Ist das von Kafka? Nein, es liest sich nur so. «Die Versehrten» stammt vom Literaturtalent Gonçalo M. Tavares.
«Der Kontakt der Waffe mit seiner Haut beruhigte ihn. Hinnerk suchte in dieser Nacht etwas, und er hatte keine Angst.» Auch für alle anderen Versehrten und Beladenen, die in diesen nächtlichen Stunden unterwegs sind, gibt es nichts mehr, was sie noch schrecken könnte. Mylia, die todkranke Schizophrene, ist getrieben vom Schmerz. Theodor, der Arzt und Erforscher des menschlichen Grauens, von der Lust. Das Buch liest sich, als sei es von Kafka geschrieben, ist aber vom portugiesischen Literaturtalent Gonçalo M. Tavares, über den der Nobelpreisträger José Saramago 2005 sagte: «Gonçalo M. Tavares hat kein Recht, im Alter von 35 Jahren so gut zu schreiben. Man hätte Lust, ihn zu schlagen.»
Gonçalo M. Tavares: Die Versehrten. DVA, München 2012, 240 S., ca. 29 Fr.