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Oscars 2024: Das waren die besten Momente
- Text: Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: UPI/Alamy Live News
Vor dem Dolby Theatre wurde demonstriert, «Oppenheimer» räumte erwartungsgemäss ab und «Barbie» wurde vor allem von Ken repräsentiert: Das müsst ihr über die 96. Oscarverleihung in Hollywood wissen.
Der Barbenheimer Showdown
Wie schon den gesamten Kinosommer über lag auch bei der 96. Oscarverleihung der Fokus auf der Rivalität zwischen den zwei Blockbustern «Barbie» und «Oppenheimer», etwa in der Laudatio von Emily Blunt und Ryan Gosling. Zur Erinnerung: «Barbie» hat bisher rund 1,45 Milliarden Dollar an den Kinokassen eingespielt, «Oppenheimer» rund 900 Millionen Dollar. In diesem schwierigen Streikjahr haben diese beiden Filme der gesamten Branche, Pardon, den Allerwertesten gerettet. Leider spiegelte sich der Hype um «Barbie» weder in den Nominierungen noch an der Verleihung selbst wieder.
Während «Oppenheimer» sieben Oscars gewann, unter anderem in den Königskategorien «Bester Film» und «Beste Regie», gewann «Barbie» lediglich für den besten Filmsong – «What Was I Made For» von Billie Eilish und Finneas. Vielleicht trug Margot Robbie deshalb schwarz, statt wie die gesamte Awardseason über pink. Barbie (Margot Robbie) sass übrigens auch eine Reihe hinter Ken (Ryan Gosling), was durchaus sinnbildlich zu verstehen war.
Die grosse Ken-Show
Sie war bereits im Vorfeld gross angekündigt worden – die Performance von «I’m Just Ken» von Ryan Gosling with a little help von einer Armada aus Kens. Bei aller Liebe für Gosling und diesen grossartigen Song, den er zusammen mit Mark Ronson geschrieben hat, es ist schon bitter, wie der Antagonist von Barbie ihr auch noch an der wichtigsten Preisverleihung der Branche die Show stahl. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, tauchte dann auch noch Slash von Guns’n’Roses auf und spielte ein Cock-Rock-Gitarrensolo.
Interessant auch: Alle anderen oscarnominierten Songs durften nur eine Kurzversion spielen, damit mehr Zeit für Goslings Performance blieb. Übrigens war überraschenderweise keiner der Kens während der Performance oberkörperfrei – und das ist dann wohl die endgültige Emanzipation des Ken.
And the Oscar goes to… Hund Messi
Nehmt euch in Acht, das Meme des klatschenden Hundes wird uns noch eine Zeit lang verfolgen. Messi, der Filmhund aus dem brillanten Film «Anatomie eines Falls», für den die grossartige Justine Triet den Oscar für das beste Drehbuch mit den Worten «Das wird mir durch meine Midlife Crisis helfen» in Empfang nahm, stahl allen die Show.
Das Internet ist sich nicht ganz einig, ob es anatomisch (!) möglich ist, dass Messi so perfekt klatschen kann, aber es spielt auch keine Rolle – man hätte «Oppenheimer» ruhig einen Preis abziehen und ihn dafür Messi geben können. Seine Performance war schliesslich einmalig und man lernt wohl nicht umsonst gleich im ersten Jahr der Schauspielschule die Regel: «Spiele nie mit Tieren oder Kindern – sie werden immer besser sein als du».
John Cena und der Umschlag
Es ist ein ewiger Balanceakt in Hollywood, Schweres mit Leichtem zu kombinieren. An diesem Abend gelang es über weite Strecken recht gut – es gab rührende Reden wie die von Da’Vine Joy Randolph, politische Statements wie das des Filmemachers von «20 Tage in Mariupol», Mstyslaw Tschernow, der sagte: «Ich wünschte, ich hätte diesen Film nie machen müssen». Und es gab Lustiges bis Banales.
Host Jimmy Kimmel, die sichere Bank der Showproduzent:innen, liess zwar vornehmlich Dad Jokes vom Stapel, lieferte aber auch ein paar Volltreffer. Etwa als er die Nichtnominierung von Greta Gerwig erwähnte, alle im Saal laut klatschten und er nüchtern kommentierte: «Ich weiss, dass ihr gerade alle klatscht, aber ihr seid die Leute, die sie nicht gewählt haben». Witzig war der Auftritt von Wrestler und Schauspieler John Cena, der nur mit einem Couvert und Birkenstocks bekleidet, den Oscar für das beste Kostümdesign («costumes, they are so important!») übergeben wollte, nur um dann festzustellen, dass er das Couvert leider nicht öffnen konnte, ohne sich vollends zu entblössen.
