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Für Regentage: 5 Serientipps aus der Redaktion

Serien & Filme 

Für Regentage: 5 Serientipps aus der Redaktion

Das Wetter zwingt euch auf die Couch und ihr habt Lust auf eine richtig gute Serie? Hier kommen 5 Tipps aus der Redaktion.

«Everything Now» – Tipp von Redaktorin Sandra Brun

Darum gehts: Mia ist 16 und kommt gerade aus der Klinik, in der sie stationär aufgrund ihrer Magersucht behandelt wurde. Und sie will so sehr endlich wieder zurück in ihr altes Leben. Schule, Friends, Teenagersein. Sie merkt aber, dass sie während ihrer Abwesenheit verdammt viele erste Male ihrer Freund:innen verpasst hat – und schleunigst aufholen muss. Mia schreibt also eine «Fuck It Bucket List»; will am liebsten alles sofort abhaken – von der ersten Party bis zum ersten Kuss. Gar nicht so einfach, wenn die Krankheit zwischendurch doch immer mal wieder überhandnimmt, die Familie bröckelt und Freund:innen nicht so recht wissen, wie sie mit der «neuen» Mia umgehen sollen.

Deshalb ist die Serie so gut: Weil sie so nuanciert ist. Mal erlebt man die Ereignisse aus Sicht von Mias jüngerem Bruder und sieht, wie schmerzhaft die Krankheit auch für die Personen ist, die Mia lieben. Dann ist Mia halt auch einfach ein Teenager, spürt sich manchmal überhaupt nicht, benimmt sich so richtig daneben – und reitet sich immer tiefer in den Schlamassel. Und immer wieder ist die Serie auch einfach sehr lustig und sehr herzerwärmend. Weil auch ganz viel Liebe, queer Joy und Sich-selbst-finden Platz hat.

Für Fans von: «Sex Education», «Heartstopper», «Love and Anarchy»

«A League of Their Own» – Tipp von Reportage-Volontärin Darja Keller

Darum gehts: Während des 2. Weltkriegs wird in den USA das erste Mal eine nationale Baseball-Liga für Frauen gegründet. Um dabei sein zu können, verlässt Carson (Abbi Jacobson) ihr Zuhause in der Provinz. Sie schafft es ins Team. Die Afroamerikanerin Maxine (Chanté Adams) wird hingegen trotz ihres Talents abgewiesen. Wir verfolgen parallel die Höhen und Tiefen des Baseball-Teams, ihre verbotenen Liebschaften, den Kampf gegen das patriarchal-patriotische Amerika der 40er-Jahre – und Maxine, die versucht, auf eigenem Weg Baseballspielerin zu werden, unterstützt von ihrer besten Freundin Clance (Gbemisola Ikumelo). Die Serie ist eine Adaption des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1992, in dem unter anderem Madonna mitspielte.

Darum ist die Serie so gut: Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine Serie über Sport empfehlen würde – aber «A League of Their Own» schafft es, warmherzig, lustig und klug zu sein, obwohl ein ganzes Panorama schwieriger, widersprüchlicher Lebensrealitäten erzählt wird: Maxine, der von der rassistischen weissen Mehrheitsgesellschaft unzählige Steine in den Weg gelegt werden; Carson, die sich in eine Mitspielerin verliebt; Clance, deren Ehemann in die Armee eingezogen wird. Wir erleben die rauschende queere Subkultur der 40er-Jahre ebenso wie deren gewaltsame Unterdrückung; wir erleben die Solidarität der Baseballspielerinnen untereinander ebenso wie die Machtstrukturen, die das Team durchziehen. «A League of Their Own» hat wirklich alles, und ich bin immer noch heartbroken, dass Amazon Prime sich gegen eine zweite Staffel entschieden hat.

Für Fans von: warmem, aber eindringlichem Storytelling. Man sollte auch bereit sein, ab und zu zu weinen.

«Escaping Twin Flames» – Tipp von Co-Leiterin Digital Vanja Kadic

Darum gehts: Wer träumt nicht von der grossen Liebe? Darum geht es in der dreiteiligen Netflix-Dokuserie «Escaping Twin Flames», die den Online-Kult von Jeff und Shaleia Divine beleuchtet. Das amerikanische Paar verspricht allen, die an den Online-Kursen ihrer Organisation «Twin Flame Universe» teilnehmen, den oder die Seelenpartner:in zu finden. Beziehungsweise die «Twin Flame» (dt. Zwillingsflamme»), wie man im Kontext der New-Age-Spiritualität von einer intensiven Seelenverbindung mit jemandem spricht. Die Doku zeigt auf, wie absurd und gefährlich die Gemeinschaft ist.

