Zum 100. Geburtstag von Meret Oppenheim gibts in Berlin eine Retrospektive – ihre berühmte Pelztasse jedoch fehlt. Wie befreiend.
Vermutlich hätte ein Anruf im New Yorker Museum of Modern Art genügt, und Meret Oppenheims legendäre Pelztassse wäre pünktlich zur Jubiläumsschau anlässlich ihres 100. Geburtstags in Berlin gewesen. Doch das Kuratorenteam verzichtete auf eine Anfrage – und machte damit nun endlich den Weg frei für die Neuentdeckung von Oppenheims Werk. In rund 150 Objekten, Bildern und Skulpturen entwirft die Berliner Retrospektive das Bild einer unabhängigen Avantgardistin, die mit viel Witz und Experimentierfreude den Spagat zwischen Surrealismus und Konzeptkunst probte und nebenbei als überzeugte Feministin die Rollenklischees ihrer Zeit aus den Angeln hob. Flankiert wird die Schau von einem einfühlsamen Filmporträt der Künstlerin und der opulenten, wunderschön gestalteten Edition von Oppenheims Briefverkehr.
— Meret Oppenheim, Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 1. 12., www.gropiusbau.de; Katalog: Verlag Hatje Cantz, Ostfildern 2013, 312 Seiten, ca. 56 Fr.
— Worte nicht in giftige Buchstaben einwickeln. Briefe und das autobiografische Album. Scheidegger & Spiess, 2013, 452 S., ca. 80 Fr.
— Meret Oppenheim. Eine Surrealistin auf eigenen Wegen. Film von Daniela Schmidt-Langels, DVD, Absolut Medien, 2013, 56 Min., ca. 20 Fr. Ausstrahlung am 29. 9., 11.55 Uhr, auf SRF 1 und am 2. 10., 23.25 Uhr, auf Arte