Demo vor dem Dolby
Es gibt wohl keinen besseren Ort als die Oscarverleihung, wenn man sich weltweit Gehör verschaffen möchte. Über 1000 Menschen demonstrierten vor dem Dolby Theatre für einen Waffenstillstand in Gaza. Einige von ihnen blockierten die Limousinen der Stars, so wurde etwa «Killers of the Flower Moon»-Star Lily Gladstone gesichtet, wie sie aus ihrem Fahrzeug stieg und mit einem Golfcart zur Verleihung fuhr. Die sonst so pünktliche Show fing dann auch sechs Minuten zu spät an. An einigen Looks der Stars konnte man ausserdem rote Pins erkennen – ebenfalls als Zeichen für die Forderung nach einem Waffenstillstand.
Emma Stones Tränen im gerissenen Kleid
Alle hatten auf Lily Gladstone gewettet (und viele auf Sandra Hüller gehofft), insofern war es doch eine kleine Überraschung, dass Emma Stone den Oscar als «Beste Hauptdarstellerin» für ihre Performance in «Poor Things» gewann. Sichtlich berührt (und unvorbereitet?) wies sie als erstes auf ihr kaputtes Kleid hin – es sei wohl während Ryan Goslings Performance gerissen.
Sie dankte dann aber doch noch unter Tränen «Poor Things»-Regisseur Giorgos Lanthimos für «das Geschenk meines Lebens, die Rolle als Bella Baxter» und ihrer dreijährigen Tochter, die ihrem Leben einen Farbfilm verpasst habe («Ich liebe dich höher als der ganze Himmel»). Es ist Stones zweiter Oscar nach «La La Land», 2017. Das gerissene Kleid war übrigens ein Traum aus Jacquard in der Farbe «Mint-Sorbet» von Louis Vuitton, casual gestylt mit einem 30-karätigen Diamantcollier (wie viele Bodyguards da wohl neben der Bühne standen?)
Alle Gewinner:innen im Überblick
- Bester Film: «Oppenheimer» (Produktion: Christopher Nolan, Charles Roven, Emma Thomas)
- Bester internationaler Film: «The Zone of Interest» von Jonathan Glazer
- Beste Regie: Christopher Nolan für «Oppenheimer»
- Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone («Poor Things»)
- Bester Hauptdarsteller: Cillian Murphy («Oppenheimer»)
- Beste Nebendarstellerin: Da’Vine Joy Randolph («The Holdovers»)
- Bester Nebendarsteller: Robert Downey Jr. («Oppenheimer»)
- Beste Kamera: Hoyte van Hoytema für «Oppenheimer»
- Bestes Original-Drehbuch: Justine Triet und Arthur Harari für «Anatomie eines Falls»
- Bestes Adaptiertes Drehbuch: Cord Jefferson für «American Fiction»
- Bester Schnitt: Jennifer Lame für «Oppenheimer»
- Beste Filmmusik/Original Score: Ludwig Göransson für «Oppenheimer»
- Bester Filmsong: aus «Barbie» das Lied «What Was I Made For?» (Billie Eilish/Finneas O’Connell)
- Bestes Produktionsdesign/Szenenbild: «Poor Things» (Shona Heath, Zsuzsa Mihalek, James Price)
- Bester Ton/Sound: «The Zone of Interest» (Johnnie Burn und Tarn Willers)
- Beste Visuelle Effekte: «Godzilla Minus One» (Japan)
- Bester Animationsfilm: «Der Junge und der Reiher» (Hayao Miyazaki und Toshio Suzuki)
- Bester Animations-Kurzfilm: «War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko» (Brad Booker und Dave Mullins)
- Bester Dokumentarfilm: «20 Tage in Mariupol» (Mstyslaw Tschernow, Raney Aronson-Rath und Michelle Mizner)
- Bester Dokumentar-Kurzfilm: «The Last Repair Shop» (Kris Bowers und Ben Proudfoot)
- Bestes Make-up/Hairstyling: «Poor Things» (Mark Coulier, Nadia Stacey und Josh Weston)
- Bestes Kostümdesign: Holly Waddington für «Poor Things»
- Bester Kurzfilm (Live Action Short Film): «Ich sehe was, was du nicht siehst» (The Wonderful Story of Henry Sugar) von Wes Anderson und Steven Rales