Darum ist die Serie so gut: Es ist spannend, was Aussteiger:innen und ehemalige Coaches über die Gruppe, die von Kritiker:innen als Sekte bezeichnet wird, berichten. Und traurig, wenn Angehörige von aktiven Mitgliedern erzählen, wie sie ihr Familienmitglied an die «Twin Flame»-Organisation verloren haben. Eine Frau aus Phoenix, Arizona kämpft etwa darum, ihre Zwillingsschwester aus der Gruppe zurückzuholen. «Jeff hat sie davon überzeugt, dass sie missbraucht wird, was sie dazu gebracht hat, sich von ihrer Familie zu distanzieren», erklärt sie in der Serie. «Escaping Twin Flames» zeigt auf, wie komplex, versteckt und perfid Missbrauch und Brainwashing in solchen Strukturen ausgeübt wird. Bitter, wie Menschen mit dem Versprechen von romantischer Liebe geködert und ausgenutzt werden. Oder wie eine Aussteigerin am Schluss der Serie treffend sagt: «Was Jeff und Shaleia machen, hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit Kontrolle. Wenn jemand versucht, dich zu kontrollieren oder dich zu missbrauchen, ist das keine Liebe.»

Für Fans von: spannenden Dokus, die Einblick in Online-Betrugsmaschen à la «Tinder-Schwindler» bieten.

«Diese Ochsenknechts» – Tipp von Lifestyle Editor Linda Leitner

Darum gehts: «Herzlichen Kniestrumpf» statt «Herzlichen Glückwunsch», sagt Jimi Blue, der alte Wort-Akrobat, ganz selbstverständlich während einer Weindegustation. Ich musste sehr lachen. Wirklich sehr. Aber nun gut, ich leide Zeit meines Lebens unter einer angeborenen Faszination für die Familie Ochsenknecht. Momager Natascha hat ihren drei Kindern dabei den Glamour in den Ausweis gemeisselt: Um Ex-Wilden-Kerl Jimi Blue scharen sich der ältere, immer grad erst aufgewachte Wilson Gonzales und die jüngere Cheyenne Savannah mit Lippen, deren Dimension allen, nur der eigenen Sippe nicht weiter auffällt. Die Reality-TV-Perle «Diese Ochsenknechts» (Sky) begleitet die vier – als Familie, wo ständig eine:r nervt – dabei, wie sie sich durchs Leben prominenten. Schauspieler Wilson Gonzales folgen wir ans Film-Set, wo er eigentlich immer nur warten muss. Mutter Natascha will meckernd modeln. Chayenne führt uns durch ihre Lovestory mit dem Tiroler Bauern Nino, auf dessen Hof sie nun mit den zwei gemeinsamen Kindern lebt. Dabei möchte sie sich einfach so zeigen, wie sie wirklich ist: «scheisse» halt. Und Jimi Blue… naja, der will wie immer so einiges, was er eigentlich gar nicht kann.

Deshalb ist die Serie so gut: Wir reden hier von purem Trash-Gold. Regelmässig steigt eine:r beleidigt aus dem Familienchat aus, sie lieben sich dann aber doch so sehr, dass Jimi auf Cheyennes Hochzeit unter Applaus noch mal seinen Über-Hit «Hey Jimi» performt. Die übrigens ist zu diesem Zeitpunkt verkatert. Ihr Gatte Nino händelt alle Ochsenknechts mit stoischer Geduld und ist der wahre Held dieses grossartigen Reality-Formats. Drum haben er und seine Chaya jetzt mit «Unser Hof» auch ein Spin-off bekommen.

Für Fans von: den Kardashians – bloss ohne Untertitel und das Geld. Herzlichen Kniestrumpf an alle, die die zwei Staffeln noch vor sich haben.

«Borgen» – Tipp von Social Media Editor Vanessa Vodermayer

Darum gehts: Es gibt viel zu erzählen, schliesslich ist diese dänische Politserie schon vier Staffeln lang! Aber beginnen wir von vorn: Birgitte Nyborg ist Vorsitzende einer linksliberalen Partei und schafft es als erste Frau an die Spitze Dänemarks. Sie erhält den Posten als Premierministerin – mit allem, was dieses Amt für sie als Frau, Mutter und Partnerin mit sich bringt. Mangelnde Ernsthaftigkeit in einem männerdominierten Parlament, öffentliche Bewertung ihrer äusseren Erscheinung, zähe Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf. Neben der eigentlichen Handlung zeigt «Borgen» – was übrigens umgangssprachlich für den dänischen Justiz- und Regierungssitz Schloss Christiansborg steht – Ausschnitte aus den Leben von Birgitte Nyborgs Wegbegleiter:innen samt Leidenschaften, Lieben und Laster. Die Serie gibts in der arteMediathek oder auf Netflix zu finden.

Deshalb ist die Serie so gut: Die erste Folge erschien vor über einem Jahrzehnt und wirkt (obwohl es sich um eine fiktive Erzählung handelt) mit ihrer Kritik am gesellschaftlichen Konstrukt auch 2023 kaum aus der Zeit gefallen. Wir kriegen Politintrige, Medienethik und Genderdebatte in soghaften 60-Minuten-Stücken serviert und fiebern gleichzeitig ständig in den Privatleben der Protagonist:innen mit. Deren Beziehungsstatus? Wie könnte es auch anders sein: Es ist kompliziert.

Für Fans von: «House of Cards» und «Suits», die sich am (Bewegt-)Bild Whisky-trinkender Anzugträger in Macho-Meetings sattgesehen haben.

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