruandas Parlament. Damit steht das ostafrikanische Land weltweit an der Spitze, was den Frauenanteil in einem Parlament angeht. Nach dem Genozid in den Neunzigerjahren entstand in Ruanda eine starke Frauenbewegung. Es fand zudem eine umfassende Umstrukturierung in der Politik statt, in der Verfassung wurde für alle öffentlichen Ämter eine Frauenquote von mindestens dreissig Prozent festgeschrieben. Der tatsächliche Frauenanteil im Parlament ist jedoch seit Jahren doppelt so hoch wie vorgesehen und wichtige Ämter werden längst ohne grosses Aufsehen von Frauen eingenommen – wie die Rolle der Parlamentssprecherin, die seit 2013 die Anwältin Donatille Mukabalisa innehält.

Angela Merkel, Kanzlerin von Deutschland

Zum zehnten Mal in Folge stand Angela Merkel 2020 an der Spitze der jährlichen »Forbes»-Liste der mächtigsten Frauen der Welt (auf die Liste schaffte es erstmals übrigens auch Kamala Harris, und zwar direkt auf Platz drei). Erneut habe sie mit ihrem Krisenmanagement von sich reden gemacht und ihre Führungsstärke unter Beweis gestellt. Seit 2005 ist Merkel Bundeskanzlerin und wird damit bald die am längsten regierende Frau der Welt. Mit ihrer zurückhaltenden und bescheidenen Art und einem Regierungsstil, den man als vorsichtiges Experimentieren umschreiben kann, wurde sie zu einer politischen Ikone. »Jeder Schritt muss in seinen Folgen beherrschbar bleiben», sagte sie einst.

Mit diesem Credo überstand sie etliche Krisen und vertritt stets eine klare Haltung. So etwa im Sommer 2015 als Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen und sie die Aufnahme der Menschen als nationale Aufgabe sah und betonte: «Wir schaffen das!» Sie hat schon zuvor globale Krisen erlebt – die Finanzkrise 2008, Fukushima 2011 – und hat auch in der Coronakrise gezeigt, dass ihr ihre nüchterne Herangehensweise und vor allem ihr Hintergrund als Wissenschafterin zugutekommt. Wichtig ist ihr immer auch das Vertrauen der Bevölkerung, die für sie an oberster Stelle steht. So sagte sie in einer ihrer ersten Fernsehansprachen nach Beginn der Coronakrise bezeichnend: «Auf jeden einzelnen Bürger kommt es an. Und erst danach auf die Politik.»