Literatur & Musik
Redaktions-Favoriten: 6 Bücher, die uns in letzter Zeit gefesselt haben
- Text: annabelle
- Bild: Unsplash
Was gibt es zurzeit Besseres, als Abend für Abend in die Parallelwelt eines fesselnden Romans einzutauchen – und alles um sich herum zu vergessen... Wir haben sechs ganz unterschiedliche Bücher zusammengetragen, die wir absolut empfehlen können.
Einmal Pause, bitte
Eine junge, schöne, erfolgreiche New Yorkerin ist so fertig mit der Welt, dass sie keinen anderen Ausweg sieht, als sich von einer fraglichen Psychiaterin etliche Beruhigungsmittel verschreiben zu lassen. Das Ziel: Ein ganzes Jahr lang so viel wie nur möglich zu schlafen. Ich habe den Roman in meinen Weihnachtsferien verschlungen – und war danach kurz in einem Loch, weil mich schon lange kein Buch mehr so gecatcht hat. Ich LIEBE Ottessa Moshfeghs Schreibstil. Er ist uneitel, schörkel- und erbarmungslos. Ein bisschen funktioniert «Mein Jahr der Ruhe und Entspannung» wie eine gute Klatschzeitschrift, die einem irgendwie zuwider ist, man aber trotzdem gierig durchblättern muss: Glamourös, voyeuristisch – und überall tun sich menschliche und gesellschaftliche Abgründe auf.
– Redaktorin Marie Hettich
ca. 18 Fr. bei Paranoia City
Bild: ZVG
Eine neue Familie
Die 17-jährige Latina und trans Frau Angel ist von Zuhause weggelaufen. Zuerst lebt sie in verschiedenen Heimen für obdachlose Jugendliche und lernt später ihre Liebe Hector an einem Ball der LGBTIQ+-Szene kennen. Zusammen gründen sie das sogenannte Haus der Xtravaganzas – das erste Haus der Ball-Szene, das ausschliesslich aus Latinos besteht. Mit Venus, Juanito und Daniel ist das Haus komplett und alle werden zu einer neuen Familie, da sie ihre alten verloren haben. Der Roman von Joseph Cassara behandelt das Leben von LGBTIQ+-Personen im New York der 80er-Jahre. Prostitution, Drogen, HIV, aber auch Liebe, Zusammenhalt sowie Schönheit sind die grossen Themen des Buchs. Alles erzählt mit einer Stimme, die vor Wut, Zärtlichkeit und Sehnsucht strotzt.
– Praktikant Constantin Schweiger
ca. 25 Fr. bei Orell Füssli
Bild: ZVG
Das Beauty-Familienimperium
Er ist der älteste Sohn der 2004 verstorbenen Kosmetikqueen Estée Lauder. Bereits als Kleinkind sah er seiner Mutter dabei zu, wie sie in der Küche der bescheidenen Wohnung Crèmes zusammenmischte und diese in Tiegel abfüllte. Als Teenager machte er Botengänge und klebte Etiketten auf die Töpfchen. Nach seiner Militär- und Unizeit trat er mit 25 in die Firma seiner Eltern ein und machte das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte zu einem Kosmetikriesen. Leonard Lauder schildert in seiner Biografie das Leben im Schatten seiner extravaganten Mutter, die ein Genie im Verkaufen und Vermarkten ihrer Produkte war. Er erzählt aber auch, wie er es geschafft hat, das Unternehmen zu dem zu machen, was es heute ist. Das gelingt ihm auf sehr unterhaltsame Weise, und man lernt dabei das Beautybusiness von allen Seiten kennen. Ein extrem spannendes Buch für mich als Beauty-Addict, das mich im Moment mehr als jeder Roman fasziniert!
– Beauty-Chef Niklaus Müller
«The Company I Keep: My Life In Beauty» von Leonard Lauder(auf Englisch) ca. 40 Fr. bei Orell Füssli
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Eine Reise zu sich selbst
Eine glasklare Sprache. Ein messerscharfer Blick auf sich, ihre Familie, die Welt. Die Eltern der deutschen Autorin Mely Kiyak, die in «Frausein» ihre Reise zu sich selbst beschreibt, sind aus dem kurdischen Teil der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Mely Kiyak gehört hier nie ganz dazu, steht am Rande des Spielfelds. Ein Zuhause findet sie im Schreiben, und sie will es nie mehr verlassen. Schon als Mädchen verkündete sie: Sie werde nie heiraten, nie Kinder kriegen. Heute lebt sie ein dem Schreiben gewidmetes Leben. Ich telefonierte mit meiner Mutter, einen Tag nachdem ich mit dem Buch angefangen hatte. Da fragte sie mich, Mely Kiyak, sagt dir das was? Zufällig haben wir das Buch gleichzeitig und ohne voneinander zu wissen in die Hand genommen. Meine Mutter sagt, eine Trouvaille. Ich stimme ihr vollends zu.
– Redaktorin Stephanie Hess
ca. 26 Fr. bei Orell Füssli
Bild: ZVG
Der Kampf zurück ins Leben
«Ein ganz neues Leben» ist die Weiterführung des Erfolgsromans «Ein ganzes halbes Jahr». Die Autorin Jojo Moyes schreibt im zweiten Teil, wie das Leben von Louisa Clark nach dem Tod von Will Traynor weitergeht. Mitten in London versucht Louisa, sich zurück ins Leben zu kämpfen. Es ist die Fortsetzung einer traurigen Liebesgeschichte, die nicht so geendet hat, wie viele der Liebesgeschichten da draussen. Eine Fortsetzung, welche, wie ich finde, aber auch zeigt, wie sich das Leben in den schlimmsten Momenten wieder ins Positive wenden kann. Zusammen mit der neuen Geschichte um Will Traynors Tochter macht es das Buch zu einem spannenden Lesererlebnis und ist für alle, welche den zweiten Teil noch nicht gelesen haben und, wie ich, wissen wollen, wie es mit Louisa Clark weiterging.
– Praktikantin Nadine Schmid
ca. 24 Fr. bei Exlibris
Bild: ZVG
Die ungleichen Zwillinge
Dieses Buch habe ich im Sommer regelrecht verschlungen! Und weil ich Brit Bennets dichten Erzählstil so toll fand, habe ich mir auf mein iPad grad noch «Mothers» von ihr heruntergeladen. Das soll etwas heissen, wenn ich im Hotelpool mit iPad liege – so ein Risiko geht man wirklich nur ein, wenn man das Buch nicht weglegen mag, nicht mal für eine Minute. Beide Bücher handeln von starken Frauenfiguren – einmal stehen sehr unterschiedliche Zwillingsschwestern im Fokus, einmal die Beziehung von einer Tochter und ihrer Mutter. Mehr muss und will ich gar nicht verraten, die Bücher lohnen sich, vertrauen Sie mir.
– Stv. Chefredaktorin Kerstin Hasse
ca. 33 Fr. bei Orell Füssli