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Eine Ode an die Stärke der Frau: Die Doku «Amazonen einer Grossstadt»
- Text: Vanja Kadic
- Bild: cineworx
Im Kinofilm «Amazonen einer Grossstadt» porträtiert die Schweizer Regisseurin Thaïs Odermatt drei Heldinnen, die für das kämpfen, was ihnen wichtig ist.
Die Schweizer Regisseurin Thaïs Odermatt macht sich in ihrem Dokumentarfilm auf die Suche nach modernen Amazonen der Grossstadt. In Berlin trifft sie dabei auf die ehemalige kurdische Freiheitskämpferin Zilan, auf die DJane Sara und auf die Kampfsportlerin Maryna. Die drei Frauen sind komplett verschieden, doch eins verbindet sie: Sie kämpfen kompromisslos für das, was ihnen wichtig ist – und lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen. Jede dieser drei Protagonistinnen erzählt ihre eigene Geschichte des Kämpfens.
Zilan wurde als 13-Jährige zur Guerillakämpferin ausgebildet. Sie liess den Krieg hinter sich, hat ihre Ausbildung abgeschlossen, ist heute alleinerziehende Mutter und will ihre Doktorarbeit machen. Den politischen Kampf führt sie weiter.
Sara, die als DJ «That Fucking Sara» bekannt ist, wurde als Baby in Bangladesch ausgesetzt und von einem dänischen Paar adoptiert. Als Teenagerin wurde sie zuhause wegen ihrer sexuellen Orientierung rausgeworfen. Im Dok erzählt Sara nicht nur von ihrer traumatischen Vergangenheit, sondern auch, wie sie sich als Frau in der männerdominierten Hip-Hop-Szene durchgesetzt hat.
Als Kontrast zu Sara und Zilan porträtiert der Film die Mixed-Martial-Arts-Kämpferin und Studentin Maryna. Während die beiden Frauen keine andere Wahl haben oder hatten, als zu kämpfen, hat sich die Sportlerin aktiv dafür entschieden: Der Ring ist ihre Leidenschaft – und je brutaler der Kampf, desto besser.
Die Porträts der drei Frauen werden mit Zwischenkapiteln über andere Amazonen verwoben: etwa Irmela, die in Berlin rechtsradikale Schmierereien und Graffiti übersprüht. Schade, dass die über 70-jährige Aktivistin verhältnismässig eher wenig vorkommt – gern hätte man mehr über sie und ihre Geschichte erfahren.
Grosser Respekt vor den Protagonistinnen
Oder aber die Protagonistinnen in den Zwischenkapiteln erscheinen nur dermassen kurz, dass man sich fragt, warum sie überhaupt vorkommen – etwa Uta, die nach ihrer Brustkrebs-Diagnose beide Brüste amputieren liess und heute als Aktivistin das gängige Schönheitsideal anfechtet. Den Platz und die Gewichtung, die die Frauen erhalten, um ihre Geschichte zu erzählen, hätte man anders aufteilen können.
Obwohl der Film seine Makel hat: Thaïs Odermatt schuf mit dem Dokumentarfilm eine bewegende Ode an die Stärke der Frau. Als Zuschauerin hat man grossen Respekt davor, wie offen die Protagonistinnen über ihre ausgefochtenen Kämpfe, über Siege und Niederlagen sprechen. Allein um den Geschichten dieser wahnsinnig spannenden und starken Protagonistinnen zuzuhören, lohnt sich der Kinobesuch.
«Amazonen einer Grossstadt» läuft im Kino