«Kurds & Bündig» – Tipp von Reportage-Praktikantin Sonya Jamil
Darum geht’s: Die Kurden Yoldaş und Sero sind selbsternannte «trash talkers». In ihrem Podcast sprechen sie alles andere als kurz und bündig über kurdische Hochzeiten sowie ihre ersten Küsse und fragen ihre Hörerschaft, ob sie lieber ein Leben lang Schluckauf haben wollen oder das Kribbeln in der Nase, bevor man niesen muss. Übrigens ein guter Gesprächsaufhänger auf Dating-Apps, just saying.
Deshalb ist der Podcast so gut: Die Jungs sind selbstironisch, ehrlich und witzig – und meine Landsleute. Sie wissen also Bescheid über das riesige Buffet auf einer kurdischen Party und dass es üblich ist, einem Brautpaar in einem Briefumschlag Geld zu schenken. Klingt subtiler, als es ist: Die genaue Summe wird nämlich vor versammelter Mannschaft von einer verantwortlichen Person laut vorgetragen. Daraufhin folgt lautstarker Beifall – je nachdem, wie tief man in die Taschen gegriffen hat. Hach, danke für diese Kindheitserinnerung! Schnell nochmals in die 22 Folgen reinhören, bevor es im Frühherbst mit neuen Alltagsgeschichten weitergeht.
Für Fans von: Podcasts, in denen man über das liebe Leben spricht, dabei hundert Abzweigungen macht und schlussendlich gar nicht mehr weiss, um was es eigentlich ging.
«Savage Lovecast» – Tipp von Redaktorin Jana Schibli
Darum geht’s: Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die manchmal lieber einen Podcast anmacht, als den eigenen Gedanken zuzuhören. Ups. Dafür habe ich viele Empfehlungen! Am regelmässigsten höre ich dem schwulen amerikanischen Sexualratgeber Dan Savage zu, wie er in seinem «Savage Lovecast» jede Woche die Liebes- und Sexprobleme von anonymen Anrufenden zu lösen versucht.
Deshalb ist der Podcast so gut: Wie spreche ich den Wunsch nach einer offenen Beziehung an? Gehen Blowjobs und Feminismus zusammen? Was muss man bei einer Dom-Sub-Beziehung beachten, wenn eine Partei Kinder hat? Im Podcast behandelt Savage, der seit 30 Jahren Sexualratgeber ist, alles von komplizierten Beziehungsgespinsten bis hin zu Fällen, die offensichtlich erscheinen. Das kann unvorstellbar sein oder einem sehr nahe gehen, aber vor allem ist es eines: menschlich. Ausserdem tut es halt einfach gut, wenn die Probleme anderer die eigenen in Perspektive setzen. Besonders, wenn sie mit so viel Empathie, Wissen und Witz, aber nicht ohne Meinung behandelt werden.
Für Fans von: der Liebeskolumne in der Bravo als Teenie.
Extra Tipps (alle auf Englisch): Maintenance Phase (ein kritischer Blick auf die Wellness-Industrie), How Long Gone (lockere Interviews mit Menschen aus Mode, Musik und mehr), Longform (Interviews mit Autor:innen und Journalist:innen über ihre Arbeit), You Must Remember This (über die vergessenen Geschichten Hollywoods).
«Drinnies» – Tipp von Lifestyle-Praktikantin Nina Mäder
Darum geht’s: Giulia Becker und Chris Sommer sind Drinnies. Sie verbringen gerne Zeit drin. Allein. Denn sie sind introvertiert. In ihrem wöchentlichen Podcast direkt vom Dachboden aus besprechen sie auf witzige Art ihre bisherigen Erfahrungen mit unangenehmen Situationen als Drinnie. In verschiedenen Kategorien haben die Zuhörenden sogar die Chance, mitzuwirken. Beim «Drinsider» beantworten Giulia und Chris eingesendete Fragen und Ende Monat wird der oder die «Drinnie des Monats» anhand ihrer persönlichen Drinnie-Geschichte gekürt. Beim «Snack der Woche» wird mir wieder Mal bewusst, wie teuer Lebensmittel in der Schweiz sind – die beiden leben in Köln – und im «Bubble Update» erfahre ich, in welcher Welt sich die beiden gerade aufhalten. Letztens zum Beispiel in der Youtube-Bubble zu Kunst-in-Früchte-schnitzen. Und zwischen Kategorien feuern Giulia und Chris einen Gag nach dem anderen.
