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«Die Shakespeare-Schwestern» – Sein oder nicht Schein

Kultur

«Die Shakespeare-Schwestern» – Sein oder nicht Schein

  • Text: Verena Lugert

Drei Schwestern habens nicht leicht: Ihr Papa spricht stets in Versen zu ihnen.

«Kommt, gehn wir; und zu allen Göttern fleht für unsere Mutter.» So beordert der Vater die drei Schwestern nachhause, die Mutter hat Krebs. Literaturprofessor ist er, mit Shakespeare-Schwerpunkt. Was heisst Schwerpunkt: Mittelpunkt, Erdkern, Lebensachse. Dauernd kommuniziert er über Textauszüge des Dichters mit seinem erwachsenen Nachwuchs. Trotz des literarischen Overkills ist der furchtsamen Rosalind, der glamourösen Bianca und der vagabundierenden Cordelia die Liebe zum Lesen geblieben. Wie verschieden sie sind, merken sie, als sie sich nun alle zuhause sammeln und der brüchige Vorhang sich langsam öffnet, der die einzelnen Lebensdramen bis jetzt verhüllt hat. Witzig, exzentrisch, funkelnd – ein grossartiges Buch für die eigene Schwester. Ob man es ihr nun schenkt oder um die Ohren haut.

Eleanor Brown: Die Shakespeare-Schwestern. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2012, 400 Seiten, ca. 22 Franken