Serien & Filme
5 Serientipps aus der Redaktion
- Text: Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: Marc Hom / Courtesy of Sundance Institute
Keine Lust auf Strandbar oder Outdoor-Disco? Dann ab auf die Couch! Hier kommen fünf tolle Serien, die wir euch empfehlen.
«State of the Union» (arte TV) – Tipp von Chefredaktorin Barbara Loop
Darum gehts: Zwei Staffeln, zwei Ehekrisen. Die erste Staffel beginnt nur wenige Minuten vor der ersten gemeinsamen Therapiesitzung – Louise (Rosamunde Pike) und Tom (Chris O’Dowd) treffen sich in einem Pub zur Aussprache. Sie reden viel und schnell, lustig und ehrlich, verletzend und verzweifelt über ihr inexistentes Sexleben («wie Usain Bolt mit einer Sehnenzerrung»), über Gemeinsamkeiten (15 Ehejahre, Kinder, Kreuzworträtsel und «Games of Thrones») und ihren Seitensprung. Zwei schnelle und geistreiche Beziehungskomödien, bestehend aus jeweils zehn zehnminütigen Dialogen.
Deshalb ist die Serie so gut: Die Serie ist dann richtig gut, wenn die – vermeintlich korrekten – Annahmen von Gerechtigkeit plötzlich nicht mehr so eindeutig sind. Etwa wenn Camille gegen ein Bistro protestiert, das gentrifiziert wurde – und kurz darauf herausfindet, dass ihr Ex-Freund Ian dort soeben eingestellt wurde, was für ihn als Schwarzen Chefkoch in der Spitzengastronomie noch immer keine Selbstverständlichkeit ist. Oder wenn Tye als Erfinderin einer diversen Dating-App davor zurückscheut, öffentlich eine weisse Frau zu daten – und sich diese Haltung nicht mit ihren eigentlichen Gefühlen vereinbaren lässt. Dazwischen gibt es noch viel Raum für das Zelebrieren von Frauenfreundschaften und Datingeskapaden – manchmal rutscht die Serie dann auch ein wenig in gar seichte Gefilde ab.
Für Fans von: «Sex and the City», «Girls»
«Poker Face» (Sky Show) – Tipp von Co-Leiterin Digital a. i. Vanja Kadic
Darum gehts: Charlie Cale (fantastisch: Natasha Lyonne) hat ein besonderes Talent: Sie ist ein menschlicher Lügendetektor und erkennt sofort, wenn ihr Gegenüber etwas zu verbergen hat oder ihr einen Bären aufbinden will. Hals über Kopf muss die Casino-Mitarbeiterin ihr Leben in der Wüste Nevadas hinter sich lassen – und begibt sich auf die Flucht durch die USA. Dabei gerät sie als Hobbydetektivin immer wieder in rätselhafte Situationen und löst mithilfe ihrer Gabe Mordfälle.
Deshalb ist die Serie so gut: Ich habe mich schon in der ersten Folge in die Hauptfigur Charlie verliebt: Ihr trockener Humor, ihre Coolness und ihre Empathie machen sie zur Sympathieträgerin und man schaut ihr auf ihrer Reise, auf der sie immer wieder andere Aushilfsjobs annimmt, gerne zu. Mir gefällt besonders, dass die Episoden in sich geschlossen sind: Da die Fälle an den verschiedenen Orten, an die Charlie reist, super unterschiedlich sind, wird es dank neuer Figuren, Schauplätze und Settings nie langweilig. In einer Folge arbeitet Charlie etwa in einem Altersheim, in der nächsten in einem BBQ-Restaurant und in der übernächsten ist sie Merch-Girl einer Band. Auch der restliche Cast – Chloë Sevigny, Adrien Brody, Hong Chau, Ron Perlman – ist grossartig. Als ich die letzte Folge fertig schaute, wurde ich richtig traurig. Ich hoffe auf eine zweite Staffel!
