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Wie ist es eigentlich, als Tänzer bei «Magic Mike» zu strippen?

Popkultur

Wie ist es eigentlich, als Tänzer bei «Magic Mike» zu strippen?

Anton Engel ist Tänzer in Las Vegas. Hier erzählt der 32-Jährige aus seinem Alltag zwischen Disziplin und Ekstase sowie dem Wunsch finanziell unabhängig zu sein.

«Wenn ich mir in der Show Jeans und T-Shirt ausziehe, ist das immer wie ein Ritual. Du schälst dich aus deiner Kleidung wie eine Schlange, die sich häutet. Es ist bei aller Routine immer noch Aufregung dabei. Ich stehe im Slip vor Frauen, die manchmal kurz vor der Ohnmacht stehen. Es ist auch durchaus schon mal eine umgekippt.

Und dann denke ich, andere schleppen für den Job gerade Stahlträger über eine Baustelle oder stehen am OP-Tisch. Tanzen bei ‹Magic Mike› in Las Vegas – so eine Chance bekommst du nur einmal im Leben.

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«In der Schweiz gross zu werden, war toll. Aber irgendwie kam mir das Leben zu leise vor»

Ich bin in Ballens im Kanton Waadt aufgewachsen. Knapp 600 Einwohner: innen. Meine Mutter ist Österreicherin, mein Vater Schwede, ich Schweizer. Hier gross zu werden, war toll. Aber irgendwie kam mir das Leben zu leise vor. Mit 16 bin ich nach der Schule nach Lund und später nach London gegangen, um eine Tanzausbildung zu machen. Klassisches Ballett, Musical-Training, alles dabei. Hip-Hop und Breakdance mochte ich aber damals schon lieber.

Als ich 2016 bei Facebook las, dass Tänzer für eine Show in Vegas gesucht werden, wusste ich: Da muss ich hin. Ich bewarb mich mit einem Video und wurde einer von einem Dutzend Tänzern, hunderte hatten sich beworben. Mir hat meine tänzerische Vielseitigkeit und natürlich meine Athletik sehr geholfen. Mein Look auch.

Die Frauen, die sich die Show ansehen, sind oft ekstatisch, natürlich haben viele auch Alkohol getrunken. Wir haben immer Junggesellinnenabschiede da und Gruppen, die mal eskalieren wollen. Wer versucht, auf die Bühne zu kommen, oder zudringlich wird, muss die Show verlassen. Wir haben eine aufmerksame Security.

Selbst laufen wir auch durch die Zuschauerreihen, verteilen rote Rosen oder bieten den Frauen einen Lapdance an. Und klar gibt es auch eindeutige Angebote nach der Show, aber ich bin ja vergeben. Meine Frau Mylynda und ich haben uns in einem Club kennen gelernt. «Du bist heiss!», hat sie damals gesagt. Und heute: «Du kannst dich gerne ausziehen, aber danach kommst du nach Hause.»

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«Bei Männern hat der Beruf weniger etwas Anrüchiges»

Es gibt auch mal hartnäckige Fans, die vor dem Ausgang auf einen warten. Die einen auf einen Drink einladen wollen und so weiter. Ich glaube, dass weibliche Tänzerinnen ganz anders zum Objekt gemacht werden als Männer. Bei Männern hat der Beruf weniger etwas Anrüchiges. In meiner Familie und unter meinen Freunden bekomme ich für meinen Beruf Anerkennung, niemand sagt zu mir: Komisch, was du da machst.

Meine Arbeit ist sicher ungewöhnlich, aber am Ende ist auch sie nur ein Job, nach dem man sich abends auf die Couch fläzt. Einmal die Woche gönne ich mir sogar einen Burger. Das Leben darf nicht nur Entbehrung sein.

Ich habe Probleme mit Akne am Hals, weil ich so proteinreich esse, wegen des Muskelaufbaus – viele Eier, Shakes mit Hafermilch und so weiter. Gut auszusehen, ist meine Basis. Wir haben unter den Tänzern einen guten Teamspirit. Hahnenkämpfe finden da nicht statt, wir respektieren uns.

Nebenbei habe ich eine Video-Produktionsfirma gegründet. Finanziell unabhängig sein, das wäre schon angenehm. In der Unterhose tanzen geht nicht bis zur Rente.»

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