Ablenkung schadet im Moment nicht. Sie brauchen einen Serien-Tipp? Wir stellen Ihnen fünf spannende Serien vor, mit denen sich die Pandemie zumindest ein bisschen ausblenden lässt.
«Tehran» auf Apple TV+ – Tipp von Praktikantin Sandra Brun
Darum gehts: Die israelische Agentenserie wagt sich an den Israel-Iran-Konflikt: Was mit einer verdeckten Operation des israelischen Geheimdiensts Mossad beginnt, bei der die iranische Luftabwehr für einen Bombenangriff ausgeschaltet werden soll, geht bald über den klassischen Agententhriller-Stoff hinaus. Es entwickelt sich eine Geschichte über Identitätsverschleierung und emotionale Kollateralschäden. Die Bildwelt der Serie springt zwischen der technisch-kühlen Mossad-Zentrale, den tristen Räumlichkeiten am Sitz der Revolutionsgarde und den farbigen Strassen Teherans. Doch was optisch einfach auseinanderzuhalten ist, scheint in Wirklichkeit gar nicht so weit voneinander entfernt zu sein.
Deshalb ist die Serie so spannend: Weil die Geheimdienstarbeit in dieser Serie keinerlei Glamour hat, sondern gezeigt wird, wie zermürbend und einsam dieser Job ist, bei dem alle Beteiligten jederzeit alles verlieren können. Hier wird nicht blinde Ideologie gezeigt, sondern viel menschliches Gefühl. Und nichts ist, wie es scheint – ergo Nägelkauen bis morgens um zwei Uhr.
Für Fans von: «Homeland», «Alias».
«The Staircase: Tod auf der Treppe» auf Netflix – Tipp von Redaktorin Vanja Kadic
Darum gehts: Der US-Autor Michael Peterson findet seine Ehefrau im Dezember 2001 tot am Ende einer Treppe im gemeinsamen Haus. Sie muss gestürzt sein, behauptet er. Die Staatsanwaltschaft hingegen vermutet einen Mord. Die Doku-Serie «The Staircase» beleuchtet den Fall aus Petersons Sicht und begleitet ihn während des Gerichtsprozesses.
Deshalb ist die Serie so spannend: Hat Michael Peterson seine Ehefrau kaltblütig umgebracht oder war es ein Unfall? Trügt das idyllische Familienbild? Was geschah in jener Nacht auf der Treppe? Diese Fragen stellt und beantwortet man sich während jeder Folge immer wieder neu. Man fragt sich konstant, ob es grusligerweise tatsächlich sein kann, dass jemand die Fassade einer perfekten Familie derartig gut aufrechterhalten kann. Oder staunt, wenn man mal wieder glaubt, dass es Peterson nicht getan hat, wie schnell man in eine solch heikle Situation kommen kann und eines Mordes beschuldigt wird. In «The Staircase» ist man hautnah dabei, als sich der Gerichtsprozess um Michael Peterson entwickelt. Die vielen überraschenden Wendungen machen das Binging-Potenzial der relativen üppigen Doku-Serie (13 Folgen!) hoch.
Für Fans von: True-Crime-Fällen und nervenaufreibenden Plot-Twists.
«Ratched» auf Netflix – Tipp von Praktikantin Anna Böhler
Darum gehts: Im Mittelpunkt steht die schlagfertige und stets adrett gekleidete Krankenschwester Mildred Ratched. Als diese beginnt, in einer Psychiatrie zu arbeiten, lüftet sich ein Geheimnis nach dem anderen. Basierend auf Ken Keseys Roman «Einer flog über das Kuckucksnest» erzählt der Psychothriller die Vorgeschichte der titelgebenden Tyrannin.
Deshalb ist die Serie so spannend: Bereits die ersten Szenen sind brutal und gleichzeitig fesselnd. Man will wegschauen, schafft es jedoch nicht – dieses Gefühl wird man in der ganzen Staffel nicht los. Aufhören kann man erst, wenn man die Geheimnisse eines jeden Protagonisten kennt. Ratched hat zwei Seiten und ist schwierig einzuschätzen: In einer Szene ist sie eiskalt und in der nächsten dann wieder barmherzig. Spannung pur!
