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Reiz der Funkantennen

Kultur

Reiz der Funkantennen

Gültige Erkenntnis aus der Spaziergangswissenschaft: Wir sehen nur, was wir sehen wollen. Eigentlich schade!

Palmenstrand, Bergpanorama, endlose Weite: Was wir unter einer schönen Landschaft verstehen, hat nur wenig mit den gepflegten Funktionsflächen und verwahrlosten Brachen zu tun, die an den Rändern der Städte ins Nichts schiessen. Lucius Burckhardt, der verstorbene Basler Soziologe und Erfinder der Spaziergangswissenschaft, wusste warum: Wir sehen nur, was wir sehen wollen. Und weil der Funkmast, die Laterne oder der Gartenzaun definitiv nicht dazugehören, haben wir auch keine Antenne für die komplizierte Schönheit der vielen Details, die unsere Sehnsucht nach unberührter Natur stören. So spiegelt sich Landschaft in unserem Kopf als Best-of versandfertiger Schlüsselreize. Was uns dabei entgeht, erforschen derzeit gleich zwei ungewöhnliche Ausstellungen zum Thema. Während der US-Maler Glen Rubsamen unseren Blick auf die Welt, wie sie sein sollte, in hinterhältige, atemberaubend schöne Fieberträume übersetzt, macht sich die Gruppenschau «Lands End» auf die Suche nach der ganz realen Landschaft im 21. Jahrhundert: mit Guerilla Gardening-Performances, Ortsbegehungen und künstlerischem Modellparcours.

Lands End: Shedhalle Zürich, 19. 3. bis 16. 5.; Glen Rubsamen: Galerie Annemarie Verna, Zürich, 20. 3. bis 8. 5.