Nach längerer Mutterschaftspause meldet sich Liv Tyler als Schauspielerin und Model zurück. Mit annabelle sprach sie über ihren Sohn, über ihre Komplexe als Teenager und über das Rezept für ihren elfenhaften Teint.
Die Stimme ist sanft, beinahe mädchenhaft, und sie hat diesen amerikanischen Akzent, bei dem alle Vokale unendlich lang gezogen werden. Sie gibt bloss ein Telefoninterview, das persönliche Treffen wurde abgesagt. Leider, denn der Schreibende hätte die gross gewachsene, brünette Schönheit natürlich gern live gesehen. Besonders die unglaublichen Lippen, die sie von ihrem Vater, dem Rockmusiker und Leadsänger der Gruppe Aerosmith, Steven Tyler, geerbt hat. Aber Liv Tyler wurde krank. Auf dem Set ihres neuen Films «The Ledge», der in Louisiana gedreht wurde, bekam sie eine Grippe und konnte deswegen nicht nach Genf fliegen. Unerfreulich, nicht nur für die bereits eingeflogenen Journalisten, sondern wahrscheinlich auch für die Kosmetikfirma Givenchy, für deren Make-up-Produkte und Duft Very Irresistible sie Werbung macht.
Liv Tyler erzählt, dass sie eng mit dem Model Kate Moss und der Designerin Stella McCartney befreundet ist und dass sie deren Kleider gern trägt. Ausserdem spricht sie immer wieder über ihren bald sechsjährigen Sohn Milo. «Ein Kind zu haben, verändert alles im Leben. Plötzlich wird man selbst zweitrangig. Ich habe jetzt viel mehr Freude im Leben, bin nicht mehr so hart zu mir selbst. Ich lebe viel mehr in der Gegenwart. Ich liebe es, mit Milo zu spielen, herumzutollen und Spass zu haben.»
Dinge, die die 33-Jährige in ihrer eigenen Jugend nicht immer tun konnte. Seit ihrem 14. Lebensjahr arbeitet sie als Model und Schauspielerin. Sie spielte im Musikvideo «Crazy» ihres Vaters Steven Tyler mit und später in Hollywoodfilmen wie «Stealing Beauty», «Armageddon», «One Night at McCool’s» oder «The Lord of the Rings». Obwohl sie ihre Karriere früh startete, übertrieb sie es nicht, sondern gönnte sich immer wieder mal eine Pause. «Ich lebe nicht unter Filmstars, sondern hatte privat fast nur mit Musikern zu tun. Die nehmen ganz konzentriert eine Platte auf, gehen auf Tournee, dann kommen sie nach Hause und ziehen sich auch mal für ein, zwei Jahre ganz zurück, das ist normal. Filmschauspieler dagegen müssen immer da sein, immer präsent. Mir liegt das nicht so.»
Nicht verwunderlich also, dass ihr Ex-Mann und der Vater ihres Sohnes, Royston Langdon, ebenfalls Musiker ist. Und auch nicht erstaunlich, dass Liv Tyler, durch ihre längeren Auszeiten bedingt, nicht zur absoluten A-Liga in Hollywood gehört. «Ich brauche lange Pausen zwischen meinen Projekten. Der Alltag mit meinem Sohn ist mein sicherer Hafen. Ich liebe Routine: Nach dem Frühstück bringe ich Milo in den Kindergarten, später hole ich ihn wieder ab. Ich mag das Gefühl, ein ganz normaler Mensch zu sein.»
Und was würde ein ganz normaler Mensch jetzt am liebsten machen? «Einfach mit Milo zu Hause bleiben. Oder einige Tage mit ihm in Nordkalifornien campen gehen und Abenteuer erleben …» So muss die kleine Liv Tyler geklungen haben, als sie noch nicht wusste, dass sie das Kind eines Rockstars ist. Ihre Mutter hatte ihr ihre wahre Herkunft lange verschwiegen, aus Angst, Steven Tylers Drogenexzesse könnten das Töchterchen zu sehr belasten. Erst in der Pubertät entdeckte Liv Tyler, die bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater aufwuchs, die Ähnlichkeit mit ihrem leiblichen Vater. Sie fragte nach und erfuhr die Wahrheit.
Auf ihre Rolle als Beautymodel angesprochen, meint sie: «Ich fand nie, ich sei besonders schön. Mit 12 Jahren war ich bereits so gross wie jetzt, also 1.78 Meter, und fühlte mich gehemmt. Ausserdem war ich als Kind eher burschikos. Aber meine Mutter und meine Grossmutter waren sehr feminine Frauen. Ich habe es damals geliebt, sie bei ihren täglichen Schönheitsritualen vor dem Spiegel zu beobachten. Dabei habe ich viel gelernt!» Und so wurde aus dem hässlichen Entlein der schöne Schwan. Doch was genau macht Liv Tyler, um ihren elfenhaften Teint, den sie in der «Herr der Ringe»-Filmtrilogie weltberühmt gemacht hat, zu behalten? «Ich nehme ein Bad, mache ein Peeling, und anschliessend trage ich eine Gesichtsmaske auf. Danach trinke ich ein Glas Wein und telefoniere stundenlang mit einer Freundin. Das ist das allerbeste Schönheitsritual überhaupt!»