Wie macht er das bloss? Der beängstigend produktive Martin Suter hat schon wieder ein Buch geschrieben: Einen Krimi.
Es war nicht das Essen, das Allmen das Genick brach – es waren die Getränke. Als sie satt und, was Joëlle anging, sehr betrunken im ‹La Pâtisserie›, einem ganz in Rosa, Türkis und Silber gehaltenen Salon, die Rechnung bestellten, belief sich diese auf fünftausendsechshundertdreiundsiebzig Franken.» Plus fünfhundert Franken Trinkgeld, schliesslich ist man ja wer, nämlich von Allmen, Johann Friedrich. Lebemann, Connaisseur und snobistischer Spross eines Landwirts, der mit Grundstücksspekulationen reich geworden ist. Allmen ist ein Mittvierziger, der die ererbten Millionen in erlesene Freuden investiert, bis nichts mehr davon übrig ist. Seitdem investiert er mit hohen Trinkgeldern und tadelloser Kleidung in seine Kreditwürdigkeit in den Zürcher Etablissements – wo er ab und zu eine kleine Antiquität mitgehen lässt, die er an einen diskreten Hehler verhökert. So auch nach einer Liebesnacht in Joëlles Haus: Eine Jugendstil-Glasschale mit einer stilisierten Libelle darin hat er dort gestohlen. Und weil es noch mehr von den Sammlerstücken gibt, lädt er das verwöhnt-versoffene Geschöpf zu einem Essen ein, das ihn teuer zu stehen kommt. Böse, feinsinnig und ungemein detailverliebt eröffnet Martin Suter eine Krimireihe um die Figur Allmen.
Martin Suter: Allmen und die Libellen. Diogenes-Verlag, Zürich 2010, 208 Seiten, ca. 34 Franken