Für Fans von: «American Horror Story».
«Fauda» auf Netflix – Tipp von Redaktorin Helene Aecherli
Darum gehts: Mehrere Agenten, darunter eine Agentin, einer Eliteeinheit des israelischen Militärs haben den Auftrag, im Westjordanland mutmassliche Terroristen aufzuspüren und deren Netzwerke aufzudecken. Ein Plot, der sich schnell in Klischees verheddern könnte (und bei palästinensischen Zuschauern auf heftige Kritik gestossen ist), doch sind die Figuren keineswegs nach einem simplen Schwarz-Weiss-Muster gestrickt, sondern als ambivalente Charaktere gezeichnet, die gefangen sind in einem Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt. So gibt es in «Fauda» letztlich keine Gewinner, sondern nur Verlierer, Israeli wie Palästinenser – was zwar frustrierend ist, die Geschichte aber vor Kitsch bewahrt.
Deshalb ist die Serie so spannend: Wenn mir in den letzten Wochen und Monaten etwas den Schlaf raubt, dann ist es «Fauda». Ich kann mich nicht einfach aufs Sofa fläzen und immer wieder mal gemütlich ein paar Folgen reinziehen, sondern muss meine «Fauda»-Abende regelrecht planen, da ich weiss, dass ich danach nicht schlafen kann – was mich beunruhigt, denn ich bin alles andere als eine Serien-Afficionada. Aber was die beiden Drehbuchautoren Avi Issacharoff und Lior Raz hinlegen, ist atemberaubend. Die Szenen sind mit einer Rohkraft geschnitten, die ich so noch nie gesehen habe.
Für Fans von: Politthrillern.
«The Handmaid’s Tale» auf Amazon Prime – Tipp von der Stv. Chefredaktorin Kerstin Hasse
Darum gehts: Eine Umweltkastrophe hat dazu geführt, dass fast die ganze Menschheit unfruchtbar ist. Mit einem politischen Putch gelingt es einer religiös-fundamentalistischen Gruppe die Macht über die USA zu ergreifen. Im neu gegründeten Staat Gilead werden Frauen, die in ihrem früheren Leben bereits Kinder gebären konnten, als Mägde gehalten. Die Serie begleitet June – nicht nur in ihrem Leben als Handmaid, sondern auch in vielen Rückblenden in ihr früheres Leben als Mutter, Frau und Feminisitin.
Deshalb ist die Serie so spannend: Ja, es mag sein, dass wir von Umweltkatastrophen und Weltuntergangsstimmung grad nichts hören wollen. Ich verstehe das. Und ich gebe zu, dass es eine Szene in der Serie gibt, in der alle Maske tragen, die mir – aus Gründen – auf mehreren Ebenen sehr eingefahren ist. Aber! Ich habe mich seit drei Jahren nicht getraut, diese Serie zu schauen, weil mir immer wieder gesagt wurde, dass sie so brutal sei. Und damit wird man «The Handmaid’s Tale» einfach nicht gerecht. Das Drehbuch, das auf dem Buch von Margaret Atwood basiert, ist grossartig. Die Dialoge schlau und die Besetzung fantastisch – allen voran mit einer grossartigen Elisabeht Moss als June. Was mich aber absolut faszinierte – und dementsprechend auch von der Welt um mich herum abgelenkt hat – ist die Szenografie. So viele starke Bilder kombiniert mit einem geilen Soundtrack, das ist einfach richtig gutes Fernsehen. Wer also ebenfalls bis anhin Angst vor der Serie hatte, sollte diese schleunigst überwinden.
Für Fans von: dystopischen Serien à la «Black Mirror» oder Serien mit ähnlich starken Protagonistinnen wie «Orange is the new Black».