Endlich Herbst bedeutet auch: perfekte Voraussetzungen für ein Serienwochenende auf der Couch. Hier kommen vier Serien, die uns gerade begeistern.
«Ruby» (ZDFneo) – Tipp von Online-Chefin Mareice Kaiser
Darum gehts: Ruby ist gross, Ruby hat eine beste Freundin, Ruby arbeitet bei einer Bank. Viel mehr will Ruby gar nicht und genau darum geht es. Gezeigt wird, dass all unser kapitalistisches Streben nach Mehr und Besser vielleicht gar nicht so super ist und dass es ziemlich viel Spass machen kann, zufrieden zu sein und mit Gummizughose im Büro zu sitzen, oder noch besser: auf dem Sofa.
Deshalb ist die Serie so gut: Ein diverser Cast, sehr guter derb bis feiner Humor und einfach eine gute Feelgood-Utopie, die gesellschaftliche Machtverhältnisse berücksichtigt.
Für Fans von: «Please like me» und für Menschen, denen Serien sonst eigentlich zu viel sind
«Winning Time» (Sky) – Tipp von Redaktorin Sarah Lau
Darum gehts: Dass heute Stars wie Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio bei den Spielen der L.A. Lakers in der ersten Reihe sitzen, liegt sicher nicht nur an ihrem Sportinteresse. Basketball ist seit den 80er Jahren ein spektakuläres Show-Event und das verdanken wir der Vision von Jerry Buss. Der kratzte 1979 sein ganzes Geld zusammen, um die vor sich hin dümpelnden Lakers zu kaufen. Mit neuen Talenten wie Earvin «Magic» Johnson, der Einführung der schnellen Run-and-Gun-Spielweise und sexy Choreografien statt biederer Cheerleader-Acts, wandelte er die Turnhallenturniere zu einer Multimillionendollar-Industrie.
Deshalb ist die Serie so gut: Weil sie uns erklärt, wie Basketball in Amerika funktioniert und dabei mit einem grandiosen Soundtrack und Eighties Fashion begeistert. Weil die Charaktäre differenziert gezeichnet sind, etwa Dr. Buss gleichermassen chauvinistischer Arsch UND genialer Visionär sein darf. Und weil nicht nur Regie (Oscarpreisträger Adam McKay, «The Big Shot»), sondern auch der Cast nichts als deluxe sind. Allen voran John C. Reilly als Buss, Sally Field als dessen Mutter, die wunderbare Gaby Hoffman und Quincy Isaiah, der dem echten Magic verblüffend ähnlich sieht und uns mit seinem 1000-Watt-Lächeln verstrahlt zurücklässt.
Für Fans von: «The Last Dance», «Succession», «Glow»
«Befruchtet» (Netflix) – Tipp von Redaktorin Sandra Brun
Darum gehts: Nana (Josephine Park) ist als Fruchtbarkeitsspezialistin genauso erfolgreich wie als Lügnerin. Ihren Patient:innen gegenüber spielt sie nämlich je nach Bedarf unterschiedliche Rollen vor, gibt sich kinderlos oder als Mehrfachmama, als alleinerziehend oder Teil einer grossen Familie aus. Die Lügerei-Erfahrung hilft ihr – zumindest anfangs. Denn sie klaut sturzbetrunken Spermien ihres Ex-Freundes aus der Samenbank und inseminiert sich erfolgreich. Was natürlich eine Kettenreaktion an kleineren und grösseren Katastrophen auslöst. Und Nana in ziemliche Erklärungsnot bringt. Da spielen noch ein neuer Verehrer, die erhoffte Rückkehr der alten Liebe und ihre nicht ganz unschuldige beste Freundin mit rein. Und die Tatsache, dass der Samenklau in der Fruchtbarkeitsklinik nicht unbemerkt bleibt.
Deshalb ist die Serie so gut: Weil es herrlich menschlich ist, wie sich Nana aus dem Dilemma rauszuwinden versucht. Mit noch mehr Lügen natürlich. Und ganz viel Hoffnung, dass sie da doch irgendwie heil rauskommt. Weil die Serie einen Blick hinter die Kulissen von Fruchtbarkeitskliniken gewährt, wo ein ständiges Ringen um das Glück der Patient:innen stattfindet – um Erfolgsraten, Gewinnzahlen und Geltungsdrang aber auch. Und weil die Schaffer:innen der dänischen Serie, Amalie Næsby Fick und Nikolaj Feifer, nicht nur eine langjährige Freundschaft verbindet, sondern auch die persönliche Erfahrung von Kinderwunschbehandlungen – und dem ganzen Wechselbad an Gefühlen, die dies mit sich bringt. Sie wollten deshalb eine Serie machen, in der das Drama und die Komödie immer zusammen existieren, weil das ihre Erfahrung eines Fruchtbarkeitsprozesses sei.
Für Fans von: Skandinavischen Serien ganz allgemein, «Love and Anarchy», «Home for Christmas»
«Keep Sweet: Pray and Obey» (Netflix) – Tipp von Lifestyle-Praktikantin Isabel Gajardo
Darum gehts: Die Dokumentation erzählt die Geschichte einer polygamen Mormonen-Sekte aus dem Blickwinkel von Frauen, die ihr entkommen sind.
Deshalb ist die Serie so gut: Ohne Pathos lassen die beiden Regisseurinnen ihre Protagonist:innen von ihren Erlebnissen in der «Fundamentalist Church of Jesus of Latter-Day Saints» erzählen. Was diese zu berichten haben, ist kaum zu glauben. Der Sektenführer Rulon Jeffs zwang der ursprünglich friedlichen religiösen Gruppierung Schritt für Schritt ein Frauenbild aus der Steinzeit und totalitäre Strukturen auf. Die Dokumentation zeichnet ein spannendes und zugleich erschütterndes Porträt von (Macht-)Missbrauch, religiösem Fanatismus und Gewalt. Am eindrücklichsten sind aber die Frauen, die sich gegen dieses System zur Wehr gesetzt und die Sekte entgegen allen Schwierigkeiten verlassen haben.
Für Fans von: Dokumentationen, True-Crime-Formaten