Wie kann man umweltschonend Häuser bauen, Fleischkonsum nachhaltiger gestalten und altbackene Zoccoli-Schuhe einen modernen Schliff verpassen? Dies sind nur ein paar wenige Fragen, die dieses Wochenende auf der Zukunftsmesse Criterion beantworten werden.
Nicht nur Denker braucht die Zukunft, sondern Macher – unter diesem Motto steht das Criterion Festival. Die 250 Messeaussteller wollen nicht nur einen Perspektivenwechsel Richtung nachhaltiger Kreislaufwirtschaft bezüglich Konsum aufzeigen, sondern vor allem auch zum Selbermachen anregen. Denn Interaktivität steht am Criterion an oberster Stelle: Eingeteilt in sechs Welten, von Essen bis Design und Garten, kann man im «Workshop Space» zum Beispiel Schilder selber bemalen oder am Sonntag im «Food Atelier» dank Esther Kern lernen, wie man Gemüse vom Blatt bis zur Wurzel verarbeitet. Und schwupps – schon sind ein paar Stunden vorbei. Welche fünf Aussteller mich besonders begeisterten, sehen Sie in der Bildergalerie.
Criterion Festival vom 28. bis 31. März in der Messe Zürich
1.
Ja, ich bin eine Naschkatze. Und wenn man mir ein tiefschwarzes Schoggiglace vor die Nase hält, kann ich nicht anders, als es anzunehmen. Beim Stand von Taucherli bleibe ich darum gleich hängen, als ich die «Ruby» entdecke: Die Pinke Leckerei, eine neu entdeckte Schokoladensorte auf dem Markt, schmeckt fruchtig-beerig, ohne je mit Beeren in Berührung gekommen zu sein, und nicht ganz so süss wie weisse Schokolade – gefällt mir. Auch die «La Donna»-Sorte mit Himbeeren, Rosenblüten und Haselnüssen und die eigentlichen Taucherli – Schokoquadrate am Holzstiel zum Eintauchen in heisser Milch – sind lecker. Das Besondere hierbei: Die Taucherli werden manuell und nach dem «Bean-to-Bar»-Prinzip hergestellt, da das Unternehmen die fair gehandelten Bohnen in Bioqualität als Ganzes selber importiert und in Zürich röstet und weiterverarbeitet.
2.
Bleiben wir beim Kakao: Was passiert eigentlich mit dem übrig gebliebenen Fruchtfleisch, nachdem die Schokoladenindustrie nur die Bohnen weiterverarbeitet? Diese Fragen stellten sich auch die drei Gründer von Cocoa, als sie eigentlich Solaranlagen nach Ghana bringen wollten. Zusammen mit der ZHAW und ETH entwickelten sie ein Verfahren, um aus dem Fruchtfleisch einen Saft herzustellen. Die Solaranlagen stehen heute mitten im Dschungel, damit das Kakaobohnenfleisch direkt an Ort und Stelle gepresst werden kann. Mit seiner leichten Säure und Frische versüsst dieser Saft nun Desserts aller Art ohne zusätzlichen Zucker. Das feine Sorbet und Cheesecake von der Partner-Patisserie g’nuss überzeugte jedenfalls.
3.
Hanf entgegnet einem derzeit gefühlt überall – ob CBD-Tropfen gegen Schmerzen, Hanffasern in Hemden oder als Nussöl überm Salat. Von Hanf als Baumittel hatte ich bislang aber noch nie gehört. Der Südtiroler Bauberater Werner Schönthaler entdeckte nach einer Krankheit nicht nur einen nachhaltigeren Lebensstil, sondern auch, dass die Bauindustrie Hanffasern bisher noch gar nicht beachtet hatte – und entschied kurzerhand, Ziegelsteine aus Hanf zu produzieren (kann man das so sagen? Hat er es erfunden?). Vermischt mit Naturkalk, Mineralien und Wasser wird die Pflanze zu einem steinharten Klotz, der Wärme speichert und Schall dämpft, sodass es kein zusätzliches Dämmmaterial braucht. Ausserdem bindet Hanf CO2 und reinigt somit die Raumluft.
4.
Sharing is caring! Wir teilen Auto, Ferienwohnung oder Designertaschen – warum nicht auch, was wir essen. Auf der Plattform kuhteilen.ch kann man sich zusammen mit über dreissig anderen Fleischliebhabern ein Rind, Lamm oder «Söili» teilen. Dank dem sogenannten «Crowdbutchering»-Konzept wird ein Tier erst dann geschlachtet, wenn es auch komplett verkauft ist. Nach 4 bis 5 Wochen bekommt man dann mehrere fertige Produkte, vom Steak bis zum Burger, vom Kopf bis zum Schwanz – so wie früher bei meinen Grosseltern auf dem Bauernhof. Meine Kuh vom Bio Hof ist schon zu 85% verkauft. Wie steht es um Ihr Rindsfilet?