Ein Vademecum: Michael Hanekes berührendes Kammerspiel «Amour».
«Was soll jetzt schon werden», meint der Mann zur Tochter. «Es wird immer schlechter und geht dann zu Ende.» Seine Frau hat einen Schlaganfall hinter sich, der sie für den Rest ihrer Zeit ans Bett fesseln wird.
Windelnwechseln und die Ernährung mit Schnabeltasse lösen jetzt die Konzertbesuche ab, die das über 80-jährige Paar vor wenigen Wochen noch unternahm. Es ist schwer, doch ein Heim, das hat er versprochen, kommt nicht infrage.
Altern und körperlicher Verfall sind Themen, die das Kino jetzt immer öfter umtreiben. So zärtlich wie jetzt von Regisseur Michael Haneke hat man sie aber noch nie beschrieben gesehen. Seine atemberaubende einfache Bildsprache schildert alles ganz genau, ohne je voyeuristisch zu sein. Eine tiefe Würde liegt in «Amour», auch ein Trost. Ein Vademecum für kommende Zeiten.
Ab 4. 10.: «Amour» von Michael Haneke («Das weisse Band»). Mit Jean-Louis Trintignant und der fantastischen Emmanuelle Riva, die am 28. 9. Ehrengast am Zurich Film Festival ist, wo der Film seine Schweizer Premiere hat. Tickets: www.zff.com