Gabriel Orozco war schon immer für eine Überraschung gut. So kam er im Jahr 1993, als ihn das renommierte New Yorker Moma als jüngsten Mexikaner zu einer Soloschau einlud, mit fast leeren Händen. Alles, was er dabeihatte, war eine vor Dreck starrende Lehmkugel, die er tags zuvor durch Manhattan gerollt hatte, eine Hängematte für den Skulpturengarten und ein paar Fotos, die Hauchflecken auf einem Klavier oder feuchte Velospuren auf dem Asphalt zeigten. Als kleine Zugabe bat er die Bewohner der umliegenden Apartmentblocks, täglich frische Früchte auf ihren Fenstersimsen zu arrangieren. Die Dreistigkeit und sein eigenwilliges Gespür für Poesie, mit denen er im Heiligtum der Gegenwartskunst nichts als eine Hand voll flüchtiger Gesten zeigte, machten Gabriel Orozco auf einen Schlag berühmt. Heute gilt der 47-Jährige als einer der wichtigsten und witzigsten Konzeptkünstler seiner Generation. Erstmals in der Schweiz ist sein spielerisches Werk nun in einer grossen Retrospektive in Basel zu sehen – inklusive legendärer Meisterwerke wie der ausgehungerten Citroën-Skulptur «La DS» und des Schädelobjekts «Black Kites» mit Schachbrettmuster.
Gabriel Orozco, Kunstmuseum Basel, 18. 4. bis 8. 8.