Deshalb ist der Podcast so gut: «Wir hoffen, es geht euch gut, und wenn nicht, ist auch okay.» So beginnt jede einzelne Podcastfolge. Für mich fühlt sich das jedes Mal wie eine warme Umarmung an. Denn es geht niemandem immer gut und auch die Erlaubnis zu haben, sich nicht gut zu fühlen, bestätigt sehr. Giulias und Chris’ Fokus liegt sehr auf der mentalen Gesundheit, beide sprechen offen über ihre Probleme damit und normalisieren damit den Diskurs darüber. Gleichzeitig lache ich laut los, wenn der Schweizer Chris Sommer in seinem übertriebensten Aargauerdialekt einen Füdlibürger imitiert. Denn die beiden sind einfach nur saulustig.
Für Fans von: «Gästeliste Geisterbahn» und «Zum Scheitern verurteilt».
«Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood» – Tipp von Mode-Praktikantin Tiziana Demasi
Darum geht’s: Bill und Tom Kaulitz treffen sich für ihren Podcast «Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood» wöchentlich in ihrem Musikstudio in L.A. und diskutieren mit einem guten Drink in der Hand über tagesaktuelle Themen sowie Klatsch und Tratsch aus Hollywood. Die Zwillinge reden aber auch ziemlich offen und ehrlich über private Ereignisse aus dem Hause Kaulitz und zerlegen den Senf, der in der Presse über sie geschrieben wird.
Deshalb ist der Podcast so gut: Als ich hörte, dass die beiden Brüder einen Podcast haben, war meine erste Reaktion: «Oh Gott, warum jetzt auch noch die?» Ihr müsst wissen, dass ich mit der Musik von Tokio Hotel rein gar nichts anfangen kann. Als ich in meinem letzten Urlaub dann das erste Mal reinhörte – die Neugier war zu gross –, war ich sofort darüber amüsiert, wie Bill und Tom auf witzige und natürliche Art Dinge aus ihrem Leben preisgeben. Sie quatschen über dunkle Tage in ihrer Karriere, welche prominenten Freund:innen bei ihnen ein- und aus gehen und über lustige Nächte, wo auch mal der eine oder andere Tipp gegen den Kater verraten wird. Ich mag den Podcast, weil die beiden kein Blatt vor den Mund nehmen. Er ist erfrischend locker, sodass man bei ihrem Gequassel einfach mal vom eigenen Alltag abschalten kann, mit ein bisschen Senf und einem guten Cocktail in der Hand. Und nein, die Musik höre ich immer noch nicht.
Für Fans von: den jungen Magdeburg-Zwillingen, die es durch den Monsun bis nach Hollywood geschafft haben. Und allen, die es ihnen einfach gönnen.
«Something Was Wrong»– Tipp von Redaktorin Vanja Kadic
Darum geht’s: «Something Was Wrong» ist ein englischsprachiger Storytelling-Podcast, in dem Menschen von einer lebensverändernden und aussergewöhnlichen Situation erzählen, in der sie sich befanden – und davon, wie sie sich wieder erholten.