Für Fans von: Schlauen Komödien. Und Krimiserien, die einem keine Albträume machen
«Beef» (Netflix) – Tipp von Redaktorin Sandra Brun
Darum gehts: Die Geschichte beginnt mit einem Mittelfinger, den die gestresst-erfolgreiche Amy (Mimik-Queen Ali Wong) aus dem Fenster ihres teuren SUVs dem frustriert-erfolglosen Danny (Steven Yeun) zeigt. Sie schneidet ihm den Weg ab, er hupt, alles schaukelt sich hoch und gipfelt in einer wilden Verfolgungsjagd quer durch schicke Vorgärten in L.A. Und endet nicht damit, denn beide steigern sich immer mehr in diesen Streit hinein, bekämpfen sich auf immer absurdere Weise und ziehen natürlich auch ihr Umfeld zunehmend mit hinein.
Deshalb ist die Serie so gut: Weil man so richtig schön mitleidet und sich regelmässig in den Charakteren wiedererkennt: in der Situation, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, oder darin, nicht nachgeben zu können, weil man einfach recht haben will. Und weil es eben doch auch um grössere Dinge geht als diesen «Beef»: Um Vereinbarkeit, Beziehungen, Familie und die eigene Definition von Glück und Erfolg.
Für Fans von: Schwarzem, sarkastischem Humor à la «Bad Sisters», «The Flight Attendant» oder «Dead to Me» (allesamt übrigens auch grosse Empfehlungen)
«Shrinking» (Apple TV+) – Tipp von Editor-at-large Jacqueline Krause-Blouin
Darum gehts: Um den ultimate sad white guy Jimmy Lard (Jason Segal), einen um seine Ehefrau trauernden Therapeuten, der alle Regeln der Therapie über den Haufen wirft und seinen Klient:innen plötzlich bedeutend mehr sagt als «how does that make you feel?».
Deshalb ist die Serie so gut: Eigentlich ist «Shrinking» eine Familiengeschichte, die in den besten Momenten richtig ans Herz geht. Zuweilen driften die Dialoge ins Seichte ab, dann nervt es etwas, dass die Hauptfigur krampfhaft vom Publikum geliebt werden will, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Grossartig unaufgeregt: Harrison Ford als Lards Praxis-Kollege Paul. Eine witzige Serie über Trauer – das ist nicht einfach, gelingt hier aber sehr charmant. Ausserdem ist «Shrinking» eine heimliche Liebeserklärung an L.A. und all seine übertherapierten Weirdos.
Für Fans von: «Ted Lasso», «Fleabag»
«Succession» (Sky Show) – Tipp von Editor-at-large Jacqueline Krause-Blouin
Darum gehts: Im Mittelpunkt der Serie steht die Familie Roy, Eigentümer von Waystar RoyCo, einem globalen Medien- und Unterhaltungskonzern, die um die Kontrolle des Unternehmens kämpft, während die Gesundheit des Familienpatriarchen ungewiss ist. Bei den Roys gilt: Jeder gegen jeden und die Familie ist höchstens zum Bekämpfen da. Auf dieser Liste darf «Succession» einfach nicht fehlen, jetzt, wo die vierte und letzte Staffel derart eingeschlagen hat. Das Finale ging soeben mit einem Bang zu Ende, von dem ich mich Tage später noch nicht erholt habe.
Deshalb ist die Serie so gut: Jeder, der in den letzten Monaten nicht unter einem Stein gelebt hat, weiss, dass «Succession» sehr erfolgreich war. Aber mit der letzten Staffel hat sich noch einmal gezeigt: Diese Serie wird auf Sopranos-Niveau in die Geschichte eingehen, davon bin ich überzeugt. An dem HBO-Drama ist einfach alles perfekt: die Dialoge, die schauspielerische Leistung, die überraschenden Plot Twists, das glamouröse Setting und das Allerwichtigste: Cast, Cast und nochmals Cast. Meine persönliche Lieblingsfigur ist Shiv Roy, die einzige Frau unter den Roy-Geschwistern. Es ist eine Kunst, ein vermeintlich unsympathisches Biest so nuanciert zu spielen.
Für Fans von: «Billions», «The Undoing», «House of Cards», «The White Lotus»