Da liegt sie im Spital im Bett ihres Patienten, wiegt ihn, summt ihm Schlaflieder vor: Eliane, die Psychologin, spezialisiert auf Traumata. In ihren Armen hält sie Yves, den achtjährigen Knaben, der bei einem Unfall seine gesamte Familie verloren hat und gerade dabei ist, dies zu begreifen. Es ist der 11. August 1999, über Mitteleuropa senkt sich die totale Sonnenfinsternis herab. Und Yves’ Familie fährt ins Elsass, um das Schauspiel zu betrachten. Doch nach dem Spektakel rast der Vater mit dem Wagen in eine Tunnelwand – und nur Yves, der Jüngste, überlebt. Eliane wird zum Notfall herbeigerufen, unfähig, Abstand zum Kind und der Katastrophe, die es erlebt hat, zu wahren. Immer tiefer begibt sie sich in die verschlungene Psyche von Yves’ dysfunktionaler Familie hinein. Ein grossartiger, dichter über Liebe und Verlust, für den der Schweizer Lukas Hartmann mit dem Grossen Literaturpreis Bern ausgezeichnet wurde.
Lukas Hartmann: Finsteres Glück. Diogenes-Verlag, Zürich 2010, 320 S., ca. 36 Franken