Deshalb ist der Podcast so gut: Ich liebe Storytelling-Podcasts, in denen Personen ihre Geschichten teilen. Nebst «Risk», «The Moth», «This is Actually Happening» oder «This American Life» gehört «Something Was Wrong» zu meinen Favoriten, auch wenn ich mir nicht jede Folge anhören kann, denn die Geschichten können manchmal verstörend sein. Oft geht es in den Episoden um emotionalen Missbrauch in Beziehungen, Freundschaften oder in der Familie. Chronologisch erzählt jeweils ein:e Protagonist:in pro Folge, was genau passiert ist und, wie es der Name des Podcasts verrät, wann sie gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Wie zum Beispiel Sara, die dachte, sie heiratet den Mann ihrer Träume, bis sie eine Woche vor ihrer Hochzeit merkte, dass er ein falsches Spiel spielt. Oder Studentin Megan, deren neue Kameradin Katie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Der Podcast gefällt mir, weil die Geschichten der Protagonist:innen eindringlich, sehr spannend und lehrreich sind.
Für Fans von: Storytelling- und True Crime-Podcasts.
«Verbrechen der Vergangenheit» – Tipp von Lifestyle-Praktikantin Isabel Gajardo
Darum geht’s: Die Ermordung von Martin Luther King Jr., die Schreckensherrschaft eines chinesischen Palasteunuchen oder die Hinrichtung eines Grabräubers im antiken Ägypten: Verbrechen fanden zu allen Zeiten an allen Orten statt. GEO Epoche erzählt in diesem Podcast von Tragödien und Dramen vergangener Zeiten und beleuchtet die damalige Lebenswelt.
Deshalb ist der Podcast so gut: Obwohl der Podcast eigentlich zum True-Crime-Genre gehört, geht es darin vor allem um die jeweilige Zeit, in der das Verbrechen geschah. Das Herzstück jeder Folge ist ein Text, der im GEO Epoche erschienen ist und der für den Podcast von einem Schauspieler vertont wurde. Die Texte sind bis ins Detail akribisch recherchiert und sehr bildhaft geschrieben. Wortgewaltig lassen die Autor:innen die Vergangenheit lebendig werden. Somit ist der Podcast ein bisschen wie Kino für die Ohren. Gleichzeitig lernt man unheimlich viel über die Lebensweise, die politische Situation und den Alltag in einem bestimmten historischen Kontext. Und ist dabei bestens unterhalten. Fast wie eine Geschichtsstunde, nur besser.
Für Fans von: «Zeit Verbrechen», «SRF Zeitblende» und «Zeit Geschichte».
«Modern Love» – Tipp von Redaktorin Sandra Brun
Darum geht’s: In «Modern Love», dem Podcast der New York Times, erzählen echte Menschen von echter Liebe – von grossen und kleinen Liebesgeschichten, die sie erlebt haben. Von Liebe in all Shapes and Forms. Von Herzschmerz, manchmal, aber auch von Happiness. Von platonischer genauso wie von leidenschaftlich romantischer Liebe. Von kurzen feurigen Geschichten bis zur allumfassenden Langzeitliebe. Und ganz einfach vom unendlichen Glück, in diesem Leben zu lieben.
Deshalb ist der Podcast so gut: Wir stecken ja alle in unseren eigenen Lebens- und Liebesgeschichten fest. Und ich mag es wahnsinnig gerne, mithilfe von Geschichten in andere Lebens- und Liebesrealitäten einzutauchen. Genau das gelingt mit diesem Podcast vorzüglich, denn die Erzähler:innen lassen uns Zuhörer:innen sehr nahe ran an ihre Erfahrungen und Gefühle. An die grossartigen, aber auch die schmerzhaften. Und erinnern uns daran, wie unterschiedlich Liebe daherkommt. Und wie unverhofft wir sie manchmal finden – aber auch verlieren können. Und wie glücklich wir uns schätzen dürfen, wenn sie uns ein Stück unseres Wegs begleitet. Besonders schön: Die Podcast-Folgen basieren auf einer wöchentlichen Kolumne in der New York Times, die es bereits seit 18 Jahren gibt. Und neben dem Podcast sind daraus auch schon drei Bücher und die gleichnamige Serie entstanden (ebenfalls wärmstens empfohlen).
Für Fans von: guten Geschichten, die hängen bleiben. As simple as that.