Kinosäle waren gestern, sagt Harun Farocki. Die Zukunft des Films gehört den Museen.
Seit rund zwei Jahrzehnten arbeitet der Regisseur Harun Farocki an der Demontage bewegter Bilder und legt in präzisen Schnitten frei, was sie abseits der Drehbücher über den Zustand der Welt verraten. Oft greift er dafür auch selbst zur Kamera und führt uns mit erbarmungsloser Genauigkeit hinter die Kulissen der Popkultur, wo ein Heer von Experten die Entwicklung unserer Träume vorantreibt. Er beobachtet Models in der Maske bei ihrer Verpuppung zu glamourösen Material Girls oder lässt US-Soldaten über ihre Traumata reden, während nebenan die Simulatoren knattern, mit denen sie sich auf den Krieg vorbereiteten. Die Videoerzählungen des 66-Jährigen über die Manipulation unserer Wahrnehmung durch TV-News, Fussballübertragungen oder die Architektur von Shoppingmalls gehören längst zu den Blockbustern des internationalen Kunstkinos. In Bregenz ist das Werk des Filmdenkers jetzt im umfassenden Überblick zu erleben.
Harun Farocki, Kunsthaus Bregenz, 23. 10. bis 9. 1. 11
