Diablo Cody ist Ex-Stripperin und Drehbuchautorin («Juno»). Sie mag starke Frauen wie Charlize Theron.
annabelle: Diablo Cody, die Hauptfigur im Film «Young Adult», zu dem Sie das Drehbuch geschrieben haben, stammt wie Sie aus der Provinz. Sie ist zudem Autorin und will ihren verheirateten Highschool-Boyfriend zurückerobern. Wie autobiografisch ist der Film?
Klar, ich schreibe über persönliche Dinge, doch autobiografisch sind meine Geschichten nicht. Manche Ideen schöpfe ich aus eigenen Lebenserfahrungen, andere borge ich mir von Freunden oder Menschen, über die ich in der Zeitung lese.
Sie stammen aus einer Kleinstadt, heute leben Sie in Hollywood. Ein Kulturschock?
Ich bin froh, der Provinz entflohen zu sein. Wenn du dich nur mit Leuten aus deiner Vergangenheit umgibst, dann erinnern die dich ständig daran, wer du mal warst. Es gibt dir keine Möglichkeit, dich weiterzuentwickeln. Hollywood ist das andere Extrem. Eine Stadt voller Leute, die bedingungslos an sich glauben. Fast weltfremd. Ich muss mich dauernd daran erinnern, dass sie meine Mitstreiter sind und dass ich genauso selbstbewusst sein muss, obwohl ich von Natur aus Pessimistin bin. Denn hier lebe ich unter Leuten, die vor nichts haltmachen, um ihren Film zu realisieren.
Sie arbeiteten als Stripperin, um über die Runden zu kommen. Ein schwarzer Fleck in Ihrer Biografie?
Nein. Strippen ist erniedrigend. Aber als ich Sekretärin in einer Werbeagentur war, fühlte ich mich genauso entwertet.
Sie bezeichnen sich immer wieder dezidiert als Feministin. Weil das in Hollywood schon fast ein Schimpfwort ist?
Ja, und das frustriert mich. Deshalb oute ich mich bei jeder Gelegenheit als Feministin. Was ist falsch an der Forderung nach Gleichstellung? Selbst Frauen scheinen Angst davor zu haben. Deshalb gibt es in Hollywood so viele Schauspielerinnen, die lieber süsse, ungeschickte, unbedrohliche Mädchen spielen statt starke, unangepasste Frauen. Das gefällt den Studiobossen, doch ich weigere mich, solche Rollen zu schreiben.
Charlize Theron spielt in «Young Adult» die Hauptrolle. Sie gehört wohl nicht zu dieser Kategorie von Schauspielerinnen, oder?
Nein. Und ich bin ihr ja so dankbar. Ich sage ihr das jeden Tag. Das erste E-Mail heute ging an sie: «Danke schön, Charlize!» Hätte sie diesen Film nicht machen wollen, wäre er nie zustande gekommen.
«Young Adult» ist eine charmant-böse Kömödie mit Tiefsinn. Verwandlungskünstlerin Charlize Theron überzeugt als scharfzüngige Zynikerin.
Ab 16. 2.: «Young Adult» von Jason Reitman. Mit Charlize Theron und Patrick Wilson
